STOP THE BEAST – MALEREI GEGEN DIE GROSSE ZERSTÖRUNG

Dieses komplexe, 250 x 600 cm große Gemälde setzt sich facettenreich mit der Zerstörung durch den Braunkohletagebau im Rheinland auseinander. Das Leipziger Künstlerduo Helge & Saxana malten das Bild im Juli/August 2021 in einer Scheune von Eckardt Heukamp, dem letzten Bewohner von Lützerath, der sich noch der Zwangsenteignung durch RWE und dem Abriss des Dorfes entgegenstemmt. Die sechs Dörfer Lützerath, Keyenberg, Kuckum, Unter-Westrich, Ober-Westrich und Berverath sollen für die Ausweitung von Garzweiler II demnächst dem „Beast“ (Braunkohlebagger) zum Opfer fallen. Geht es nach dem Willen von RWE, wird dadurch die Liste der 300 Dörfer, die in den letzten 30 Jahren für Kohle zerstört wurden, noch verlängert und den 44000 Enteignungen werden weitere hinzugefügt.

Immerath nach seiner Zerstörung, Google Earth 2021-08-20

Nachdem Immerath mit dem weithin bekannten „Dom von Immerath“ dem Erdboden gleich gemacht wurde, stehen die Bagger jetzt unmittelbar vor Lützerath und Keyenberg, die vermutlich mit Beginn der Rodungssaison in diesem Jahr fallen sollen. Viele Organisationen widersetzen sich dieser anachronistischen Zerstörung, die angesichts der Klimakatastrophe und des dringend erforderlichen Kohleausstiegs nicht mehr zu rechtfertigen ist.

Das Ölgemälde von Helge & Saxana, das den Titel „Das gro?e Gelingen“ trägt, wurde im Rahmen der Aktions- und Veranstaltungswochen „Kultur ohne Kohle“ am 14. August 2021 der Öffentlichkeit vorgestellt. Vom „Scheunen-Atelier“ trugen Freund*innen und Besucher*innen das Bild am Grubenrand entlang und stellten es am Ende einer bereits weitgehend abgerissenen Straße dem „Beast“ entgegen. Dies erinnerte an eine Aktion im September 2018, als über 100 Menschen wie Blattschneiderameisen Gemälde in den Hambi trugen, nachdem die Polizei Malmaterialien des Künstlerpaares konfisziert und damit ein „Malverbot“ im Wald verhängt hatte. Am Ausstellungsort des neuen Bildes hielt Bazon Brock eine wortgewaltige Rede über die Zerstörung der Natur durch den Menschen.

Die Vielschichtigkeit des Bildes kann hier nur ansatzweise erläutert werden. Es zeigt die beispiellose Zerstörung durch das „Beast“, das sich von rechts durch das Bild frisst und in einer großen Flut den „Dom von Immerath“,  Eckhardts Hof, Bäume und ein Kinderzimmer mit Wandzeichnungen aus dem Dschungelbuch in eine Canyon-Landschaft hinabreißt. Die Kühltürme der Kohlekraftwerke am oberen rechten Bildrand, die hinter den Baggern der Braunkohlegrube zu sehen sind, stehen vor einem bedrohlichen Himmel.  Aber auch der vielfältige Protest gegen das „Beast“ ist dargestellt. Links unten in der Ecke des Kinderzimmers ist das gelbe Kreuz gemalt, das auf einem „Kreuzweg für die Schöpfung“ in 26 Etappen vom Wendland ins Rheinland getragen wurde. Der dschungelartige Hambi am rechten unteren Bildrand ist bevölkert mit vielen Tieren, die auch im gesamten Bild auftauchen und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft nähren. Fantasievolle Baumhäuser sind gleich an mehreren Stellen im Bild dargestellt. Auch die Gedenkstätte an den im Hambi verstorbenen Journalisten Steffen Meyn ist im Gemälde zu finden. Den Hambi überragt ein hoher, im Herbst 2018 errichteter Baumstamm mit einem Waldbeschützer im Ausguck. In der Mitte des Bildes sitzt ein libellenartiger Fantasievogel über einem grünen Nest, in dem die Erdkugel ruht. Mit einer kleinen Bildergeschichte „Stop the Beast“ in unserer Kategorie Fotos wollen wir diesen künstlerischen Beitrag zu den Protesten würdigen. Weitere Informationen zum Bild unter https://www.helge-saxana.com.