Beharrlichkeit bei Mahnwachen und Montagsspaziergang

Am 11. April, genau vier Wochen nach der Katastrophe in Japan, versammelten sich in Bad Nauheim und Friedberg noch immer viele Menschen zu den Mahnwachen und dem Montagsspaziergang. In Bad Nauheim mahnten Mitglieder des TAF-Ensembles mit Worten von Bertolt Brecht und trommelten auf umgebauten Mülltonnen gegen die Not in Japan. Sabine Kling-Jetzen verlas Eingangstexte aus „Die letzten Kinder von Schewenborn“ und „Die Wolke“ von Gudrun Pausewang. In Friedberg trug Hans C. Schneider wieder Gedichte vor, die er bereits vor 25 Jahren unter dem Eindruck der Tschernobyl-Katastrophe geschrieben hatte, die aber nichts an Aktualität eingebüßt haben. Silvia Mika spielte Gitarre und sang dazu ein selbst verfasstes Lied mit dem Titel Fukushima und Tom Mühlbauer schlug seine afrikanische Trommel. Der Montagsspaziergang führte zum Friedberger Bahnhof, um darauf aufmerksam zu machen, dass auch die Deutsche Bahn keine besonders rühmliche Rolle mit ihrer Energiepolitik spielt. Erika Scheller-Wagner verwies darauf, dass auch die Bahn als größtes staatliches Unternehmen und größter Stromverbraucher über 25% Atomstrom, rund 45% Strom aus Kohlekraftwerken, 9% aus Gaskraftwerken und weniger als 19 % Strom aus erneuerbaren Energien verwendet. Auch hier ist dringend eine Kurskorrektur erforderlich. Bahnchef Grube hat noch vor Kurzem die Laufzeitverlängerung begrüßt,  was auch kaum verwundert, da die Bahn am AKW Neckarwestheim ein Umspannwerk betreibt, das den Atomstrom direkt für den Bahnbetrieb umwandelt. Scheller-Wagner forderte: „Investitionen der Bahn müssen in nächster Zeit vorrangig in die Stromerzeugung mit erneuerbaren Energien fließen.“ Am kommenden Montag, dem 18. April, werden in Bad Nauheim und Friedberg die vorläufig letzten Mahnwachen stattfinden. Als Abschluss will das Aktionsbündnis auf der Friedberger Seewiese kurz nach 18.00 Uhr ein großes gelbes X aus möglichst vielen Teilnehmer/innen bilden. Das gelbe X ist im Wendland das Symbol des Widerstandes gegen die Atomkraft und deshalb befindet es sich auch im Logo unseres Aktionsbündnisses. Mit dem gelben X wollen wir  nochmals bekräftigen, dass wir uns auch in Zukunft beharrlich gegen die Atomkraft stellen werden, bis das letzte AKW abgeschaltet ist.

Friedberger Aktionsbündnis demonstriert vor der OVAG:

Auch am 4. April fanden in Friedberg und in Bad Nauheim wieder Mahnwachen für Japan und ein Montagsspaziergang gegen Atomkraft statt. Die anhaltend hohe Zahl an Teilnehmer/innen zeigt, wie stark die Ereignisse in Japan und der Ausstieg aus der Atomenergie die Bevölkerung bewegt. Hans C. Schneider trug in Friedberg drei Gedichte vor, die er bereits vor 25 Jahren unter dem Eindruck der Tschernobyl-Katastrophe geschrieben hatte. Sie sind heute genauso aktuell wie damals und gingen den Teilnehmer/innen unter die Haut. Ein Beispiel:

Brot und Wein (ein Liebesgedicht):
komm ich gebe dir mein Jod
meinen Geigerzähler kannst du haben
nimm das letzte Stück vom unverstrahlten
Brot und teil mit mir den roten
Wein aus den gesunden Jahren
und wenn es noch brauchbar
nimm mein Knochenmark

Der Friedberger Montagsspaziergang führte zum Eingang des OVAG-Gebäudes, wo das lokale Energieunternehmen an seine Verantwortung für den Atomausstieg erinnert wurde. Ricardo Herbst kritisierte in seiner Ansprache, dass die Bundesregierung die Fördermaßnahmen für erneuerbare Energien zurückgefahren hat und damit die Investition in erneuerbare Energien uninteressant macht. Hier müsse wieder eine Korrektur erfolgen. Auch das Engagement der OVAG für erneuerbare Energien sei nicht ausreichend. „Die OVAG muss von einem Verteiler von Atomstrom zu einem  Produzenten von erneuerbarer Energie werden.“, sagte Herbst.
Das Aktionsbündnis hat sich für die Zukunft vorgenommen, die Energiepolitik der OVAG kritisch zu beobachten. Die Unterstützung eines kleinen, lokalen Energieunternehmens kann durchaus sinnvoll sein, wenn dieses Unternehmen die Weichen in Richtung erneuerbarer Energien stellt. Andererseits ist auch heute schon für jeden der sofortige Wechsel auf zertifizierten Ökostrom problemlos möglich. EWS Schönau GmbH, Greenpeace Energy eG, LichtBlick GmbH und Naturstrom AG sind empfehlenswerte Ökostromanbieter, zu denen viele Atomkraftgegner/innen wechseln. Die OVAG sollte unserer Meinung nach alles tun, um ihre umweltbewussten Kunden/innen zu halten und die Wetterau in Richtung erneuerbare Energien voranzubringen.
Wir weisen an dieser Stelle nochmals darauf hin, dass die Mahnwachen sowohl in Friedberg als auch in Bad Nauheim bis Ostern fortgeführt werden (vgl. Kasten rechts). Leider wurden in der Presse dazu teilweise falsche Informationen verbreitet.
Durchaus zutreffend berichtete die WZ aber, dass einige Atomkraftgegner/innen am Mittwoch Umweltministerin Lucia Puttrich (CDU) in Friedberg begrüßten und ihr zur Eröffnung der Aktion „Sauberhaftes Hessen 2011“ ein Blumenkörbchen mit unseren Blumen der erneuerbaren Energien überreichten. Da diese Veranstaltung als „Deutschlands größte Umweltkampagne“ angekündigt war, wollten offenbar einige Anti-Atomkraft-Aktivisten Frau Puttrich „tatkräftig unterstützen“, was offenbar auch gut gelang. Sie schwangen ihre Anti-Atom-Besen und Fahnen und präsentierten Plakate, auf denen unter anderem stand: „Für ein sauberhaftes Hessen – den Atomdreck nicht vergessen!“ Fotos zur Mahnwache und zum Besuch von Frau Puttrich in Friedberg finden Sie wie immer unter FOTOS.

Mahnwachen nach dem Wahlsonntag

Nach den Großdemonstrationen in Berlin, Hamburg, Köln und München mit über 250 000 Teilnehmer/innen, trafen sich am Montag nach der Wahl in Bad Nauheim und Friedberg wieder mehr als 150 Menschen zu den Mahnwachen und zum Montagsspaziergang des Friedberger Aktionsbündnisses. Mit diesen Veranstaltungen wurde sowohl der Opfer der Katastrophe in Japan gedacht als auch unsere Forderung nach raschem Umstieg auf erneuerbare Energien unterstrichen.
Der Mahnwache in Bad Nauheim hatte sich die BUND-Ortsgruppe angeschlossen und in inzwischen bewährter Weise setzte man sich kreativ mit der nuklearen Katastrophe in Japan auseinander. So wurden Bilder gemalt und Wimpel beschriftet, die vor der Dankeskirche angebracht wurden. Auch Papierkraniche wurden gefaltet, die im Anschluss an die Mahnwache und das Friedensgebet in der Dankeskirche aufgehängt wurden und ein Beitrag für die Aktion „1000 Kraniche für Japan“ der ev. Kirchengemeinde Friedberg darstellen. Als ein Zeichen für die überholte Atomtechnologie wurden Dinosaurierkekse zum Verzehr angeboten. Auch am kommenden Montag, dem 4. April, ist ein künstlerischer Beitrag vorgesehen, denn das Theater alte Feuerwehr (TAF) wird eine Szene aus seiner jüngsten Inszenierung mit aktuellem Bezug aufführen.
In Friedberg schloss sich an die Mahnwache auf der Kleinen Freiheit wieder ein Anti-Atom-Spaziergang durch die Stadt an. Dieses Konzept soll auch an den kommenden Montagen beibehalten werden, wobei sich allerdings jeweils die Route des „Spaziergangs“ ändern wird. Jeweils im Anschluss an die Aktivitäten des Aktionsbündnisses lädt die ev. Kirchengemeinde Friedberg in die Stadtkirche zu einer kurzen Andacht ein. Am vergangenen Montag ging der Montagsspaziergang der Atomkraftgegner/innen über die Kaiserstraße zum Kreishaus. Carl Cellarius führte auf dem Europaplatz vor, welche Schutzanzüge Feuerwehrleute bei Unfällen mit radioaktiver Verstrahlung anziehen. Dabei wurde überdeutlich, wie begrenzt die Handlungsmöglichkeiten bei einer Reaktorkatastrophe sind und wie risikobehaftet diese Arbeit für die Feuerwehrleute ist.
Das Friedberger Aktionsbündnis versammelte sich nicht zuletzt vor dem Kreishaus, um die Mitglieder des neu gewählten Kreistages an ihre Verantwortung zu erinnern. Auch in der Wetterau müssen Energiekonzepte zum Tragen kommen, die zu einem schnellen Ausstieg aus der Risikotechnologie Atomkraft beitragen. Den erneuerbaren Energien muss Vorrang eingeräumt werden. Dies sollte unserer Meinung nach auch ein zentraler Punkt bei den anstehenden Koalitionsverhandlungen sein. Andere Städte und Kreise haben bereits das Ziel der 100-prozentigen Versorgung mit erneuerbaren Energien ausgegeben. Auch für die Wetterau ist das ein erstrebenswertes Ziel! Um auch den lokalen Stromanbieter OVAG an seine Pflichten zu erinnern, soll deshalb der kommende Montagsspaziergang zum OVAG-Gebäude führen.
Alle Teilnehmer der Montagsveranstaltungen sind ganz herzlich eingeladen eigene Statements oder andere Beiträge beizusteuern, denn es ist unsere gemeinsame Aktion.

Friedberger Aktionsbündnis setzt Mahnwachen fort

Auf Drängen vieler Teilnehmer/innen bei den vergangenen Mahnwachen werden bis zum 25. Jahrestag der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl sowohl in Friedberg als auch in Bad Nauheim unsere Mahnwachen fortgeführt. Die Termine der Mahnwachen sind: 28. März, 4. April, 11. April und der 18. April.
Die Mahnwachen in Bad Nauheim beginnen immer um 18.00 Uhr vor der Dankeskirche, in Friedberg dagegen bereits um 17.30 Uhr auf der Kleinen Freiheit (Ecke Kaiserstraße/Wolfengasse), denn in Friedberg schließt sich jeweils um 18.00 Uhr ein Montagsspaziergang gegen Atomkraft an. Die Route für den Spaziergang wechselt jede Woche. Wir laden alle Atomkraftgegner/innen ein, sich auch weiterhin zu beteiligen. Wir freuen uns auch sehr auf tatkräftige Mithilfe bei der Vorbereitung oder kleine Beiträge an den Abenden.
In Friedberg ist anschließend ab 18.30 Uhr immer die evangelische Stadtkirche geöffnet.

Am Samstag, 26. März, finden unter dem Motto „Fukushima mahnt: Alle AKWs abschalten!“ in Berlin, Hamburg, Köln und München Großdemonstrationen statt. Zwar organisiert das Friedberger Aktionsbündnis keine eigene Fahrt zur Demonstration, aber einige Atomkraftgegner/innen wollen mit einem Wochenendticket der Bahn nach Köln fahren. Sie treffen sich um 9.30 Uhr im Friedberger Bahnhof. Interessenten können sich anschließen. Abfahrt des Zuges ist um 9.45 Uhr (Angabe ohne Gewähr!).

Erstmals Mahnwache auch in Bad Nauheim. Friedberg erweitert seine Mahnwache um einen Montagsspaziergang

726 Mahnwachen mit 141.612 Teilnehmern fanden an diesem Montagabend in ganz Deutschland statt. Auch das Friedberger Aktionsbündnis setzte angesichts der Ereignisse in Fukushima seine Aktionen fort. Gleich zu zwei, nahezu zeitgleichen Mahnwachen luden wir ein. In Bad Nauheim kamen rund 100 Menschen zur Mahnwache, in Friedberg waren es wieder über 130. „Fassungslos und traurig sind wir angesichts des unermesslichen Leids in Japan“, so fasste Sabine Kling-Jetzen, Organisatorin der Mahnwache in Bad Nauheim, das Empfinden zusammen und mahnte, den Irrglauben endlich aufzugeben, eine hochgefährliche Technologie wie die Atomkraft vollständig beherrschen zu können. In japanischer Tradition falteten die Teilnehmer Papierkraniche und gestalteten Bilder und Wimpel, um sie als vorübergehendes Mahnmal aufzuhängen. An die Mahnwache auf der Kleinen Freiheit in Friedberg schloss sich ein Montagsspaziergang an, mit dem wir unsere Forderung nach vollständigem Ausstieg aus der Atomenergie unterstrichen. Auf dem Fünffingerplatz in der Friedberger Altstadt hielt der Protestzug eine Kundgebung ab. Hans-Dieter Wagner, Sprecher des Bündnisses, erläuterte kurz die Entstehung des Aktionsbündnisses und hob dessen Unabhängigkeit von politischen Parteien hervor. Dennoch sei es seiner Meinung nach notwendig, im Zusammenhang mit der Energiepolitik deutlich Stellung zu nehmen. Er forderte die Wählerinnen und Wähler auf, genau hinzuschauen, wie sich die einzelnen Parteien bisher in Energiefragen positioniert haben und welch überraschende Kehrtwende sie jetzt teilweise unter dem Druck der Ereignisse und der öffentlichen Meinung vollziehen. „ Jetzt stellen sich in Bund und Ländern Politikerinnen und Politiker hinter die Mikrofone … und verkünden lauthals und schamlos den Ausstieg aus der Atomenergie, so als trügen sie den „Atomkraft-Nein danke-Button“ schon immer an ihrem Revers. Diesen Politikern traue ich jedenfalls nicht mehr!“ sagte Wagner, was von den Zuhörern mit großem Applaus bedacht wurde. Das auf drei Monate befristete Moratorium und das vorübergehende Abschalten der ältesten Reaktoren kommt zu spät und reicht angesichts der jetzt erneut offensichtlich gewordenen Bedrohung durch die Atomtechnologie nicht aus. Das Friedberger Aktionsbündnis wird daher seine Aktivitäten für einen vollständigen Umstieg auf erneuerbare Energien mit weiteren Mahnwachen und Fahrten zu Großdemonstrationen fortsetzen (siehe an anderer Stelle). Im Anschluss an unsere Veranstaltungen luden die jeweiligen evangelischen Kirchengemeinden in Bad Nauheim und Friedberg zu einem Gebet für Japan ein. In Friedberg wurde in der Stadtkirche die Initiative „1000 Kraniche für Japan“ gestartet. Als Zeichen des Mitgefühls sollen bis Ostern mindestens 1000 Kraniche gefaltet werden, welche dann über Partnerkirchen an Kinder in Japan geschickt werden sollen.

Anti-Atom-Mahnwachen am 21. März in Friedberg und Bad Nauheim

In großer Betroffenheit über die Ereignisse in Japan und mit dem festen Willen, für die Stilllegung aller Atomkraftwerke einzutreten, ruft das Aktionsbündnis dazu auf, sich am kommenden Montag, dem 21. März, an den bundesweiten Mahnwachen zu beteiligen.

Friedberg:
In Friedberg treffen wir uns wieder um 17.30 Uhr auf der Kleinen Freiheit, d. h. an der Ecke Kaiserstraße/Wolfengasse zu einer Mahnwache und verbinden diese um 18.00 Uhr mit einem “Montagsspaziergang” durch die Friedberger Innenstadt. Auch damit unterstützen wir die bundesweiten Aktionen. Gegen 18.30 Uhr sind wir wieder an der Stadtkirche, die wie am vergangenen Montag geöffnet sein wird. Die evangelische Kirchengemeinde  und das Dekanat Wetterau wollen auf diese Weise Gelegenheit zum Besinnen und zum Gebet geben.

Bad Nauheim:
Parallel dazu wird unser Bündnis auch in Bad Nauheim eine Mahnwache anbieten. Treffpunkt in Bad Nauheim ist um 18.00 Uhr vor der Dankeskirche. Es wird Gelegenheit geben, durch stille Aktivitäten der persönlichen Betroffenheit Ausdruck zu verleihen und über den Montag hinaus durch eine Girlande und bunte Kraniche eine Spur in Bad Nauheim zu hinterlassen.
Mit unseren Mahnwachen möchten wir unsere Solidarität mit den Menschen bekunden und gleichzeitig zeigen, dass wir nicht bereit sind, das Risiko einer nuklearen Katastrophe noch länger zu tragen.
An der am vergangenen Montag in Friedberg spontan einberufenen Mahnwache nahmen bereits mehr als 130 Menschen teil (vgl. Artikel in der WZ). Bundesweit fanden gleichzeitig an 450 Standorten Mahnwachen statt, an denen zusammen über 110 000 Menschen teilnahmen. Diese Zahl wird sicher am kommenden Montag noch übertroffen werden. Die große Betroffenheit und Empörung der Bevölkerung und der Ruf nach Änderung kommt hier zum Ausdruck.

Anmerkungen:
Das Friedberger Aktionsbündnis ist überparteilich, denn wir wollen auch politisch nicht organisierten Menschen eine Möglichkeit bieten, sich gemeinsam mit anderen zu artikulieren. Auch wenn Mitglieder unterschiedlicher politischer Gruppierungen in unserem Aktionsbündnis mitarbeiten, sind wir parteilich ungebunden. Wir haben keinen Einfluss darauf, dass die Presse gelegentlich die Parteizugehörigkeit einzelner Mitarbeiter/innen hervorhebt. Unser verbindendes Ziel ist der sofortige Ausstieg aus der Atomenergie und der Wechsel zu erneuerbaren Energien. In dieser Frage ist das Friedberger Aktionsbündnis allerdings durchaus parteiisch. Der Beschluss zur Laufzeitverlängerung der schwarz-gelben Bundesregierung war ein fundamentaler Fehler und war der Auslöser für die Gründung des Friedberger Bündnisses. Wie riskant und unverantwortlich dieser Beschluss war, wurde leider durch die schreckliche Katastrophe in Japan allzu offensichtlich. Wenn jetzt die Bundesregierung unter dem übermächtigen Druck der Ereignisse und der öffentlichen Meinung eine völlige Kehrtwende vollzieht und sich die Ziele der Antiatombewegung zu eigen macht, dann erlauben wir uns, unsere Zweifel vorzubringen. Wer derart eklatant falsche Entscheidungen getroffen und das Wohl der Menschen den Interessen großer Stromkonzerne untergeordnet hat, der hat in diesen Fragen seine Glaubwürdigkeit verloren. Solche Politiker/innen und Parteien sind auf absehbare Zeit nicht mehr wählbar. Auch ein auf kurze Zeit befristetes Moratorium und ein vorübergehendes Abschalten der ältesten Reaktoren kommt zu spät. Es kann als Eingeständnis des eigenen Versagens akzeptiert werden, aber nicht als eine glaubwürdige Handlung, mit der verspieltes Vertrauen zurückgewonnen werden kann. Die Bevölkerung und die Wähler lassen sich davon nicht täuschen.
Anlässlich der bevorstehenden Wahlen fordern wir alle Politiker vor Ort auf, Energiekonzepte zu verwirklichen, die auf Nachhaltigkeit und erneuerbaren Energien aufbauen. Die Wetterau muss zu einem Vorreiter in Sachen Energie- und Klimapolitik werden!
Zweifellos ist mit der Katastrophe in Japan das Ende für die Atomenergie besiegelt. Jedoch gibt es weiterhin massive Interessen, diesen Ausstieg so lange wie möglich hinauszuzögern. Hans-Peter Villis, der Vorstandsvorsitzende von EnBW, formulierte dies in der Tagesschau vom 15. März in seiner Stellungnahme zum dreimonatigen Moratorium und der vorübergehenden Abschaltung von einigen Reaktoren in unmissverständlicher und geradezu zynischer Weise: “… nach drei Monaten wird ja das Spiel wieder neu gespielt.”
Wir versichern Herrn Villis und allen jetzigen und zukünftigen Regierungen, gleich welcher Farbe, dass wir dieses Spiel nicht mehr mitmachen werden!
Wir geben erst Ruhe, wenn das letzte Atomkraftwerk abgeschaltet ist!

Friedberg, 16. März 2011
Hans-Dieter Wagner
(Sprecher des Friedberger Aktionsbündnisses)

Friedberger Mahnwache zur Natur- und Atomkatastrophe in Japan

Die Ereignisse in Japan, die schrecklichen Zerstörungen durch Erdbeben und Tsunami, und vor allem die immer dramatischer klingenden Meldungen von den japanischen Atomkraftwerken, bewegen die Menschen in Deutschland. Das Friedberger Aktionsbündnis gegen Atomkraft organisierte deshalb spontan eine Mahnwache auf der „Kleinen Freiheit“ in Friedberg, um den Menschen Gelegenheit zu geben, ihre Betroffenheit über die atomare Katastrophe und das Leiden der Menschen in Japan zum Ausdruck bringen zu können und sich über die Konsequenzen für Deutschland unterhalten zu können.
Trotz der spontanen Organisation versammelten mehr als 130 Menschen unter einem Transparent der Anti-Atom-Bewegung. Einige Passanten schlossen sich spontan an, andere kamen aus den Taunusgemeinden und aus dem Frankfurter Raum nach Friedberg. Im Gedenken an die Opfer wurden Kerzen entzündet. In vielen Gesprächen wurde sehr deutlich, dass die Ereignisse in und um Fukushima zeigen, dass die Atomenergie eine nicht zu beherrschende Technologie ist und dass in Deutschland endlich ernst gemacht werden muss mit dem Ausstieg.
Man war sich einig, dass der Druck der Anti-Atom-Bewegung nun anhalten müsse, um die Bundesregierung zu weitergehenden Ausstiegsbeschlüssen zu zwingen.
Wie der Sprecher des Wetterauer Bündnisses, Hans-Dieter Wagner, bei seiner kurzen Begrüßung betonte, hätte die Anti-Atom-Bewegung einen Kurswechsel lieber mit Argumenten erreicht und nicht erst durch die schrecklichen Ereignisse in Japan!
Die evangelische Kirchengemeinde unterstützte die Mahnwache mit dem Glockengeläut der Stadtkirche und lud die Anwesenden im Anschluss ein, sich in der Kirche einzufinden und den Opfern der Natur- und Atomkatastrophe zu gedenken.
Auch am kommenden Montag, dem 21.3., treffen wir uns um 17.30 Uhr zu einer weiteren Mahnwache auf der „Kleinen Freiheit“. Diese wollen wir um 18.00 Uhr mit einem „Montagsspaziergang“ verbinden. Anschließend ist auch wieder die Stadtkirche geöffnet. Parallel zur Friedberger Mahnwache führt das Aktionsbündnis auch in Bad Nauheim eine Mahnwache um 18.00 Uhr an der Dankeskirche durch.

Friedberger Aktionsbündnis beteiligt sich an der Menschenkette in Stuttgart:


Über 40 km lang erstreckte sich am Samstag die Menschenkette zwischen dem Atomkraftwerk Neckarwestheim bis nach Stuttgart. Dicht an dicht standen rund
60.000 Demonstrantinnen und Demonstranten aus der ganzen Bundesrepublik und protestierten auf beeindruckende Weise gegen die Nutzung der Atomkraft. Immer wieder ertönte lautstark die Forderung „abschalten!“ oder „Mappus muss weg!“ entlang der Menschenkette. Auch das Friedberger Aktionsbündnis war eigens mit einem voll besetzten Bus zum Atomkraftwerk Neckarwestheim angereist und reihte sich in die Menschenkette ein. Von 13.30 – 14.00 Uhr stand die Menschenkette auf der gesamten Strecke und der Stecker wurde symbolisch aus dem Kernkraftwerk gezogen. Auch am Nachmittag füllte eine unüberschaubare Menschenmenge den Stuttgarter Schlossplatz und verlieh der Forderung nach sofortigem Ausstieg aus der Kernenergie Nachdruck. So erfolgreich diese lang geplante Veranstaltung auch war, so stark stand sie unter dem Eindruck der dramatischen Ereignisse in Japan. Stündlich und scheibchenweise erfuhren die Teilnehmer weitere Schreckensmeldungen. Auf geradezu unheimliche Weise vollzog sich zeitgleich in Japan das, wovor die Atomkraftgegner bereits seit Jahrzehnten warnen. Gleich in mehreren Atommeilern droht wegen ausfallender Kühlung eine Kernschmelze, der größte anzunehmende Unfall. Schon jetzt sind die Auswirkungen auf die Menschen katastrophal und das ganze Ausmaß ist noch nicht absehbar. Bange kann man nur noch hoffen, dass eine großflächige radioaktive Verseuchung des Landes aufgrund der Insellage und hoffentlich günstiger Windverhältnisse ausbleibt. Nach dieser Katastrophe in Japan kann niemand mehr behaupten, dass Atomkraftwerke sicher sind. Wenn eine hochtechnisierte Industrienation wie Japan, die voll auf die Kernenergie gesetzt hat und dessen Atomkraftwerke einen hohen Sicherheitsstandard haben, nicht in der Lage ist die Atomtechnologie zu beherrschen, dann kann es auch keinem anderen Land gelingen. Der 12. März bedeutet das endgültige Aus für die Nutzung der Atomenergie in Deutschland. Schon versuchen die verantwortlichen Politiker, die sich bisher vorbehaltlos für die Atomenergie ausgesprochen haben, vorsichtig zurückzurudern, um ihren Hals noch rechtzeitig aus der Schlinge zu bekommen. Es wird ihnen nicht gelingen. Mit der Überprüfung von Sicherheitsstandards, einem kurzfristigen Moratorium und dem Abschalten der zwei ältesten Reaktoren ist es nicht mehr getan. Der Ausstieg aus der Atomkraft muss zügig und umfassend umgesetzt werden. Es ist unverantwortlich diese Technologie weiter zu nutzen. Politiker, die sich nicht klar zum raschen Atomausstieg bekennen oder besser schon vor der Katastrophe bekannt haben, sind nicht mehr wählbar. Die Mitglieder des Friedberger Aktionsbündnisses betrachten die Ereignisse in Japan als zwingenden Auftrag, ihre Aktivitäten zum sofortigen Ausstieg aus der Atomenergie fortzusetzen. Schon auf der Rückfahrt von Stuttgart wurden spontan weitere Aktionen vereinbart.

Mit dem Anti-Atom-Bus am 12. März zur bundesweiten Menschenkette nach Stuttgart

Auch das Friedberger Aktionsbündnis gegen Atomkraft beteiligt sich am 12. März an der bundesweiten Menschenkette vom Atomkraftwerk Neckarwestheim nach Stuttgart.
Mit einer insgesamt 40 km langen Menschenkette protestieren wir gegen die Atompolitik der Regierung und fordern den sofortigen Ausstieg aus der Atomenergie.
Die Menschenkette wird sich ab 12.30 Uhr aufstellen und um 13.30 Uhr geschlossen sein. Anschließend fahren wir auf die Großkundgebung zum Schlossplatz nach Stuttgart, die um 15.30 Uhr beginnt. Das Friedberger Aktionsbündnis fährt mit einem Bus zur Menschenkette. Alle interessierten Atomkraftgegner/innen werden gebeten, sich möglichst umgehend per E-Mail unter querstellen-friedberg@t-online.de anzumelden. Nach der Anmeldung erhalten Sie ebenfalls per E-Mail die Kontonummer für die Überweisung des Unkostenbeitrags in Höhe von 18 € mitgeteilt. Aktuell sind noch Plätze im Bus frei und wir freuen uns über weitere Anmeldungen!

9.30 Uhr Abfahrt mit dem Bus auf dem Parkplatz an der Stadthalle in Friedberg (Bahnreisende werden auf Wunsch gerne von uns um 9.15 Uhr am Bahnhof abgeholt und zur Stadthalle gebracht.)
12.30 Uhr Aufbau der Menschenkette zwischen Neckarwestheim und Bietigheim
13.30 Uhr Die 40 km lange Menschenkette steht!
14.00 Uhr Weiterfahrt mit dem Bus nach Stuttgart
15.30 Uhr Großkundgebung auf dem Schlossplatz in Stuttgart
17.30 Uhr Abfahrt in Stuttgart
20.00 Uhr Voraussichtliche Rückkehr in Friedberg

Atommüll auch in der Fußgängerzone von Bad Nauheim

Zunächst reagierten die Passanten doch etwas irritiert, als ihnen die kleinen Castorbehälter mit 38 Brennelementen in die Hand gedrückt wurden. Deutlich entspannten sich jedoch ihre Gesichtszüge, als sie erkannten, dass es sich dabei nur um Streichholzschachteln handelte, die das Friedberger Aktionsbündnis auch bei dieser Aktion mit gelben Aufklebern präpariert hatte. Obwohl der Castorzug am 17. 2. bereits in Lubmin angekommen war, ließen wir unsere Atomfässer durch die Fußgängerzone in Bad Nauheim rollen, denn auch in der zweitgrößten Stadt der Wetterau wollten wir unseren Protest zeigen. Es wird immer deutlicher, dass viele Bürgerinnen und Bürger auch in der Wetterau die Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke und das permanente Verschieben von Atommüll ablehnen. Denn wieder schlossen sich neue Teilnehmer an, die über unsere Presseberichte von der Demonstration erfahren hatten.
Das Friedberger Aktionsbündnis wird sich auch am 12. März 2011 an der Menschenkette von Neckarwestheim nach Stuttgart beteiligen. Die Menschenkette wird über 40 km gehen und soll ein deutliches Signal an die neu zu wählende Landesregierung werden, die Atomkraftwerke in Neckarwestheim und Philippsburg abzuschalten. Die Menschenkette wird sich ab 12.30 Uhr aufstellen und um 13.30 Uhr geschlossen sein. Alle Busse fahren anschließend auf die Großkundgebung zum Schlossplatz nach Stuttgart, die gegen 17.00 Uhr beendet sein wird. Auch das Friedberger Aktionsbündnis beabsichtigt einen Bus einzusetzen und bittet alle interessierten Atomkraftgegner/innen sich bereits jetzt anzumelden, damit wir besser planen können.
Genauere Informationen über Abfahrtzeiten und Kosten (voraussichtlich 15-20 €) folgen in Kürze.