Zeitenwende – Ein Rückblick auf das Jahr 2022

Querstellen bedankt sich für diesen Gastbeitrag von Kornelia Zapf (Butzbach), der am 19. Januar 2023 im Meinungstreff der Wetterauer Zeitung veröffentlicht wurde:

Erschreckend: Es gibt wieder Krieg in Europa. Und Pazifisten sind – zu Recht – gezwungen Waffen in Kriegsgebiete zu liefern.

Absurd: Die Reichsbürger wollen die Demokratie, in der sie leben und die ihnen die Freiheit gibt ihre irrsinnigen Gedanken auszuleben, stürzen. So planen diese einen Putsch, um ein neues Kaiserreich zu errichten.

Traurig: Deutschland wird immer wärmer und trockener. Aber den Politikern, besonders denen der FDP, ist das nicht so wichtig – Hauptsache freie Bürger dürfen sich auf den Autobahnen zu Tode rasen. Was soll diese Blockadehaltung gegen das Tempolimit? Und auch der öffentliche Nahverkehr wird nur schleppend wieder aufgebaut – eine große Aufgabe, da der letzten Regierung Autobahnen wichtiger waren als Bahn und Bus. Schienen wurden abgebaut, die jetzt fehlen.

Drei Atomreaktoren verbleiben am Netz und werden noch bis Ende April laufen: Und schon hört man wieder Stimmen, die sagen, man könnte die Atomkraftwerke doch noch länger laufen lassen – sogar weitere hinzunehmen. Aber die Kraftwerke sind alt, und sollte man neue Brennstäbe kaufen, fängt die ganze Sache mit dem Atomstrom von vorne an. Wo soll der ganze Atommüll hin? Es gibt immer noch kein Endlager, denn kein Bundesland will diesen bei sich selber. Bayern kann ihn doch übernehmen. Die haben sich den erneuerbaren Energien stets verweigert, wollen aber nicht mit den Konsequenzen der Atomenergie leben.

Kohle ist wieder der Renner: Dörfer werden vernichtet nur um die Braunkohle abzubauen, und das obwohl wir – aus Klimatechnischen Gründen – schon längst aus der Verstromung mit Kohle hätten aussteigen müssen. Bei all dem verwundert es mich nicht, dass junge Menschen dabei nicht mehr tatenlos zusehen können und sich sogar an Straßen festkleben, um auf die vorhandenen Gefahren des Klimawandels hinzuweisen.

Die „Fridays for Future“-Bewegung wurde belächelt und schlecht gemacht. Den Klimaschützern und Wissenschaftlern wurde nicht zugehört: Also wird eine gewaltlose Form des Protests gewählt, welche vermeindlich mehr Aufmerksamkeit bringt. Und obwohl diese Aktivisten, die sich ankleben, keinem etwas tun, werden diese auf das Härteste strafrechtlich verfolgt. In Bayern kommen die Klimaaktivisten sogar schon mal vorbeugend in Gewahrsam. Das ist absurd. 

Ausklang: Ende des Jahres 2022 und es wurden Böller und Geschosse auf Rettungskräfte gefeuert. Das ist furchtbar und so was sollte auf das Härteste strafrechtlich verfolgt werden. Aber anstatt die Ereignisse vernünftig aufzuarbeiten, wurden sofort wieder rassistische Ressentiments bedient und auf Menschen mit Migrationshintergrund gezeigt. Und zu guter Letzt postet unsere Verteidigungsministerin Lambrecht ein Neujahrsvideo vor einer Feuerwerks-Kulisse, welche an Krieg erinnert. Das kann 2023 eigentlich nur besser werden.

Habeck erklärt die Welt

Unsere illustrierte Satirebeilage zur Aufmunterung in düsteren Zeiten:

„Ich bin nicht unzufrieden, wie das mit dem Ausbau der Erneuerbaren gerade läuft. Noch nicht zufrieden, das ist alles noch ein zartes Pflänzchen, und wir kommen hier wirklich aus dem Tal der Tränen. Aber die sind getrocknet, und ein erstes zartes Lächeln kann man sich schon zutrauen.“ (Wirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck)

Fortsetzung Robert Habeck: „Wir sind noch lange nicht durch. Aber wir haben große Gesetze gemacht, etliche große und kleine Stellschrauben gedreht, … überall haben wir Bremsen gelöst.“

Edle Tropfen vom Energiepark Mainz

Die rheinlandpfälzische Landeshauptstadt Mainz ist weithin für ihre Wein- und Sektkeltereien bekannt. Da ist es nur naheliegend, dass dort auch Wasserstoff, der „Champagner unter den Energieträgern“ (Claudia Kemfert),  hergestellt wird. Querstellen-Friedberg besuchte Anfang Oktober 2022 die Produktionsanlage im Energiepark Mainz,  um sich über die Herstellung von Wasserstoff zu informieren.

Besichtigung des Energieparks Mainz, links ein Wasserstofftank
Während der Besichtigung des Energieparks Mainz. Links einer der Wasserstofftanks.

Seit 2015 betreiben die Mainzer Stadtwerke in Kooperation mit der Linde Group in Mainz-Hechtsheim eine Anlage zur Produktion von Wasserstoff. Drei Elektrolyseure der Firma Siemens mit einer Spitzenleistung von je 2 MW, sind dort installiert, die im Dauerbetrieb zusammen 4 MW Strom aufnehmen und damit Wasserstoff produzieren können. Es handelt sich um eine der ersten Anlagen dieser Art in Deutschland, die zeigt, dass die Wasserstoffherstellung auch in größerem Umfang funktioniert und flexibel eingesetzt werden kann. Rund 17 Mio. € wurden dafür in den Energiepark investiert.

Elektrolyseur und Wasserstofftankstelle im Energiepark Mainz
Links einer der drei Elektrolyseure, rechts die vollautomatische Wasserstofftankstelle

Der Strom für die Elektrolyse kommt aus dem Mittelspannungsnetz der Mainzer Stadtwerke und auch von Windrädern aus dem angeschlossenen Windpark. Strom wird angekauft, wenn er an der Börse günstig ist, d.h. wenn ein Überschuss an Energie vorhanden ist. Als wir zu Gast waren, lief die Produktion leider nicht, denn aktuell ist die Anlage noch nicht ausgelastet.

Im Mainzer Energiepark wurden erstmals viele innovative Techniken bei der Elektrolyse, der Verdichtung des Wasserstoffs, der Speicherung in den Tanks, der Einspeisung ins Erdgasnetz, bei Betankung und Transport eingesetzt und für die vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten von Wasserstoff optimiert. Die Anlage bietet die Möglichkeit, überschüssigen Windstrom in Wasserstoff umzuwandeln und zu speichern. Bis zu 10 % Wasserstoff können auch ins Erdgasnetz eingespeist werden und so den Anteil von fossilem Erdgas etwas verringern. Diese geschieht bereits beim Erdgasnetz des Mainzer Stadtteils Ebersheim.

In einer nachträglichen, internen Diskussion unter den Teilnehmer:innen, bei der es leider keinen Champagner, sondern lediglich Kaffee gab, wurde weiter über den Nutzen von Wasserstoff diskutiert. Ob Wasserstoff klimaneutral ist, hängt von seiner Herstellung ab. Bei der Herstellung von grauem Wasserstoff aus Erdgas, Schweröl oder Kohle wird noch mehr CO2 freigesetzt als bei direkter Verbrennung. Die Teilnehmenden waren sich deshalb darin einig, dass lediglich grüner Wasserstoff aus erneuerbarer Energie klimaneutral und damit akzeptabel ist. Dafür müssen jedoch große Mengen überschüssiger Strom aus erneuerbarer Energie zur Verfügung stehen, die zurzeit noch fehlt. Wird – wie wohl auch häufig in Mainz – der normale Strommix aus dem Stromnetz bei der Elektrolyse eingesetzt, ist die Wasserstoffproduktion allerdings noch klimaschädlich. Wasserstoff ist keinesfalls der alleinige Retter aus der Energienot. Denn auch das „Effizienzproblem“ von Wasserstoff bei der gesamten Umwandlungskette muss im Auge behalten werden: Bei der Umwandlung von Strom in Wasserstoff, bei Speicherung und Transport und einer späteren Rückumwandlung in einer Brennstoffzelle zu Strom gehen insgesamt rund 2/3 der eingesetzten Primärenergie „verloren“. Die direkte Nutzung von Strom oder seine Speicherung in Batterien ist daher in vielen Fällen sinnvoller. Dies gilt auf jeden Fall beim Individualverkehr. Beim Energiemix der Zukunft wird Wasserstoff aber sicher eine gewisse Rolle spielen. Er wird z.B. als Brennstoff für den Schwerlastverkehr, für Schiffe oder Flugzeuge dienen, er wird bei energieintensiven Industriezweigen (z.B. Stahlproduktion oder chemische Industrie) die fossilen Brennstoffe ersetzen und auch als zukünftiger Langzeitspeicher für die erneuerbaren Energien dienen. Um die Energierevolution jedoch voranzutreiben und Klimaneutralität zu erreichen, ist der beschleunigte Ausbau der Erneuerbaren sicher vorrangig.

11 Jahre Querstellen-Friedberg

Gerne hätten wir uns anlässlich unseres Gründungstages vor elf Jahren mit Glühwein auf der „Kleinen Freiheit“ getroffen, um über Atom-, Kohleausstieg, Energiewende, Windpark Winterstein und die Rettung der Welt zu reden. Gerne hätten wir uns auch bei allen bedankt, die schon seit vielen Jahren gemeinsam mit uns für diese Ziele eintreten. Aufgrund der anhaltenden Corona-Pandemie müssen wir allerdings auf eine Zusammenkunft und einen Infostand verzichten. Ersatzweise hier einige Anmerkungen zum 11. Jahrestag:

Die Empörung über die Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke, die im Herbst 2010 von der damaligen schwarz-gelben Bundesregierung beschlossen worden war, trieb einige von uns im Dezember 2010 ins Schneegestöber auf die Friedberger „Kleine Freiheit“, um gegen diese Rolle rückwärts zu protestieren (vgl. Archiv Dez 2010). Die Anti-Atom-Bewegung formierte sich neu und trug nach der Fukushima-Katastrophe 2011 erheblich zum Ausstiegsbeschluss aus der Atomkraft bei. Nach dem Fukushima-Jahr 2011 wurden allerdings erst drei Atomkraftwerke  vom Netz genommen und drei weitere folgen Ende dieses Jahres. Das endgültige Aus für die Atomkraft in Deutschland kommt mit dem Abschalten der letzten drei Kraftwerke Ende 2022 (vgl. unser Info Atomkraftwerke in Deutschland).

Das ist ein Teilerfolg, aber der Ausstieg aus der Atomkraft muss weltweit erfolgen und die zivile und militärische Nutzung umfassen. Frankreich setzt im Gegensatz zu Deutschland verstärkt auf Atomenergie. Lobbyisten und durchaus renommierte Medien arbeiten daran, das schöne Märchen vom smarten, ungefährlichen Mini-Atomkraftwerk – geeignet quasi für den Vorgarten – zu verbreiten, um erneut den gesellschaftlichen Konsens für den Atomausstieg zu durchlöchern. Bei dem nur langsam voranschreitenden Ausbau der Erneuerbaren und einem wachsenden Strombedarf könnte der Druck von dieser Seite wachsen. Aufklärungsarbeit bleibt also weiterhin nötig.

Die Problematik der Klimaerhitzung ist inzwischen in den Köpfen der Menschen angekommen und es wird oft in Politik, Talkshows und an Stammtischen darüber geredet. Aber es wird nur wenig und halbherzig gehandelt, was Fridays for Future zu Recht anprangert. Auch von der 26. Weltklimakonferenz hatten sich besonders die Länder des globalen Südens mehr erhofft. Unsere neue Bundesregierung, die bei der Vorstellung des Koalitionsvertrages von der FDP eine „Regierung der Mitte“ genannt wurde, wird vermutlich nur in eingeschränkter Weise den „Fortschritt wagen“. Jedoch sind in einige wichtige Schlüsselstellungen Personen gerückt, die glaubwürdig für Veränderungen stehen. Das lässt verhaltene Hoffnung aufkommen. Im Koalitionsvertrag ist vereinbart, die erneuerbaren Energien bis 2030 auf 80% zu steigern und  „idealerweise“ bis dahin auch den Kohleausstieg zu erreichen. Diese Vorsätze sind sehr zu begrüßen und durchaus ambitioniert, wenn man bedenkt, dass der Strombedarf noch stark wachsen wird. Diese Festlegung ist auch ein Erfolg für alle, die sich in den letzten Jahren auf vielen Demonstrationen und mit fantasievollen Aktionen für Klimarettung und Kohleausstieg engagiert haben.  Unterstützen wir die Regierung bei diesen Zielen. Die Transformation im Verkehrssektor wurde dagegen vernachlässigt. Bei einem FDP-Minister sind kaum fortschrittlichere Maßnahmen zu erwarten. Der Kampf für das  Klima wird sich daher in Zukunft stärker auf den Verkehrssektor verlagern müssen.

Die Mehrheit der Menschen in Deutschland befürwortet deutlich mehr Engagement beim Natur- und Klimaschutz. Sollen Windenergieanlagen jedoch vor ihrer Haustür gebaut werden, verringert sich leider häufig die Zustimmung und der Klimaschutz scheint nicht mehr ganz so wichtig zu sein. Vor über zehn Jahren sprachen sich auf einer Podiumsdiskussion von Querstellen-Friedberg führende Politiker der Region für einen Windpark auf dem Winterstein aus (vgl. Archiv Nov 2011), um ihn anschließend zehn Jahre lang trickreich mit Veränderungssperren und unzulässigen Bebauungsplänen zu verhindern. Dieser Stillstand wird hoffentlich bald beendet, denn Dürresommer, Feuersbrünste und Überschwemmungen führen auch bei einigen Lokalpolitiker:innen zu einem langsamen Umdenken. Der Bebauungsplan zum Winterstein wird still und leise beerdigt und eine Absichtserklärung zur Errichtung eines Windparks wird in den politischen Gremien der Anrainerkommunen diskutiert (vgl. Absichtserklärung Stadt Rosbach).

11 Jahre Querstellen-Friedberg

Wir werden sehen, ob die Einsicht in die Dringlichkeit der Energiewende und in die eigene Verantwortung für das Klima inzwischen herangereift ist, um endlich den Windpark in unserer Region – zum Nutzen des Klimas und der kommunalen Finanzen – auf den Weg zu bringen. Zehn Jahre wurden schon verschenkt, weitere zehn Jahre bleiben uns nicht. Die Natur kümmert es nicht, wie lange wir Menschen brauchen, um zur Einsicht zu kommen. Die Erde erhitzt sich weiter und der Wald auf dem Winterstein stirbt, während einige noch immer glauben, sie würden ihm durch das Verhindern von Windrädern helfen. Die Bundesregierung kann zwar Rahmenbedingungen für die Energiewende schaffen, umgesetzt werden muss sie jedoch in den Kommunen vor Ort.

Das Gelbe X von Querstellen wird also weiterhin gebraucht, auch und gerade weil aus den gelben Brettern des Widerstandes inzwischen erste Blätter der Hoffnung sprießen.

Mahnwache für Klima und Natur, Samstag, 4. Sept., 10-13 Uhr, Elvis-Presley-Platz Friedberg

Die Klimakatastrophe ist ohne Zweifel das größte Problem unserer Zeit und die größte Herausforderung für die kommende Bundesregierung. Der Weltklimarat (IPCC) hat die Dramatik der Lage unmissverständlich klargemacht. Es wurde in den letzten Jahrzehnten viel zu wenig unternommen, um den Klimaveränderungen zu begegnen. Die weltweite Durchschnittstemperatur steigt noch schneller als vorhergesehen. Trockenheit, Feuersbrünste, Starkregen und Überschwemmungen mit vielen Toten und großen Verwüstungen nehmen zu und bedrohen sogar uns in Deutschland immer stärker. In der nächsten Wahlperiode müssen die Weichen für die Einhaltung des 1,5°-Ziels gestellt werden, sonst wird es zu spät sein, denn sich gegenseitig verstärkende Faktoren drohen zu einer nicht mehr zu stoppenden Kettenreaktion zu führen. Nur bei sehr entschlossenem und konsequentem Handeln besteht noch die Chance, die Klimakatastrophe wenigstens einzudämmen. Querstellen will am kommenden Samstag, dem 4. September, zwischen 10 und 13 Uhr am südlichen Ende des Elvis-Presley-Platzes mit einer Mahnwache an diese Aufgabe erinnern.

QUERSTELLEN und das GELBE X – Zum zehnjährigen Bestehen von Querstellen-Friedberg

10 Jahre QuerstellenDie Zeit vergeht schnell und 10 Jahre erscheinen manchmal schon als lange Zeit, in der viel vergessen wird. In diesem Beitrag wollen wir deshalb erklären, woher unser Namen QUERSTELLEN und unser Logo, das GELBE X, kommen. Der Name „Querstellen“ irritiert heute gelegentlich Menschen, da er so ähnlich klingt wie die seit kurzem aufgetauchten „Querdenker“, mit denen wir absolut nichts gemein haben. Es gab sogar schon den wohlmeinenden Rat, wir sollten uns doch umbenennen, um Missverständnissen vorzubeugen. Querstellen klänge ja auch so negativ, wir sollten uns doch einen positiver klingenden Namen geben.

Querstellen-Friedberg entstand Ende 2010 als Reaktion auf den Beschluss zur Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke durch die damals Schwarz-Gelbe-Bundesregierung. Querstellen gegen die Castortransporte nach Gorleben und gegen den Ausstieg aus dem Atomausstieg war zu dieser Zeit das Motto bundesweiter Kampagnen. Das GELBE X ist das Symbol des Widerstands im Wendland, wo es in vielen Vorgärten steht, um weithin sichtbar die Ablehnung des Atommüll-Lagers in Gorleben und den Widerstand gegen die Atompolitik zu bekunden. QUERSTELLEN und das GELBE X ergaben sich folgerichtig als Ausdruck unserer Solidarität mit dem Kampf im Wendland und der Ablehnung der Atomkraft, deren Ausstieg ja bereits einmal – wenn auch halbherzig – beschlossen war.

Aus naheliegenden Gründen haben sich die Aktivitäten von Querstellen inzwischen natürlich erweitert und unter „Querstellen“ steht jetzt der Zusatz „gegen Atom- und Kohlekraft“, denn auch der Ausstieg aus der Kohleverstromung ist aufgrund der Klimakrise zwingend erforderlich. Das GELBE X ist längst auch in vielen Dörfern der Lausitz oder im Rheinland zum Symbol des Widerstands gegen den Braunkohleabbau und – unter dem Motto „Alle Dörfer bleiben“ – gegen das weitere Abbaggern der Dörfer geworden.

Unsere Kritik an der Atom- und Kohlekraft mündete folgerichtig in die Forderung nach der Energiewende und dem schnellstmöglichen Wechsel zu 100 % erneuerbare Energien. Daraus ergibt sich auch unser Engagement für eine dezentrale Windenergiegewinnung hier vor Ort. Der sich dramatisch beschleunigende Klimawandel führt uns inzwischen deutlich vor Augen wie existenzbedrohend der starke Ausstoß von Klimagasen durch den Menschen ist. In allen Sektoren, nicht nur bei der Energiegewinnung, sondern auch in Industrie und Handel, beim Verkehr, in der Landwirtschaft und beim Wohnen muss die Dekarbonisierung massiv vorangetrieben werden.

Positive gesellschaftliche Veränderungen können nur aus der Kritik an den unzulänglichen Verhältnissen und dem Widerstand gegen sie erwachsen. QUERSTELLEN und das GELBE X werden also weiterhin gebraucht, um der unverantwortlichen Ausplünderung und Zerstörung unseres Planeten entgegenzutreten. Mit großer Überzeugung und erhobenen Hauptes tragen wir den Namen QUERSTELLEN und unser Logo daher auch weiterhin und versuchen diejenigen zu unterstützen, die für die Rettung des Klimas, den Schutz der Natur und für eine ökologische, soziale und demokratische Welt eintreten. Wir sind parteipolitisch ungebunden, was aber keineswegs bedeutet, dass es aufgrund unserer Grundüberzeugungen nicht unterschiedliche Schnittmengen mit etablierten Parteien und politischen Gruppierungen gibt.

Sicher ist zunächst auch nichts gegen „kritisches Querdenken“ einzuwenden, wer jedoch kritische Begriffe pervertiert, zukunftsorientierte soziale Bewegungen und ihre Ausdrucksformen zu kapern versucht, um seine reaktionäre, geschichtsverfälschende und faschistische Gesinnung zu verbreiten, stößt auf unsere tiefe Verachtung. Mit Querdenkern, Reichsbürgern, Identitären, QAnon-Anhängern, Verschwörungsideologen, Geschichtsrevisionisten, Rechtsextremisten, Faschisten, NPD, AfD oder wer immer zu den neuen Rechten zu zählen ist, hat QUERSTELLEN sicher rein gar nichts zu tun.

Auf ein aktives 11. Jahr!

Auf das Neue!

Quersteller auf dem Weg ins Jahr 2020Sie sind hoffentlich gut ins neue Jahr gekommen und haben nicht vergessen, an Silvester auf das Abschalten von Philippsburg 2 anzustoßen!? In den letzten 8 Jahren gab es schließlich nur 3 x Gelegenheit, ein solches Ereignis „zu feiern“.
Aber noch bleiben uns 6 Atomkraftwerke, viele Zwischenlager und jede Menge Atommüll erhalten und daher gibt es auch 2020 noch genug zu tun.
Nach langer Pause werden 2020 erstmals wieder CASTOREN aus der britischen Wiederaufarbeitungsanlage Sellafield erwartet. Allein 6 Stück sollen ins Zwischenlager nach Biblis rollen. Aus diesem Grund plant atomkraftENDE.darmstadt am 2. Februar einen Aktionstag am Bahnhof in Biblis. Beginn wird um 13 Uhr sein. Querstellen bietet Mitfahrgelegenheiten an oder hilft bei Absprachen. Hier geht es zum Flyer.

Aber auch die Atomlobby ist sehr aktiv und arbeitet intensiv an einem Come-back der Atomkraft. Unter dem Vorwand des Klimaschutzes wird selbst in seriösen Medien (z.B. Spiegel) wieder massiv für die angeblich so sauberen, smarten und sicheren Atomreaktoren der 4. Generation geworben.

Die Bundesregierung hat gerade wichtige Entscheidungen zum Kohleausstieg getroffen:
Damit der umkämpfte Hambi – das wichtigste Symbol für den Widerstand gegen die Kohleverstromung – erhalten bleiben kann, wird stattdessen Garzweiler II komplett ausgekohlt und alle Dörfer um den Tagebau sollen fallen. Sogar Morschenich und Manheim in unmittelbarer Nähe des Hambi werden zerstört. Dann bleibt der Hambi als kleine Insel in einer weitgehend durch den Tagebau zerstörten Region stehen.
Zwar sollen in NRW jetzt einige ältere Kohlekraftwerke abgeschaltet werden, aber gleichzeitig geht das neue Kraftwerk Datteln IV ans Netz.
Zwischen 2022 und 2025 wird kein einziges Kohlekraftwerk abgeschaltet und der Kohleausstieg vermutlich frühestens 2038, d.h. in 19(!) Jahren vollzogen sein.
NRW(E)-Ministerpräsident Laschet sieht in diesen Beschlüssen einen wichtigen „Durchbruch für den Klimaschutz“. Er spricht von einem „Paket der Vernunft“. Möglicherweise liegt das auch daran, dass allein NRW ca. 15 Milliarden für den Strukturwandel erhält. Für das Klima sind die vorliegenden Entscheidungen eine Katastrophe und müssen unbedingt nachgebessert werden.

Wir dürfen allerdings daran erinnern, dass 2021 wieder eine Bundestagswahl ansteht und die Rechten sich unverhohlen für eine Renaissance der Atomkraft und weiterhin für die Kohleverstromung aussprechen. Selbst wenn sowohl von der GroKo als auch von der Energiewirtschaft zurzeit das Aus für die Atomkraft nicht in Frage gestellt wird, könnte dies nach der Wahl – wenn innerhalb von 12 Monaten alle 6 noch laufenden Atomkraftwerke abgeschaltet werden müssen – vielleicht wieder anders klingen. Wir sollten also aufmerksam bleiben und die allzu durchschaubaren „Beruhigungspillen“ lieber nicht schlucken.

AUSSTEIGEN – UMSTEIGEN – VERKEHRSWENDE JETZT!

Aufruf zur Teilnahme an der bundesweiten Großdemonstration am 14. September 2019 anlässlich der IAA in Frankfurt
Die IAA in Frankfurt ist das Symbol für unsere autofixierte Gesellschaft und ein veraltetes Verkehrskonzept. Alle zwei Jahre werden größere, schnellere und luxuriösere Autos präsentiert und die Autoindustrie feiert mit großem Pomp ihre neuen Spritschlucker.
Auch wenn sich die IAA in diesem Jahr betont innovativ gibt, ändert sich nichts an ihrer überholten Grundhaltung. Das Auto wird nicht als Problem identifiziert, sondern „als Teil der Lösung“ (IAA-Website) gepriesen.
Wer der Klimakatastrophe entgegen wirken will, muss sich für eine Verkehrswende einsetzen. In Deutschland stammen ca. 20% der CO2-Emissionen aus dem Verkehrssektor. Die Hauptsünder sind dabei der Individualverkehr und der Verbrennungsmotor. Autoindustrie, Bundesregierung und Verkehrsminister Scheuer stehen jedoch bei der dringend gebotenen Verkehrswende ständig auf dem Bremspedal.
Unter dem Motto #aussteigen demonstrieren am 14. September Tausende für die Verkehrswende. Zu Fuß oder mit dem Fahrrad brechen wir an diesem Tag die Vorherrschaft des Autos und erobern uns die Straßen in Frankfurt zurück. Mehrere Fahrrad-Korsos aus dem ganzen Rhein-Main-Gebiet fahren sternförmig nach Frankfurt und vereinigen sich dort mit dem großen Demonstrationszug, der von der Hauptwache zum Messegelände führt.
Die Friedberger Fahrradfahrer*innen versammeln sich kurz vor 11.00 Uhr beim Finanzamt in der Burg, um den Fahrrad-Korso aus Gießen zu empfangen und sich zur Weiterfahrt anzuschließen. Die Bahnfahrer*innen treffen sich um 10.00 Uhr im Friedberger Bahnhof, um mit Gruppenkarten nach Frankfurt zu fahren. Die Auftaktveranstaltung beginnt um 11.30 Uhr an der Hauptwache, wo auch die Fußgänger-Demo startet. Fahrrad-Korsos und Fußgängerdemo vereinigen sich am Messeturm zur Abschlusskundgebung um 14.30 Uhr. Infos und Aktualisierungen unter https://www.iaa-demo.de/.

Querstellen-Friedberg fordert auch zur Teilnahme am weltweiten Klimastreik am 20. September 2019 auf. Infos dazu bei FRIDAYS FOR FUTURE unter https://fridaysforfuture.de/.

Filmtipp: Die rote Linie – Widerstand im Hambacher Forst

Am 12. Mai hatte der Film „DIE ROTE LINIE“ in München Premiere und ist ab 23. Mai bundesweit in ausgewählten Kinos zu sehen. Der Film zeigt in eindrucksvollen Bildern den Widerstand gegen die Zerstörung des Hambacher Forstes und den Braunkohletagebau im Rheinland. Regisseurin Karin de Miguel Wessendorf begleitete seit 2015 unterschiedliche Menschen und Bürgerinitiativen, die sich gegen die Zerstörung des Waldes durch RWE wehren. Viele Akteure kommen zu Wort: Bewohner*innen aus den bedrohten Dörfern; Waldbesetzer*innen, die Baumhäuser im Wald errichtet haben; Michael Zobel , der sich seit Jahren mit seinen Naturführungen für den Wald einsetzt;  Antje Grothuis von der Bürgerinitiative in Buir, die auch in die Kohlekommission berufen wurde; und natürlich viele Menschen bei den zahlreichen Demonstrationen.
Die Auseinandersetzungen im Hambacher Forst zeigen den gesellschaftlichen Konflikt zwischen schonungsloser Ausbeutung fossiler Rohstoffe und dem wachsenden Widerstand gegen diese Zerstörung von Natur und Klima.
Eine Sondervorstellung des Films findet am Samstag, dem 25. Mai 2019, um 18.30 Uhr im Harmonie, Dreieichstr. 54, in Frankfurt statt. Zum anschließenden Gespräch sind die Regisseurin Karin de Miguel Wessendorf, Antje Grothus und Waldbesetzer Clumsy anwesend. Im Foyer des Kinos gibt es Infomaterial, Fotos und Poster von den Baumhäusern.
Querstellen hilft gerne bei der Vermittlung von Gruppenfahrten mit der Bahn.
Hier geht es zum Trailer.

FRIEDBERGER FRIEDENSTAG

Hier Flyer als pdf-Datei„Wir sehen eine Welt vor uns, die frei von Armut, Hunger, Krankheit und Not ist und in der alles Leben gedeihen kann. Eine Welt, die frei von Furcht und Gewalt ist.“ (Agenda 2030 der Vereinten Nationen.)
Der am Samstag, dem 6. April in Friedberg stattfindende Friedenstag will an dieses Ziel erinnern und einen Beitrag dazu leisten.
Hier ein Auszug aus dem umfangreichen Programm:
10.00 Uhr Stiller Zug von der Burg zum Stadtkirchenplatz.
10.30 Uhr Atempause in der Stadtkirche.
11.00 Uhr Eröffnung auf dem Stadtkirchenplatz durch Bürgermeister Dirk Antkowiak & Organisatorin Susanne Polak; Verlesung der „Friedberger Friedenserklärung“; anschließend Redebeiträge (u.a. von Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministerin a.D.), Musik & Kultur (u.a. Martin Schnur, Vamos Lá, Wild im Wald).
Parallel dazu gibt es bis 16.00 Uhr zahlreiche Infostände auf dem Kirchenplatz und in der ganzen Stadt werden Friedensaktionen angeboten, die dem Flyer entnommen werden können (Bild anklicken).
Bereits am 5. April findet um 19.00 Uhr ein Auftaktkonzert mit Cinthia Nickschas & Friends im Theater Altes Hallenbad statt.
Querstellen unterstützt den Friedenstag mit einem Infostand auf dem Stadtkirchenplatz gleich aus mehreren Gründen:
– Wir lehnen die zivile Nutzung der Atomenergie auch deshalb ab, weil sie untrennbar mit der militärischen Nutzung verflochten ist. Häufig wird übersehen, dass Atomenergie die Voraussetzungen für den Bau von Atomwaffen schafft.
– Der Frieden ist massiv durch den Klimawandel bedroht. Auch deshalb treten wir für das Abschalten der Kohlekraftwerke und den Klimaschutz ein.
– Ein konsequenter und rascher Umstieg auf erneuerbare Energien ist daher auch ein Beitrag zur Schaffung von Frieden in der Welt.
Unser Wurfstand zum schnellen Abschalten der 7 noch in Deutschland laufenden Atomkraftwerke wird ebenfalls auf dem Stadtkirchenplatz aufgebaut und Kinder können mit einer Buttonmaschine eigene Friedensbuttons gestalten:
Peace-Buttons zum Ausmalen