Mehrere Tausend Menschen machten am Castor-Aktionstag an zahlreichen Orten in der ganzen Bundesrepublik darauf aufmerksam, dass unmittelbar vor dem 1. Advent wieder ein Castor-Transport mit hochradioaktivem Müll aus La Hague nach Gorleben geplant ist. Dieser Transport ist nach unserer Auffassung unverantwortlich. Noch lange ist in Deutschland kein geeignetes Endlager für Atommüll in Sicht. Das ziellose Umherfahren und Zwischenlagern von Atommüll wirkt daher wie ein absurdes Theaterstück. Die oberirdische Lagerhalle in Gorleben ist sehr unsicher und die Strahlenwerte überschreiten bereits jetzt die zulässigen Grenzwerte. Ein weiteres Einlagern von Atommüll muss daher unterbleiben. Der Transport nach Gorleben ergibt auch deshalb keinen Sinn, weil der dortige Salzstock als Endlager nachweislich ungeeignet ist. Wenn man trotzdem an dieser Stelle die Castoren konzentriert, entsteht der Verdacht, dass man auf diese Weise vollendete Tatsachen schaffen will. Dafür sprechen auch die hohen Investitionssummen und die intensiven Ausbaubestrebungen im Rahmen der „Endlagersuche“.
Aus diesen und zahlreichen weiteren Gründen nahm auch das Friedberger Aktionsbündnis gegen Atomkraft, diesmal unterstützt von den Jusos Wetterau, an den Protestaktionen am Castor-Aktionstag teil. Ausgestattet mit Atomfässern, Fahnen und Infomaterial trafen sich die Atomkraftgegner/innen am Friedberger Bahnhof, um von dort aus zu einem „alternativen Castor-Transport“ zu starten. Mit der Bahn ging es über Frankfurt nach Darmstadt, wo wir uns der Demonstration der südhessischen Anti-Atom-Gruppen anschlossen. Nach Aktionen vor und im Darmstädter Bahnhof fand eine Demonstration entlang der möglichen Castor-Strecke nach Kranichstein statt, an der rund 100 Personen, begleitet von einem stattlichen Polizeiaufgebot, teilnahmen. Auf den beiden Kundgebungen in Darmstadt machten die Sprecher von atomkraftEnde-Darmstadt deutlich, dass der Standort Gorleben lediglich aus politischen Gründen als mögliches Endlager gewählt wurde und nicht weil er besonders geeignet wäre. Skepsis wurde aber auch gegenüber der derzeitigen, wenig durchdachten Forderung von Greenpeace geäußert, den Atommüll – statt in Gorleben – in Philippsburg zwischenzulagern, denn auch diese Halle ist keineswegs sicherer. Stattdessen vertrat man die Auffassung, dass solche Atomtransporte grundsätzlich zu unterbinden seien, solange die Atomkraftwerke weiterlaufen und zusätzlichen Atommüll produzieren. Auch wurde mehrfach darauf hingewiesen, dass der sog. Ausstiegsbeschluss des Bundestages keineswegs eine Verkürzung der Laufzeiten von Kernkraftwerken bedeutet, wie irrtümlich in weiten Kreisen der Bevölkerung angenommen wird. Tatsächlich sind die Laufzeiten der Atomkraftwerke gegenüber dem Ausstiegsbeschluss von 2001 sogar verlängert worden. Immer wieder forderten Sprecher und Demonstranten daher in Sprechchören das sofortige Abschalten der Atomkraftwerke und den Stopp der Castortransporte.
Tipp: Eine gelungene Übersicht über die neuen Laufzeiten wurde von atomkraftENDE Darmstadt zusammengestellt und uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt. Sie befindet sich als Druckversion auch unter Material. (Vgl. auch atomkraftendedarmstadt.blogsport.de)
Monat: Oktober 2011
Unser Selbstverständnis
Liebe BesucherInnen unserer Homepage!
Das Friedberger Aktionsbündnis – Wir stellen uns quer wurde Ende 2010 als Reaktion auf die Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke gegründet. Auch in Friedberg und der Wetterau wollten wir gegen die Atompolitik der schwarz-gelben Bundesregierung protestieren und uns den zahlreichen Anti-Atom-Gruppen in der Bundesrepublik anschließen. Unsere ersten Aktionen richteten sich im Dezember 2010 und Februar 2011 gegen die Castor-Transporte nach Lubmin und traten für den sofortigen Atomausstieg ein. Neben diesen lokalen Aktionen in Friedberg und Bad Nauheim mobilisierten wir auch für die bundesweite Großdemonstration in Stuttgart, um gemeinsam mit der Anti-Atom-Bewegung die Bundesregierung zu zwingen, den Beschluss zur Laufzeitverlängerung zurückzunehmen und die Atomkraftwerke abzuschalten. (Vgl. Berichte und Fotos.) Es bedurfte bedauerlicherweise der Katastrophe am 11. März 2011 in Fukushima, damit die Bundesregierung endlich ihren eklatanten Fehler erkannte und nicht zuletzt aus Furcht vor dem Machtverlust in letzter Minute eine Kehrtwende vollzog. Das Friedberger Aktionsbündnis begrüßt das sofortige Abschalten der ältesten Reaktoren, ist sich aber gleichzeitig darüber bewusst, dass der Ausstiegsbeschluss eine „Mogelpackung“ ist, denn viele Atomkraftwerke sollen jetzt sogar noch länger laufen als schon von der rot-grünen Bundesregierung beschlossen worden war. Laufzeiten bis 2022 und die weitere Produktion von geschätzten 2,5 Millionen kg hochradioaktivem Atommüll stellen ein unverantwortliches Risiko dar und können von uns nicht akzeptiert werden.
Wir setzen unsere Aktivitäten aber auch deshalb fort, weil bis zum Abschalttermin des letzten Atomkraftwerks sicher noch mit einigen Versuchen zu rechnen ist, den Ausstiegsbeschluss ein weiteres Mal rückgängig zu machen. Wir wollen auch zukünftigen Regierungen jegliche Lust auf solche Versuche nehmen.
Allerdings will sich das Friedberger Aktionsbündnis nicht damit begnügen, lediglich den sofortigen Atomausstieg zu fordern, sondern wir wollen uns in Zukunft auch verstärkt für eine beschleunigte Energiewende vor Ort einsetzen. Wir treten dafür ein, die Energieversorgung in der Wetterau schnellstmöglich und vollständig auf erneuerbare Energie umzustellen.
Wir würden uns freuen, wenn auch Sie sich für dieses Ziel engagieren und sich an unseren Aktionen beteiligen würden. Das Friedberger Aktionsbündnis lädt Sie herzlich dazu ein.
Für das Friedberger Aktionsbündnis
Christa Knoke-Wilhelm
Hans-Dieter Wagner