Einfach mal abschalten!

Nach der ereignisreichen Zeit im Frühjahr und Frühsommer war auch beim Friedberger Aktionsbündnis gegen Atomkraft einfach mal abschalten erforderlich!
Im Juni organisierten wir noch – unterstützt von der Buchhandlung Bindernagel und der Grünen Jugend – eine Lesung mit Hans Platzgumer im Jugendhaus der Stadt Friedberg. Platzgumer las aus seinem fiktiven Roman „Der Elefantenfuß“, den er zum 25. Jahrestag der Katastrophe von Tschernobyl veröffentlichte und der von sonderbaren Menschen erzählt, die sich heute, im Jahr 2011, in der Todeszone begegnen. Ein lesenswertes Buch, was wir gerne weiterempfehlen. Bei dieser Gelegenheit möchten wir auch noch auf die Interviews von Swetlana Alexijewitsch hinweisen, die sie mit Tschernobyl-Opfern führte und erstmals vor 5 Jahren unter dem Titel „Tschernobyl – Eine Chronik der Zukunft“ veröffentlichte. In diesen Interviews werden uns in sehr eindringlicher Weise das Leid der Strahlenopfer und die Skrupellosigkeit der Verantwortlichen bei der Bekämpfung der Reaktorkatastrophe vor Augen geführt.
Im Friedberger Aktionsbündnis wurde und wird selbstverständlich auch der  Ausstiegsbeschluss der Bundesregierung diskutiert. Wir begrüßen es, dass dieselbe Regierung die noch vor wenigen Monaten von ihr beschlossene Laufzeitverlängerung zurücknimmt und damit ihren eklatanten Fehler korrigiert. Dass einige der ältesten und unsichersten Reaktoren endgültig abgeschaltet werden, ist eine längst überfällige Maßnahme und findet unsere volle Zustimmung. Gleichwohl bleiben wir misstrauisch und wachsam. Wie wir leider bereits beim letzten Ausstieg aus dem Ausstieg erleben mussten, sind solche Beschlüsse nicht unumkehrbar. Auch sind wir der Meinung, dass Laufzeiten bis 2022 für die anderen AKW unnötig und viel zu risikoreich sind. Ein vollständiger Ausstieg aus der Atomkraft muss schneller erfolgen und ist auch nach Meinung vieler Experten früher möglich. Die unnötige Produktion von weiterem Atommüll muss schnellstmöglich gestoppt werden und auch die unsinnigen Transporte von Atommüll quer durch Europa sind so lange zu beenden, bis eine sichere Lagerstätte gefunden ist. Wir sind gespannt, wie man mit den fürs Jahresende vorgesehenen Atommüll-Transporten nach Gorleben verfahren wird. Bitte beachten Sie unsere Presseerklärung zum Ausstiegsbeschluss der Bundesregierung.
In Zukunft will sich das Friedberger Aktionsbündnis auch stärker für die Energiewende unmittelbar vor Ort einsetzen. Unter dem Titel „Wie wird die Wetterau atomstromfrei?“ planen wir zurzeit eine Informationsveranstaltung, zu der wir Verantwortliche in der Region und Experten in Energiefragen einladen, um Impulse zu geben, die Wetterau möglichst schnell zu einer atomstromfreien Region zu machen. Die schon jetzt vorliegenden Zusagen einiger Podiumsteilnehmer lassen einen interessanten Abend erwarten. Wir werden Sie rechtzeitig über Termin und Teilnehmer informieren. Wer bei der Vorbereitung der Veranstaltung mithelfen oder uns kennen lernen möchte, ist herzlich zu unseren nächsten Arbeitstreffen am 23. August, 14. September und  6. Oktober eingeladen.