Castortransport nach Gorleben:

Mehr als fünf Tage dauerte der Transport der Castoren von La Hague bis ins Zwischenlager Gorleben. Der 13. Castortransport war damit mit Abstand der längste aller Zeiten! Der Widerstand war so bunt und vielfältig wie selten und auch 20 000 Polizisten, die im Wendland im Einsatz waren, hatten sichtlich Mühe, den Castoren den Weg zu bahnen. Die Hoffnung der Bundesregierung, dass mit dem Ausstiegsbeschluss der Widerstand erlahmt, hat sich nicht erfüllt. Zu groß ist noch immer das Misstrauen ob der plötzlichen Wende und zu halbherzig und unglaubwürdig ist die Suche nach alternativen Standorten für ein Endlager.
Auf sehr eindrucksvolle Weise demonstrierten die Atomkraftgegner/innen erneut ihre Stärke:
Schon in Frankreich begannen die Proteste und Störaktionen und setzten sich an vielen Orten der Castorstrecke fort. Im Wendland zogen die Menschen schließlich wieder alle Register des Protestes. Durch die jahrelangen Auseinandersetzungen hat sich eine einzigartige Widerstandskultur im Wendland entwickelt, die geradezu als Paradebeispiel für zivilen Ungehorsam angesehen werden kann. Mit überaus vielfältigen und kreativen Aktionsformen treten die Atomkraftgegner/innen der Staatsmacht entgegnen, die sich trotz Einsatz von Wasserwerfern und Tränengas oft geschlagen geben muss.
Einige Impressionen von den Protesten sind unter FOTOS zu finden.
Unser Fazit:
- Die Atomkraftgegner/innen haben nichts an Stärke eingebüßt!
- Der bisherige Ausstiegsbeschluss reicht nicht aus!
- Der illegale Ausbau des Endlagers Gorleben muss gestoppt werden!
- Die Endlagersuche muss tatsächlich ergebnisoffen geführt werden!
- Alle Atomkraftwerke müssen schnellstens stillgelegt werden!
Mahnwache Friedberg:

Es waren nicht nur Mitglieder des Aktionsbündnisses im Wendland, sondern am Samstag, dem 26. November, während des Castortransports, fand auch wieder eine Mahnwache in Friedberg statt. Damit bekundeten wir unsere Solidarität mit allen Protestierenden und machten deutlich, dass dieses Thema nicht auf das Wendland beschränkt ist, sondern uns alle betrifft, auch hier in der Wetterau.
Podiumsdiskussion:

Unsere größte Veranstaltung war die Podiumsdiskussion „Wie wird die Wetterau atomstromfrei?“ am 15. November im Albert-Stohr-Haus in Friedberg. Das Interesse an diesem Thema war so groß, dass der Saal die Besucher kaum fassen konnte. Engagiert diskutierten Rolf Gnadl (OVAG), Michael Keller (Bürgermeister von Friedberg), Sebastian Sladek (Elektrizitätswerke Schönau) und Diethardt Stamm (BUND und MiEG) darüber, wie die Energiewende in der Wetterau vorangetrieben werden kann. Eine Zusammenfassung dazu finden Sie unter Berichte.
Unser Fazit zur Podiumsdiskussion:
- Die Wetterau ist auf dem Weg in die Energiewende!
- Alle Podiumsteilnehmer sprechen sich gegen die Atomkraft aus.
- Alle treten für den Ausbau der erneuerbaren Energien ein, um den Anteil an Atomstrom zurückzudrängen.
- Alle Beteiligten bevorzugen die dezentrale Energiegewinnung in unserer Region, statt langer Transportwege von externen Großanlagen.
- Alle wollen die Wertschöpfung vor Ort und bemühen sich um die Abwehr großer Kapitalgesellschaften von außerhalb.
- Alle Teilnehmer wollen eine Beteiligung der Bürger sowohl bei der Planung als auch bei den Investitionen.
- Ohne andere erneuerbare Energiequellen zu vernachlässigen, erwarten alle Podiumsteilnehmer den größten Beitrag zur Energiewende von der Windkraft.
- Eine zügige Festlegung von Vorrangflächen für Windkraftanlagen ist wichtig, damit die Kommunen nicht ihre Steuerungsmöglichkeiten verlieren.
- Der von Bürgermeister Keller vorgestellte Standort für einen Windpark am Taunusrand (Steinkopf-, Wintersteingebiet), den die Bürgermeister von Ober-Mörlen, Rosbach, Wehrheim und Friedberg ins Auge gefasst haben, erscheint uns sinnvoll und sollte zügig erkundet werden.
Das Friedberger Aktionsbündnis gegen Atomkraft wird die Energiewende in der Wetterau unterstützen und ihre Akteure konstruktiv und kritisch begleiten.
Ein Jahr Friedberger Aktionsbündnis:
Wir möchten noch darauf aufmerksam machen, dass vor einem Jahr, am 15. und 16. Dezember, in Friedberg unsere ersten Aktionen anlässlich des Castortransports nach Lubmin stattfanden. Darauf folgte ein unerwartet aktionsreiches Jahr und wir danken allen, die mitgemacht haben.
Die im Titel der vom Aktionsbündnis veranstalteten Podiumsdiskussion gestellte Frage beschäftigt offensichtlich viele Bürger: Der Saal im Albert-Stohr-Haus erwies sich als fast zu klein, um die Menge der Interessierten aufzunehmen. Unter der souveränen Leitung von hr2-Redakteur Florian Schwinn entwickelte sich schnell eine engagierte Diskussion.
Mehrere Tausend Menschen machten am Castor-Aktionstag an zahlreichen Orten in der ganzen Bundesrepublik darauf aufmerksam, dass unmittelbar vor dem 1. Advent wieder ein Castor-Transport mit hochradioaktivem Müll aus La Hague nach Gorleben geplant ist. Dieser Transport ist nach unserer Auffassung unverantwortlich. Noch lange ist in Deutschland kein geeignetes Endlager für Atommüll in Sicht. Das ziellose Umherfahren und Zwischenlagern von Atommüll wirkt daher wie ein absurdes Theaterstück. Die oberirdische Lagerhalle in Gorleben ist sehr unsicher und die Strahlenwerte überschreiten bereits jetzt die zulässigen Grenzwerte. Ein weiteres Einlagern von Atommüll muss daher unterbleiben. Der Transport nach Gorleben ergibt auch deshalb keinen Sinn, weil der dortige Salzstock als Endlager nachweislich ungeeignet ist. Wenn man trotzdem an dieser Stelle die Castoren konzentriert, entsteht der Verdacht, dass man auf diese Weise vollendete Tatsachen schaffen will. Dafür sprechen auch die hohen Investitionssummen und die intensiven Ausbaubestrebungen im Rahmen der „Endlagersuche“.
Es ist uns gelungen, Hans Platzgumer für eine Lesung aus seinem neuen Buch „Der Elefantenfuß“ zu gewinnen. Der fiktive Roman spielt im Juni 2011 in der Geisterstadt Pripjat in der Ukraine. Hier ist vor 25 Jahren der Reaktor von Tschernobyl explodiert und hat über 4000 km² in ein totes Gebiet verwandelt. Es gibt verseuchten Wald und verseuchte Gebäude und einige seltsame Menschen, die dort in der Todeszone aufeinandertreffen. Platzgumer hat sehr sorgfältig die Katastrophe vor 25 Jahren und auch die heutige Situation in Tschernobyl recherchiert, sodass es sicher ein interessanter und informativer Abend wird. Die Veranstaltung wird gemeinsam von der Buchhandlung Bindernagel, dem Friedberger Aktionsbündnis, den Jusos und der Grünen Jugend in Kooperation mit dem Friedberger Jugendhaus „Junity“ durchgeführt. Der Eintriff für Erwachsene beträgt 5 €, Jugendliche sind frei.

Einen Tag vor dem 25. Jahrestages der Tschernobylkatastrophe versammelten sich an vielen AKW-Standorten in Deutschland wieder mehrere zehntausend Menschen, um gegen Atomwirtschaft und für regenerative Energien zu demonstrieren. Auch das Friedberger Aktionsbündnis reiste mit zwei Bussen, einigen Privat-PKW und Fahrrädern nach Biblis, um dort für den sofortigen Atomausstieg zu demonstrieren. Trotz der erwarteten Menschenmengen, wollten die lokalen Veranstalter bewusst in dem kleinen Ort Biblis demonstrieren, dessen Bewohner ja bekanntermaßen nicht atomkritisch eingestellt sind und die meist auf der Gehaltsliste des Atomkraftbetreibers RWE stehen. So versuchten Redner den Menschen in Biblis deutlich zu machen, dass ein geordneter Rückbau des AKW Arbeitsplätze auf Jahre sichern wird und dass natürlich auch Biblis die Möglichkeit hat, sich im Bereich regenerativer Energien zu engagieren. Viele Experten gehen mittlerweile davon aus, dass Deutschland in Technik und Organisation der Energiewende eine Führungsrolle in der Welt einnehmen könnte und so über die technische Innovation weit mehr Arbeitsplätze entstehen werden als es in der Sauriertechnologie Atomkraft je gelang. Bei bestem Wetter hörten die Demonstrationsteilnehmer den Rede- und Musikbeiträgen zu, informierten sich an den zahlreichen Infoständen oder genossen auf den Kundgebungsplätzen die Sonne. Viele selbstgemachte Transparente, Theateraktionen und Trommelgruppen zeigten, dass der Widerstand bunt, kreativ und lebenslustig ist. Auch unser Aktionsbündnis hatte sich kreativ vorbereitet und verteilte gefärbte Ostereier mit Aufklebern und seine „Blumen der erneuerbaren Energie“. Im Bus waren außerdem unter Anleitung von Stephan Hübner (BUND) Ostereier mit dem Aufdruck „Atomkraft ist ein faules Ei“ gebastelt worden. Menschen aller Altersgruppen nahmen an der Demonstration teil, was sich auch in unseren Bussen widerspiegelte. Neben Leuten, die bereits vor 25 Jahren nach Tschernobyl auf die Straße gingen, waren auch viele junge Leute dabei, nicht wenige nahmen zum ersten Mal an einer Demonstration teil. Dies bestätigt, dass der Protest gegen die Atomkraft längst von großen Teilen der Gesellschaft getragen wird und dass die Menschen den Ausstiegsversprechen der Regierungsparteien nicht glauben und deshalb auch sicher weiterhin auf die Straße gehen werden. Das Aktionsbündnis bedankt sich bei der BUND-Ortsgruppe Friedberg/Bad Nauheim für die finanzielle Unterstützung, so dass Kinder und Jugendliche kostenlos mitfahren konnten. Auf der Rückfahrt waren sich alle Teilnehmer einig, dass weiterhin für eine Energiewende und gegen Atomkraft demonstriert werden muss. Am 28. Mai werden in zahlreichen Großstädten, darunter auch Frankfurt, Großdemonstrationen stattfinden, um zum Ende des Moratoriums klar zu machen, welche Entscheidungen die Menschen von der Bundesregierung erwarten. Auch wieder viele Wetterauer werden sich an diesen Demonstrationen beteiligen, um den Druck auf die Bundesregierung in dieser Frage weiter aufrecht zu erhalten. Alle sind eingeladen, mit uns nach Frankfurt zu fahren. Der gemeinsame Abfahrtstermin der S-Bahn wird noch bekannt gegeben.