TAG X – DER CASTOR KOMMT

Tag X - Castor auf dem Weg nach Biblis

Die Castoren werden zurzeit in Nordenham vom Nuklearschiff „Pacific Grebe“ auf die Bahn umgeladen. Nach Abschluss der Arbeiten und der Freimessung wird der Zug nach Biblis rollen. Wo wir ihn unter Einhaltung strenger Corona-Schutzmaßnahmen erwarten. Am heutigen Montag beginnt um 15 Uhr am Bahnhof Biblis eine Dauermahnwache. Die Castoren werden voraussichtlich morgen eintreffen. Stets aktuelle Informationen unter https://castor-stoppen.de/ticker/ bzw rechts auf der Castor-Alarm-Seite.

CASTOR-ALARM … TAG X … CASTOR-ALARM

Tag X - Castoralarm Biblis

Der Castor-Transport von Sellafield nach Biblis steht unmittelbar bevor. Trotz hoher Corona-Gefahr und Bedenken der Polizei-Gewerkschaft wird dieser gefährliche Transport jetzt in den ersten November-Tagen durchgezogen. Das ist genauso verantwortungslos wie das planlose Verschieben des Atommülls insgesamt. Das Zwischenlager in Biblis ist keineswegs sicher und es fehlt eine Reparaturmöglichkeit für defekte Castoren. Die Corona-Pandemie, die kalte Jahreszeit und eine gewisse Erschöpfung der Aktivist*innen – die sich in diesem Jahr bereits bei Protesten gegen Kohleabbau und Autobahnbau verausgabt haben – werden zur Durchführung des Transports genutzt.

Aber ganz ohne ein Zeichen zu setzen, soll der Zug nicht rollen. Querstellen gegen den Atom-Wahnsinn ist noch immer erforderlich. Kommt daher am Tag X zur Mahnwache am Bahnhof in Biblis.

Die Mahnwache befindet sich direkt am Bahnhof und ganz in der Nähe des Stichgleises zum Atomkraftwerk. Für Informationen, warme Getränke, Klos und trockene Plätze bei Regen wird gesorgt. Protestiert wird natürlich unter strenger Beachtung der Corona-Hygienemaßnahmen. 

Achtet auf die aktuellen Infos bei www.castor-stoppen.de, damit ihr den Transport nicht versäumt. Bildet Fahrgemeinschaften und/oder nutzt das „Hessenticket“, mit dem man preisgünstig direkt zum Bahnhof Biblis gelangt.

SECHS CASTOREN ROLLEN NACH BIBLIS

Quersteller Castoralarm Biblis 2020, A3

Im Frühjahr war der geplante CASTOR-Transport nach Biblis wegen der Corona-Pandemie zurückgestellt worden. Die Genehmigung für den Transport gilt jedoch noch bis Ende 2020 und es verdichten sich die Hinweise, dass die CASTOREN nach der Räumung des Dannenröder Waldes rollen werden. Es gibt deutliche Anzeichen, dass der Transport in der letzten Oktober- bzw. ersten Novemberwoche stattfinden wird.  Die 6 CASTOREN werden mit dem Schiff von der Wiederaufarbeitungsanlage in Sellafield voraussichtlich nach Nordenham in Niedersachsen gebracht, dort auf die Schiene umgeladen und auf bisher unbekannter Route ins Zwischenlager nach Biblis gefahren. In Norddeutschland, aber auch in Biblis wird es Proteste gegen diese gefährliche und konzeptlose Verschiebung von Atommüll geben. Die 18 Zwischenlager in Deutschland, bei denen es sich fast ausschließlich um oberirdische Hallen handelt, sind keineswegs sicher. Eine Reparatur defekter CASTOREN ist bei den meisten aufgrund fehlender „heißer Zellen“ nicht möglich und insgesamt mangelt es an einem schlüssigen Konzept, wie die fast 2000 CASTOREN nach dem Abschalten der Atomkraftwerke langfristig gelagert werden sollen, bis ein Endlager zur Verfügung stehen wird. Frühestens 2050 wird es ein Endlager geben und die Einlagerung wird weitere Jahrzehnte dauern. Genügend Gründe, sich weiterhin bei CASTOR-Transporten und Atommüll produzierenden Atomkraftwerken querzustellen.

Für unsere Region empfiehlt sich die Teilnahme an der Mahnwache am Bahnhof in Biblis. Sie wird unmittelbar auf der Westseite des Bahnhofs sein, ganz in der Nähe des Gleises zum Atomkraftwerk. Dort gibt es immer aktuelle Informationen, warme Getränke, Klos und bei Regen auch trockene Plätze. Ein Hygienekonzept und die Einhaltung der üblichen Corona-Auflagen sorgen dafür, dass wir auch in  diesen Zeiten gegen Atomkraft demonstrieren können. Aktuelle Infos gibt es immer auf der Website www.castor-stoppen.de. Der Link dazu befindet sich auch rechts auf unserer Startseite. Wer sich beteiligen möchte, sollte sich dort in die „Alarm-Listen“ eintragen, rechtzeitig Fahrgemeinschaften nach Biblis organisieren und vielleicht die Arbeitsstelle auf die kurzfristige Beantragung von „Sonderurlaub“ hinweisen. Mit dem „Hessenticket“ kommt man günstig direkt zur Mahnwache am Bahnhof in Biblis. Querstellen hilft bei frühzeitiger Anmeldung per Mail gerne, dass sich Interessierte zu Gruppenfahrten zusammenfinden.

DIE-LANGE-ATOM-MÜLL-ENDLAGER-SUCHE

Allen Warnungen zum Trotz haben Industrie, Politik und zwei Genrationen Menschen die Atomkraft zur Energiegewinnung genutzt. Gier, Profitstreben und Verantwortungslosigkeit haben sich gegen Vernunft und Weitsicht durchgesetzt. Zwar sollen Ende 2022 in Deutschland die letzten Atomkraftwerke abgeschaltet werden, aber niemand weiß, wohin mit dem hochradioaktiven Müll. Die Bundesgesellschaft für Endlagersuche (BGE) soll daher in einem langwierigen und komplexen Prozess das Unmögliche lösen und den am wenigsten gefährlichen Ort finden, an dem der strahlende Müll für eine Million Jahre sicher lagern soll. Die BGE hat am 28. September 2020 in ihrem Zwischenbericht mögliche Regionen für ein Atomendlager veröffentlicht. Auswahlkriterium war die geologische Eignung des Untergrundes. Grundsätzlich kommen Ton, Salz oder kristallines Gestein in Frage. Rund 54% der Fläche der Bundesrepublik erscheinen in diesem Sinne geeignet. Detaillierte Informationen dazu gibt es auch bei ausgestrahlt.

Jedoch, niemand will dieses Endlager haben. Kaum war das Zwischenergebnis der BGE veröffentlicht, kam reflexartig die Reaktion der bayerischen Landesregierung. Das lässt erahnen, welche Konflikte noch zu erwarten sind. Die Suche nach einem Endlager wird sich lange hinziehen. Bis 2031 soll ein Standort gefunden sein und ab 2050 sollen die Castoren eingelagert werden. Aber diese Termine gelten als optimistisch und die Gnade der „frühen“ Geburt wird einigen von uns ersparen, das Drama der Endlagersuche bis zum Schluss miterleben zu müssen. Trotzdem kann es uns nicht gleichgültig sein, denn es geht um die Verantwortung – um nicht das Wort Schuld verwenden zu müssen – der jetzt Lebenden gegenüber den jungen Menschen nach uns. Ein erfreuliches Ergebnis brachte der Zwischenbericht der BGE allerdings doch: Gorleben ist bei der Standortsuche ausgeschieden! Damit wurde die einst aus politischen Gründen getroffene Entscheidung korrigiert und die fehlende Eignung offiziell bestätigt. Der Widerstand im Wendland wird nach langem Kampf endlich belohnt. Querstellen lohnt sich!

ES WAR ZU ERWARTEN

Das Sächsische Pressefoto des Jahres 2019 konnte nicht auch noch den Publikumspreis gewinnen. Im konservativ geprägten Sachsen war das auch nicht anders zu erwarten. Der Jury aus Fachleuten gebührt ein großes Kompliment, dass sie – offensichtlich aufgrund der Qualität und Aktualität des Fotos – ein Motiv prämierte, das die Besetzung eines Tagesbaus durch Ende Gelände zeigt. Sie musste aufgrund der damit verbundenen politischen Botschaft mit Kritik und heftigen Reaktionen rechnen.
Auch beim noch zu vergebenden Publikumspreis lag das Foto über viele Tage mit bis zu 150 Zählern an erster Stelle. Kurz vor Abstimmungsschluss wurde jedoch der Zweitplatzierte im Minutentakt nach oben gewählt, bis er weit vorne lag. Der immer gleiche, nahezu maschinell wirkende Rhythmus bei dieser Abstimmung wurde nicht einmal zu verschleiern versucht. Es benötigt wenig Fantasie, um sich vorzustellen, welche Kräfte dem Bild von Ende Gelände den Publikumspreis missgönnten.
DER KOHLEAUSSTIEG KOMMT DENNOCH.

EXIT COAL, ENTER FUTURE!

Das Sächsische Pressefoto des Jahres 2019 trägt den Titel „EXIT COAL, ENTER FUTURE!“ und stammt von dem jungen Leipziger Fotografen Tim Wagner. Es entstand am 30.11.2019 bei der Besetzung des Braunkohletagebaus Schleenhain durch Aktivist*innen von „Ende Gelände“.

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Dieses Foto thematisiert nicht nur die aktuelle gesellschaftliche Auseinandersetzung um den Kohleausstieg, sondern besticht auch durch seine künstlerische Qualität:

Ein langer Zug weiß gekleideter Menschen bewegt sich auf einer leichten Diagonalen von links hinten zur rechten vorderen Bildecke. Überragt wird er von einem stählernen Maschinen-Monster, das seine spinnenartigen Arme aus der Bildmitte in alle Richtungen streckt und die Szenerie beherrscht. Trotz dieser expressiv kippenden Linien wirkt das Bild aufgrund der warmen Farbgebung durch die abendliche Sonne ruhig und friedlich. Wie in einem Gemälde der Romantik handelt es sich um die Zeit des Übergangs. Eine dunkle Wolke schwebt noch am linken Bildrand, aber rechts und am Horizont zeigt sich bereits ein hoffnungsvolles Licht. Junge, engagierte Menschen befinden sichganz so, wie es im Titel anklingt – auf dem Weg in eine neue Zukunft. (Sorry, das konnte ich mir nicht verkneifen. Der Autor)

Seit 2015 lenkt „Ende Gelände“ durch seine friedlichen, aber konsequenten Aktionen des zivilen Ungehorsams erfolgreich die Aufmerksamkeit auf den für den Klimaschutz zwingend erforderlichen Kohleausstieg. Der Fotograf Tim Wagner (www.ti-wag.de), der die Proteste von „Ende Gelände“ schon mehrfach begleitete (vgl. https://www.querstellen-friedberg.de/achti-solidaritaetsposter-fuer-hambi-bleibt-und-ende-gelaende/), dokumentierte so auch im November 2019 die Besetzung des Tagebaus Schleenhain bei Leipzig. Das Siegerfoto stammt aus  der dabei entstandenen Serie (vgl. https://www.flickr.com/photos/110931166@N08/albums/72157712005056102).

Geradezu grotesk ist es, dass er für das Betreten des Tagebaus wegen Hausfriedensbruch angeklagt wurde und nur wenige Tage vor der Preisverleihung 30 Tagessätze zur Einstellung des Verfahrens zahlen musste. Deutlicher kann die Diskrepanz nicht ausfallen: Auf der einen Seite Auszeichnung für journalistische und künstlerische Leistungen und auf der anderen Seite Behinderung der Pressefreiheit und Kriminalisierungsbestrebungen durch Konzerne und staatliche Behörden. Leider handelt es sich nicht um einen kuriosen Einzelfall, sondern die Einschüchterungs- und Kriminalisierungsversuche von Pressevertretern und aktiven demokratischen Gruppen erfolgen inzwischen häufig. Die zahlreiche Anklagen wg. Hausfriedensbruch, das Beschlagnahmen von Ausrüstungsgegenständen von Reportern oder auch die Einstufung der Berliner Gruppe von „Ende Gelände“ als „linksextremistisch“ durch den Berliner Verfassungsschutz sind nur einige Beispiele dieser Kriminalisierungsbestrebungen. Widerliche Hasskommentare im Netz gegen die Verleihung dieses Preises und die Aktivist*innen zeigen, dass diese Bestrebungen leider auf fruchtbaren Boden fallen.
Die Freiheit der Presse zur Berichterstattung über Ereignisse von so großer gesellschaftlicher Relevanz darf nicht eingeschränkt werden und demokratische Gruppen, die sich für eine bessere Zukunft engagieren, brauchen die uneingeschränkte Solidarität und Unterstützung aller Demokraten*innen.

Das Pressefoto des Jahres 2019 ist in Sachsen längst zum Politikum geworden und vielen ist die Würdigung dieses politischen Fotos ein Dorn im Auge.
Unter www.pressefoto-sachsen.de wird noch der Publikumssieger 2019 gewählt.
Jede*r kann sich bei der Wahl beteiligen und seine Solidarität mit  Ende Gelände, dem Kohleausstieg und natürlich auch mit dem Fotografen ausdrücken, indem er*sie diesem Foto zum Publikumssieg verhilft! (Nachträgliche Ergänzung: Das hat leider nicht geklappt. Vgl. Es war zu erwarten)
Das Sächsische Pressefoto des Jahres 2019 steht bei uns für den privaten Gebrauch zum Download bereit. Großformatige Fotoabzüge sind auf Wunsch über die E-Mail von Querstellen oder über kontakt(at)ti-wag.de zu beziehen.

Gefahr durch Atomkraft nicht vergessen

Am 26. April 1986 kam es in Tschernobyl zum bisher folgenreichsten atomaren Super-GAU. Radioaktive Wolken zogen um die Erde und verstrahlten viele Gegenden bis heute. Seit zehn Tagen brennen um Tschernobyl die Wälder und erinnern daran, dass die Katastrophe noch nicht beendet ist. Wenig ist zu erfahren, wie stark die Strahlenwerte durch den Brand steigen. Die Menschen in den umliegenden Städten sind nicht ohne Grund beunruhigt, auch wenn von offizieller Seite betont wird, dass sich die Strahlung nicht wesentlich erhöht hat. (Für aktuelle Informationen verweisen wir auf die Pressemitteilungen der Ärzteorganisation IPPNW. Der Link befindet sich in der Spalte rechts.)

Die atomare Bedrohung sollte auch in einer von der Corona-Pandemie beherrschten Zeit nicht vergessen werden. Im Gegensatz zu einem neuen Virus ist die Gefahr durch Atomkraft relativ leicht zu vermeiden, denn Atomkraftwerke lassen sich abschalten.
Mahnwachen, Demonstrationen oder Aktionen mit vielen Menschen sind zurzeit nicht möglich. Daher sind Atomkraftgegner*innen gefordert, die Zeit der Quarantäne zu nutzen, um auf kreative Weise an Tschernobyl zu erinnern und für einen beschleunigten Ausstieg aus der Atomkraft einzutreten. Hier einige leicht zu realisierende Ideen:

  • Ein*e einsame Mahner*in geht mit einem Pappschild durch die Stadt oder steht auf dem Marktplatz. Das Schild zeigt nur den Schriftzug „TSCHERNOBYL“. (Vorlage: Schriftzug)
  • Der Kreide-Text „TSCHERNOBYL 1986“ auf dem Pflaster erfüllt den gleichen Zweck.
  • Das Stencil „Atom-Schrei“ ist schnell angefertigt und mit Kreide auf die Straße gezeichnet. (Vorlage: Stencil Atom-Schrei)
  • Kleine „Erinnerungsbilder“ im Format A6 auf einen Schaschlik-Spieß kleben und in Pflanzkübel, Baumscheiben oder an Parkwege stecken. (Vorlage: Erinnerungsbildchen)

Alle Vorlagen lassen sich leicht auf A4 ausdrucken und für eine kleine „Street-Art-Aktion“ beim Stadtbummel nutzen. Das macht wenig Mühe und gibt das gute Gefühl, sich von Corona nicht völlig lähmen zu lassen. Groß ist die Freude, wenn man die Spuren Gleichgesinnter entdeckt.
Nutzen wir die durch die Corona-Krise erzwungene Entschleunigung, um endlich für eine Welt einzutreten, wie wir sie eigentlich haben wollen: Menschlich, solidarisch, nachhaltig, demokratisch, friedlich, gemeinwohlorientiert. Stellen wir uns denen in den Weg, die andere Ziele verfolgen.

Radioaktive Olympiade? – 9 Jahre Fukushima!

Mahnwache – 9 Jahre Atomkatastrophe in Fukushima:
Samstag, 7. März 2020, 10-13 Uhr, Kleine Freiheit am Elvis-Presley-Platz in Friedberg.

Am 11. März jährt sich die Reaktorkatstrophe in Fukushima bereits zum 9. Mal. Die japanische Regierung versucht die Olympischen Spiele zu nutzen, um der Welt Normalität vorzugaukeln. Zu diesem Zweck wird das olympische Feuer drei Tage durch die kontaminierten Gebiete getragen und einige Wettkämpfe werden bewusst in Fukushima-Stadt durchgeführt.
Seht nur, alles ist wieder in Ordnung, soll das bedeuten. Aber dem ist natürlich nicht so:
Der geschmolzene Reaktorkern strahlt weiter, das zum ständigen Kühlen notwendige Wasser versickert teilweise noch immer im Boden oder läuft ins Meer. Die gigantischen Lagertanks sind überfüllt und trotz gewaltiger Anstrengungen bei der Dekontaminierung von Ortschaften bilden sich aufgrund von Staub, Wind und Regen immer wieder strahlende „Hotspots“. Die Grenzwerte für die Bewohnbarkeit wurden einfach angehoben, damit man die evakuierte Bevölkerung nötigen kann, wieder in die verstrahlten Gebiete zurückzukehren.
Schöne olympische Spiele sollen in unseren Köpfen die Erinnerung an die Katastrophe und die Gefahren der Atomkraft auslöschen.
Damit dies nicht geschieht, führt Querstellen am Samstag, dem 7. März, 10 – 13 Uhr, in Friedberg eine Mahnwache auf der „Kleinen Freiheit“ am Elvis-Presley-Platz durch. Begrüßung und Pressefoto gegen 11.30 Uhr. Reichlich Infomaterial und Unterschriftenlisten liegen bereit und in unserem Pavillon zeigen wir die Ausstellung „Fukushima, Tschernobyl und wir“, die anschaulich die Atomkatastrophen erläutert.
Auch über die aktuellen Versuche der Atomlobby für eine „Renaissance der Atomkraft“ und über die unmittelbar bevorstehenden CASTOR-Transporte nach Biblis informieren wir.

CASTOR-ALARM! – Sechs CASTOREN nach Biblis!

CASTOR-ALARM BIBLIS 2020Dieses Jahr werden erstmals seit 2011 wieder CASTOREN MIT ATOMMÜLL durch Deutschland rollen. Nach dem intensiven Widerstand beim letzten CASTOR-Transport nach Gorleben wurden die Transporte ausgesetzt. Jetzt soll es wieder losgehen, denn in Sellafield (Großbritannien) und La Hague (Frankreich) lagert noch Atommüll, zu dessen Rücknahme die Stromkonzerne verpflichtet sind.
Den Anfang macht ein Transport von 6 CASTOREN mit hochradioaktivem Müll von Sellafield ins Zwischenlager Biblis. Drei weitere Transporte nach Philippsburg, Isar und Brokdorf werden folgen. In diesen Zwischenlagern wird der strahlende Müll auf unbestimmte Zeit lagern, denn ein Endlager für Atommüll ist noch lange nicht in Sicht. Es gibt starke Einwände gegen die Einlagerung des Strahlenmülls in Biblis, denn das Zwischenlager verfügt nicht über eine sog. „heiße Zelle“, in der z.B. undicht werdende Castoren repariert werden könnten. Auch gegen Flugzeugabstürze oder Terroranschläge ist das Zwischenlager nicht ausreichend gesichert. Ein breites Bündnis von Anti-Atomkraft-Initiativen ruft daher zum Protest gegen das unsinnige Verschieben des Atommülls auf,  denn jeder unnötige Transport beschwört die Gefahr radioaktiver Verstrahlung herauf.
Da die Transportgenehmigung nach Biblis ab dem 1. März erteilt ist, könnte der Transport bereits sehr bald erfolgen!
Querstellen und viele andere Gruppen unterstützen den Protest und laden dazu ein, am Tag X des CASTOR-Transports nach Biblis zu kommen. Am  Bahnhof in Biblis und am Kraftwerk selbst wird es Mahnwachen geben, die wir als Atomkraftgegner*innen natürlich unterstützen werden. Stets aktuelle Informationen gibt es auf der Website www.castor-stoppen.de. Der Link dazu befindet sich auch rechts auf unserer Startseite. Wer sich beteiligen möchte, sollte sich dort in die „Alarm-Listen“ eintragen, um kurzfristig informiert zu werden, denn der Aufruf wird quasi „über Nacht“ kommen.
Querstellen hilft gerne bei der Organisation von Fahrgemeinschaften oder bei Gruppenfahrten mit dem „Hessenticket“. Pro Person kostet die Fahrt nach Biblis dann nur 8 €. Voraussetzung dazu ist allerdings eine frühzeitige Anmeldung per E-Mail.

Atomkraft ist kein Ausweg aus der Klimakrise

Auffällig oft lässt sich zurzeit auf verschiedensten Ebenen beobachten, dass die Atomkraft als Ausweg aus der Klimakrise propagiert wird. In renommierten Medien, z.B. „Spiegel“ oder „Zeit“ werden die angeblich sicheren und smarten Atomreaktoren der 4. Generation angepriesen.
Einige Kreise in der CDU äußern deutlich Sympathien für eine Renaissance der Atomkraft und suchen den Schulterschluss zur AfD. Der Verein „Nuklearia“ macht offensiv Werbung für Atomkraft. Er gibt sich das Image einer unabhängigen Bürgerinitiative, ist tatsächlich jedoch eine Tarnorganisation der Atomindustrie. Dies ist sicher mehr als ein Zufall. Die Atomwirtschaft wittert ihre letzte Chance, die Atomkraft in Deutschland wieder gesellschaftsfähig zu machen. Das Verblassen der Erinnerungen an Tschernobyl und Fukushima, das Verschieben der öffentlichen Diskussion in Richtung „Klima“ und die in Europa weiter an der Atomkraft festhaltenden Länder spielen diesen Akteuren in die Hände. Es ist ein letztes, aber nicht ungefährliches Aufbäumen, bevor 2021/22 die noch verbliebenen sechs Atomkraftwerke in Deutschland abgeschaltet werden.
Eine Renaissance der Atomkraft darf es nicht geben. Atomkraft ist kein Klimaretter, denn sie ist zu gefährlich, zu schmutzig, zu teuer und zu langsam.
Hier nur einige wenige Gründe, warum Atomkraft kein Ausweg aus der Klimakrise ist:

    • Atomkraft ist und bleibt eine Risikotechnologie mit unkalkulierbarem Gefahrenpotenzial.
    • Der Verbleib des anfallenden Atommülls ist und bleibt weiterhin ungelöst. Eine sichere Endlagerung ist nicht in Sicht.
    • Auch die angeblich so sauberen neuen Atomreaktoren der 4. Generation „verspeisen“ keinen Atommüll. Es ist schlicht ein Ammenmärchen, dass sie keinen strahlenden und giftigen Atommüll produzieren. Lediglich die Art des Mülls verändert sich.
    • Da Atomkraft nur noch einen sehr geringen Beitrag zur Energieversorgung leistet, müssten weltweit Tausende von neuen Atomkraftwerken gebaut werden, um nur einen kleinen Beitrag zur Verminderung des CO2-Ausstoßes leisten zu können. Das Errichten einer solch großen Anzahl von Atomkraftwerken ist völlig unrealistisch.
    • Schon die Planung und der Bau von konventionellen Atomkraftwerken dauern 10 bis 20 Jahre.
    • Die angepriesenen Atomreaktoren der 4. Generation befinden sich sogar noch im Theorie- oder Modellstadium. Falls sie überhaupt jemals einsatzfähig sein sollten, wird dies noch viele Jahrzehnte dauern. Für die dringend erforderliche Dekarbonisierung, d.h. für die Rettung des Klimas kämen sie auf jeden Fall viel zu spät.

Es gibt kein atomares Perpetuum-Mobile! Um dem Klima zu helfen, ist der rasche Umstieg auf erneuerbare Energien und eine vollständige Dekarbonisierung der einzig vertretbare Weg!
Die aktuellen Initiativen der Atomlobby dienen offensichtlich dem Ziel, Zweifel und Unsicherheiten zu säen, um evtl. noch einmal den Fuß in die fast schon geschlossene Tür zur Atomkraft zu bekommen. Sie versuchen den Umstieg auf erneuerbare Energien zu torpedieren. Wir sollten nicht auf diese durchsichtige Verzögerungsstrategie hereinfallen!
(Die längere Version dieses Artikels mit weiteren Argumenten finden Sie hier, und ein Poster vom Atomic-Perpetuum lässt sich als PDF im Format A3 herunterladen.)