Atomkraftwerke endlich abgeschaltet

Am 15. April 2023 wurde in Deutschland die Stromproduktion durch Atomkraft eingestellt. Die letzten drei AKW Emsland, Neckarwestheim 2 und Isar 2 gingen um Mitternacht vom Netz. Die von Beginn an umstrittene Atomkraft ist Geschichte. Deutschland ist atomstromfrei! Eine erneutes Anfahren, ein Reservebetrieb oder ähnliche Vorschläge sind bei diesen Kraftwerken weder technisch, juristisch noch ökonomisch realistisch, auch wenn es einige Akteure aus populistischen und parteitaktischen Erwägungen weiterhin fordern.

AtomkraftgegnerInnen vor dem AKW Neckarwestheim
AtomkraftgegnerInnen vor dem AKW Neckarwestheim

Die Atomkraft war schon immer ein Ausdruck menschlicher Selbstüberschätzung und einer rücksichtslosen Unterwerfung und Ausplünderung der Natur. Gleich mehrere Havarien, z.B. 1979 in Harrisburg, 1986 in Tschernobyl oder 2011 in Fukushima, machten schmerzlich deutlich, dass diese Hochrisikotechnologie nicht zuverlässig zu beherrschen ist. Viel zu lange und zu oft wurde der Ausstieg bei uns hinausgezögert und wir können von Glück sagen, dass es bei uns keine großen Unfälle gab. Zwei bis drei Generationen haben diese gefährliche Technologie genutzt und hinterlassen den kommenden 30.000 Generationen ein bitteres Erbe. Trotz aller Bemühungen um ein möglichst sicheres, tiefengeologisches Lager, kann heute niemand abschätzen, welche Folgen der hinterlassene Atommüll haben wird. Daher ist es gut, dass wir jetzt endlich ausgestiegen sind und versuchen, auf umweltverträglichere Weise, mittels erneuerbaren Energien, unseren Energiehunger zu stillen. Große Aufgaben liegen hier noch vor uns.

Abschaltfest in Neckarwesheim
Abschaltfest in Neckarwesheim

Am 15. April feierte die Anti-Atom-Bewegung in Lingen, Neckarwestheim und München den Ausstieg, wohlwissend, dass er unvollständig ist, denn in Gronau läuft die Uran-Anreicherungs-Anlage weiter, in Lingen werden weiter Brennstäbe für halb Europa produziert und in 16 Zwischenlagern stehen Castor-Behälter mit hochradioaktivem Müll, die nur auf 40 Jahre ausgelegt sind. Das sog. Endlager wird es bis dann nicht geben. In Neckarwestheim gab es vor dem AKW ein buntes Programm mit Musik und Tanz, abwechslungsreichen Darbietungen zur Geschichte der Anti-Atom-Bewegung und spannenden Redebeiträge.

Urgestein Wolfgang Ehmke von der BI in Gorleben sagte u.a.:  „Einige Leute liegen mit dem Trick auf der Lauer, diese AKW, die jetzt heruntergefahren werden, betriebsbereit zu halten. Wir dürfen das nicht zulassen. Wir dürfen nicht nachlassen. Wir können nicht mit heute aufgeben. Wir sind weiterhin Wächterinnen und Wächter und müssen notfalls wieder auf die Straße gehen für unsere Ziele.“  

Anti-Atom-Fahnen vor dem AKW-Gelände
Anti-Atom-Fahnen vor dem AKW-Gelände

Am Ende seiner Rede rief er den Versammelten zu: „Wir können heute feiern, dass die Zivilgesellschaft es geschafft hat, die Atomkraftwerke auszuknipsen. Geben wir diese Kraft den jungen Leuten weiter. Machen wir mit bei der Bewegung gegen fossile Energien. Lasst das Uran in der Erde, lasst die Kohle in der Erde und lasst die Sonne scheinen – ich ergänze noch – und lasst den Wind wehen!“

Einladung Fukushima-Mahnwache 2023

Am 12. Jahrestag der Atomkatastrophe in Fukushima laden wir zu einer Mahnwache ein: Samstag, 11. März 2023, 10-13 Uhr, Friedberg, vor der Apotheke am südlichen Ende des Elvis-Presley-Platzes.

Gerade weil Fukushima zunehmend von anderen Themen aus dem Bewusstsein verdrängt wird, wollen wir dem Vergessen entgegen wirken. Vor 12 Jahren führten ein Erdbeben und eine dadurch ausgelöste Flutwelle zum Mehrfach-GAU im japanischen AKW Fukushima Daiichi und zur Verseuchung weiter Landstriche. Die aktuellen Erdbeben in der Türkei und Syrien erinnern uns wieder an die unterschätzte Gefahr, die Erdbeben für Atomkraftwerke darstellen. Trotz aller Dekontaminierungsversuche in Fukushima und der schrittweisen Aufhebung der Sperrzonen, kann keine Entwarnung gegeben werden. Die Region bleibt verseucht und der Rückbau des AKW wird viele Jahrzehnte dauern.

In Deutschland rückt der Atomausstieg langsam näher. Die drei noch verbliebenen AKW Isar 2, Neckarwestheim 2 und Emsland werden voraussichtlich bis zum 15. April mit stark reduzierter Leistung am Netz bleiben,  dann aber endgültig abgeschaltet. Dass in Deutschland Mitte April endlich Schluss mit der Atomkraft in Deutschland ist, darf als großer Erfolg der Anti-Atom-Bewegung gesehen werden, denn nicht überall in Europa ist man schon zum Ausstieg entschlossen.

Bundeskanzler Olaf Scholz hat durch sein Machtwort sein politisches Schicksal mit dem Ausstiegstermin verknüpft und es müssten schon sehr unerwartete und dramatische Ereignisse eintreten, um noch einmal vom Atomausstieg abrücken zu können. Dennoch erleben wir ständig Versuche, den Ausstieg immer wieder aufs Neue in Frage zu stellen und die Probleme und Gefahren der Atomkraft herunterzuspielen. Die Atomkraftlobby hat einen langen Atem. Allen voran kämpfen AfD und FDP weiter für eine Renaissance der Atomkraft.

Auch ist, wie wir alle wissen, der Atomausstieg keineswegs vollständig. In Lingen werden weiter Brennelemente für Atomkraftwerke in halb Europa produziert und das Werk soll – ausgerechnet gemeinsam mit dem russischen Atomkonzern Rosatom – stark ausgebaut werden, um nur auf zwei von vielen Einschränkungen beim Atomausstieg hinzuweisen.

Wir zeigen weiter die Anti-Atom-Flaggen, denn wir wollen einen Atomausstieg ohne Einschränkungen. Wir freuen uns, wenn möglichst viele Menschen dieses Anliegen durch ihr Kommen unterstreichen und sichtbar machen, dass sie Fukushima noch nicht vergessen haben.

Um 11 Uhr gibt es eine Begrüßung und ein Pressefoto wird entstehen. Zwei Atomkraftgegnerinnen setzen sich in einem Dialog mit der aktuellen Atomkraft-Diskussion auseinander. Außerdem liegt reichlich Infomaterial bereit und in einem Pavillon wird die Plakat-Ausstellung „Fukushima, Tschernobyl und wir“ gezeigt.

Übersicht Atomkraftwerke in Deutschland

Übersicht Atomkraftwerke in Deutschland

Diese Aufstellung gibt eine Übersicht über die in Betrieb befindlichen oder seit 2011 (Fukushima-Jahr) abgeschalteten Atomkraftwerke in Deutschland.
Im Jahr 2011 (Atomausstiegsbeschluss) wurden insgesamt 6 ältere AKW stillgelegt. In den folgenden 10 Jahren folgten sechs weitere Kraftwerke: Grafenrheinfeld (2015), Gundremmingen B (2017), Philippsburg 2 (2019), Gundremmingen C sowie Grohnde und Brokdorf (2021). Aktuell sind noch drei Atomkraftwerke in Betrieb, die gemäß Ausstiegsbeschluss Ende 2022 vom Netz gehen.

Hier unsere Übersicht über die Atomkraftwerke im Format A3 als JPG-Bild und als PDF-Datei.