Atomkraft ist kein Ausweg aus der Klimakrise

Atomic-Perpetuum 4.0 von Bill Gates und M.C.EscherAuffällig oft lässt sich zurzeit auf verschiedensten Ebenen beobachten, dass die Atomkraft als Ausweg aus der Klimakrise propagiert wird. In renommierten Medien, z.B. „Spiegel“ oder „Zeit“ werden die angeblich sicheren und smarten Atomreaktoren der 4. Generation angepriesen. Einige Kreise in der CDU äußern deutlich Sympathien für eine Renaissance der Atomkraft und suchen den Schulterschluss zur AfD. Der Verein „Nuklearia“ macht offensiv Werbung für Atomkraft. Er gibt sich das Image einer unabhängigen Bürgerinitiative, ist tatsächlich jedoch eine Tarnorganisation der Atomindustrie. Dies ist sicher mehr als ein Zufall. Die Atomwirtschaft wittert ihre letzte Chance, die Atomkraft in Deutschland wieder gesellschaftsfähig zu machen. Das Verblassen der Erinnerungen an Tschernobyl und Fukushima, das Verschieben der öffentlichen Diskussion in Richtung „Klima“ und die in Europa weiter an der Atomkraft festhaltenden Länder spielen diesen Akteuren in die Hände. Es ist ein letztes, aber nicht ungefährliches Aufbäumen, bevor 2021/22 die noch verbliebenen sechs Atomkraftwerke in Deutschland abgeschaltet werden. Eine Renaissance der Atomkraft darf es nicht geben. Atomkraft ist kein Klimaretter, denn sie ist zu gefährlich, zu schmutzig, zu teuer und zu langsam.
Hier nur einige wenige Gründe, warum Atomkraft kein Ausweg aus der Klimakrise ist:

  • Atomkraft ist und bleibt eine Risikotechnologie mit unkalkulierbarem Gefahrenpotenzial.
  • Der Verbleib des anfallenden Atommülls ist und bleibt weiterhin ungelöst. Eine sichere Endlagerung ist nicht in Sicht.
  • Auch die angeblich so sauberen neuen Atomreaktoren der 4. Generation „verspeisen“ keinen Atommüll. Es ist schlicht ein Ammenmärchen, dass sie keinen strahlenden und giftigen Atommüll produzieren. Lediglich die Art des Mülls verändert sich.
  • Da Atomkraft nur noch einen sehr geringen Beitrag zur Energieversorgung leistet, müssten weltweit Tausende von neuen Atomkraftwerken gebaut werden, um nur einen kleinen Beitrag zur Verminderung des CO2-Ausstoßes leisten zu können. Das Errichten einer solch großen Anzahl von Atomkraftwerken ist völlig unrealistisch.
  • Schon die Planung und der Bau von konventionellen Atomkraftwerken dauern 10 bis 20 Jahre.
  • Die angepriesenen Atomreaktoren der 4. Generation befinden sich bisher lediglich im Theorie- oder Modellstadium. Falls sie überhaupt jemals einsatzfähig sein sollten, wird dies noch viele Jahrzehnte dauern. Für die dringend erforderliche Dekarbonisierung, d.h. für die Rettung des Klimas kämen sie auf jeden Fall viel zu spät.
  • Die noch in Europa laufenden Atomkraftwerke sind bereits am Ende ihrer Laufzeit angekommen. Die 6 Reaktoren in Deutschland sind alle über 30 Jahre alt und in Frankreich sind die 58 Atomkraftwerke im Schnitt 35 Jahre alt. Dadurch steigt das Unfallrisiko und sie sollten schnellstmöglich abgeschaltet werden. Außerdem verstopfen sie die Stromnetze, da sie kaum reguliert werden können, und behindern so die Energiewende.
  • Auch die verschiedenen Atomreaktoren der 4. Generation, ob Thorium-, Flüssigsalz- oder sog. Laufwellenreaktoren, sind mit erheblichen Risiken behaftet. Das gilt für die eingesetzten Stoffen, die Betriebssicherheit und die Entsorgung. Das Konzept der Schnellen Brüter und die dafür erforderlichen Wiederaufarbeitungsanlagen wurden bei uns schon vor Jahren wegen ihrer hohen Risiken verworfen. Diese sog. neuen Atomreaktoren sind daher zurzeit genauso realistisch wie M.C. Eschers Perpetuum Mobile. Auf ihre Entwicklung zu hoffen macht keinen Sinn, da die erneuerbaren Energien bereits eine hervorragende Lösung für das Klima bieten!
  • Im Vergleich zu den erneuerbaren Energien ist Atomstrom außerdem viel zu teuer und damit auch wirtschaftlicher Unsinn. Atomkraftwerke können nur mit erheblichen Subventionen betrieben werden.
  • Die Bevölkerung wäre sicher nicht weiter bereit, das Unfallrisiko, die stark steigenden Strompreise und neue Atomkraftwerke in ihrer Nähe zu akzeptieren. Ein gesellschaftlicher Großkonflikt würde erneut aufbrechen.
  • Es darf auch nicht vergesse werden, dass der Abbau von Uranerz in hohem Maße umweltbelastend und gesundheitsgefährdend für die dort arbeitenden und lebenden Menschen ist.
  • Auch das bei den Reaktoren der 4. Generation anfallende Material lässt sich für die Herstellung von Atomwaffen verwenden.
  • Sollten tatsächlich viele der angepriesenen, smarten, dezentralen Atomkraftwerke gebaut werden, könnte die Sicherheit noch viel weniger gewährleistet werden als bei einigen großen Atomkraftwerken.
  • Eine Weiterführung der zivilen Nutzung der Atomkraft begünstigt darüber hinaus in hohem Maße die militärische Nutzung durch Bereitstellung von spaltbarem Material, technischem Know-how und Fachkräften.

Es gibt kein atomares Perpetuum-Mobile! Um dem Klima zu helfen, ist der rasche Umstieg auf erneuerbare Energien und eine vollständige Dekarbonisierung der einzig vertretbare Weg! Die aktuellen Initiativen der Atomlobby dienen dem Ziel, Zweifel und Unsicherheiten zu säen, um evtl. noch einmal den Fuß in die fast schon geschlossene Tür zur Atomkraft zu bekommen. Sie versuchen den Umstieg auf erneuerbare Energien zu torpedieren. Wir sollten nicht auf diese durchsichtige Verzögerungsstrategie hereinfallen! 
(Ein Poster vom Atomic-Perpetuum lässt sich als PDF im Format A3 herunterladen.)

Mahnwache 8 Jahre Fukushima

Auch in diesem Jahr wird Querstellen-Friedberg mit einer Mahnwache an die Atomkatastrophe in Fukushima erinnern. Alle Atomkraftgegner*innen sind eingeladen, am Samstag, dem 9. März 2019, zwischen 10 und 13 Uhr zum traditionellen Treffpunkt auf die „Kleine Freiheit“ (!) am Elvis-Presley-Platz in Friedberg zu kommen. Auch Ortsfremde finden die „Kleine Freiheit“ leicht in unmittelbarer Nähe der inzwischen weltweit bekannten Elvis-Ampel! 🙂
In unserem Infopavillon zeigen wir die Plakatausstellung „Fukushima, Tschernobyl und wir“ von .ausgestrahlt.
Wir lassen nicht locker! Noch immer laufen in Deutschland 7 Atomkraftwerke. Sie produzieren weiterhin Atommüll für den es kein sicheres Endlager gibt. Je älter die Kraftwerke werden, desto größer wird auch das Risiko eines Unfalls. Aus diesem Grund müssen sie dringend abgeschaltet werden. Für die Stromversorgung sind sie schon lange nicht mehr nötig. Auch für die Netzstabilität sind sie nicht erforderlich. Selbst bei deutlich mehr Ökostrom sind die deutschen Stromnetze sicher. Durch das beschleunigte Abschalten von Atomkraftwerken würde der Export von Strom reduziert und die Leitungen würden endlich für sauberen Strom frei. Noch immer müssen Windkraftanlagen abgeschaltet werden, weil sich Atomkraftwerke nicht herunterregeln lassen.
An unserem Stand halten wir umfangreiches Infomaterial zum Atom- und Kohleausstieg bereit. Auch zur Situation im Hambacher Wald und zu den neuen Baumhäusern gibt es neues Material und aktuelle Fotos.

8 Jahre Querstellen: Klima schützen! Kohle- und Atomkraft stoppen!

Mahnwache zum achtjährigen Bestehen von QuerstellenAm 15. Dez. 2018 fand unsere Mahnwache zum 8-jährigen Bestehen eingezwängt zwischen Fahrradständern, abgestellten Motorrädern, Elvis-Säule und Fahrbahn statt. Die Friedberger Ordnungsbehörde hatte uns diesen Platz zugewiesen, das Aufstellen eines Pavillons untersagt und gleich noch eine lange Liste mit weiteren Verboten beigefügt. Vor Ort konnten wir für diese Entscheidung keinen nachvollziehbaren Grund feststellen, denn sowohl das nördliche Ende („Kleine Freiheit“) wie auch das südliche Ende des Elvis-Presley-Platzes waren vollkommen frei. Bei Organisatoren und Besuchern wurde  lebhaft darüber spekulieren, aus welchen Bewegründen uns die beantragte „Kleine Freiheit“ als Versammlungsort verwehrt blieb.
Trotz dieser Beeinträchtigung warben wir mit unserer Mahnwache für einen konsequenteren Klimaschutz. „Wir fahren diesen Planeten gerade an die Wand“, so bringt es der Potsdamer Klimaforscher Hans Joachim Schellenhuber auf den Punkt. Immer deutlicher zeigt sich, dass erheblich mehr Maßnahmen erforderlich sind, um den Klimawandel noch einigermaßen beherrschen zu können. Obwohl auf der Weltklimakonferenz in Katowice noch nach Lösungen gerungen wurde, zeichnet sich bereits ab, dass die Ergebnisse aus Sicht vieler Klimaexperten und Umweltschutzorganisationen nicht ausreichend sein werden. Nur eine radikale und schmerzliche CO2-Reduktion in allen Sektoren kann die Erderwärmung noch begrenzen. Dies fordern auch die unmittelbar bedrohten Inselstaaten und viele Entwicklungsländer, aber ausgerechnet die Hauptverursacher des Klimawandels, wie z.B. die USA oder Saudi Arabien, blockieren alle größeren Anstrengungen. Auch Deutschland hat keine rühmliche Rolle auf der Klimakonferenz. Weil es seine für 2020 gesetzten Klimaziele verfehlen wird, wurde ihm der wenig schmeichelhafte Preis „Fossil des Tages“ verliehen. Beim Klimaschutzindex wurde Deutschland außerdem von Rang 22 auf Rang 27 herabgestuft. Noch immer ist Deutschland weltweit der sechstgrößte Treibhausgas-Produzent (Stand 2015) und verstromt mehr Braunkohle als jedes andere Land der Erde.
Nach kurzer Stagnation steigen inzwischen weltweit wieder die CO2-Emissionen an. Folgendes Bild drängt sich auf: Wir sitzen in unserem komfortablen SUV. Uns geht es gut. Es ist warm und wir fühlen uns sicher. Unser Navi weist zwar auf den Abgrund hin, auf den wir stetig zurasen, aber statt endlich zu bremsen und umzusteuern, geben wir nur noch stärker Gas.

KOHLE STOPPEN – KLIMA SCHÜTZEN

Mit einer Schubkarre voll Braunkohlebriketts zog Querstellen am Samstag, dem 24.11.2018, über die Kaiserstraße in Friedberg. Mit dieser Straßenaktion warben wir für einen raschen Ausstieg aus der Kohleverstromung und für die Teilnahme an den am 1. Dezember in Köln und Berlin stattfindenden Großdemonstrationen.
Straßenaktion - Kohle stoppen - Klima schützen
Die Dringlichkeit des Klimaschutzes ist inzwischen nicht nur von Wissenschaftlern erkannt, sondern auch im Bewusstsein vieler Bürger*innen angekommen. Der trockene und heiße Sommer in diesem Jahr ließ viele Menschen erahnen, was der langfristige Klimawandel bedeutet.
Seit Beginn der Industrialisierung erwärmt sich unsere Erde dramatisch. Ursache dafür ist das Verbrennen fossiler Rohstoffe und die damit verbundene Freisetzung von Kohlendioxid. Die Kohleverstromung und besonders das Verbrennen von Braunkohle gehören zu den schlimmsten Klimakillern. Braunkohle ist der ineffektivste und schmutzigste fossile Brennstoff. Deutschland produziert noch immer ca. 40% seines Stroms durch die Verbrennung von Kohle. Wir verbrennen mehr Braunkohle als jedes andere Land der Erde und tragen damit erheblich zur Klimaveränderung bei.
Auf der UN-Klimakonferenz 2015 in Paris haben 196 Staaten beschlossen, die Treibhausgasemissionen so zu senken, dass die Erderwärmung nicht die als kritisch erkannte Marke von 2 Grad erreicht, möglichst sogar auf 1,5 Grad begrenzet wird. Deutschland hat sich sogar schon 2010 verpflichtet, die Emissionen bis 2050 um 80-95% (gegenüber 1990) zu reduzieren.
Nur mit einem schnellen Ausstieg aus der Kohle bis 2030 und einem ambitionierten Ausbau und vollständigen Umstieg auf erneuerbare Energien ist es möglich, noch in die Nähe dieser Ziele zu kommen. Gegenwärtig zeigt die Entwicklung allerdings in die entgegengesetzte Richtung und die angestrebten Ziele rücken in immer weitere Ferne.
Der Ausstieg aus der Kohleverstromung wird von mächtigen Energiekonzernen wie RWE und den mit ihnen verbundenen Regierungen und Verbänden, z.B. der NRW-Regierung, der Industrie nahestehenden Parteien und Organisationen, bis hin zu Teilen der SPD und der Gewerkschaften massiv behindert. Ebenso verlangsamt sich der Ausbau der erneuerbaren Energien aufgrund zahlreicher Deckelungsmaßnahmen.  Auch in unserer Region ist gerade wieder einmal der irrationale Kampf gegen Windkraftanlagen, z.B. in Butzbach oder Friedberg zu erleben.

Querstellen ist nicht egal, welche Welt wir den nachfolgenden Generationen hinterlassen.
Querstellen fordert nicht nur den beschleunigten Atomausstieg, sondern auch den Kohleausstieg bis 2030. Wir begrüßen daher den Rodungsstopp für den Hambacher Wald und sprechen uns gegen eine Ausweitung des Braunkohletagebaus aus. Die Kohle muss aus Gründen des Klimaschutzes in der Erde bleiben.
Querstellen tritt für den vollständigen Umstieg auf erneuerbare Energien bis 2040 ein. Diese Ziele sind ehrgeizig, aber erreichbar, wie Szenarien z.B. des BUND oder des Bundesumweltamtes aufzeigen. Deutschland produziert einen großen Stromüberschuss. Der Atomausstieg kann daher beschleunigt und alte Kohlekraftwerke können sofort abgeschaltet werden, ohne dass es zu Versorgungsengpässen kommt. Außerdem werden dadurch die Leitungen frei für sauberen Ökostrom.
Querstellen ist sich bewusst, dass dieser Strukturwandel sozialverträglich erfolgen muss und die noch in der Kohleindustrie arbeitenden Menschen nicht vergessen werden dürfen. Querstellen sieht auch, dass der Klimawandel nur das Ergebnis einer auf Gewinnmaximierung ausgerichteten Produktionsweise ist. Der notwendige Kohleausstieg ist daher nur ein kleiner, aber notwendiger Schritt auf dem Weg zu einer allgemeinen gesellschaftlichen Transformation.
Querstellen hält den in Butzbach geplanten Windpark und auch einen Windpark auf dem Winterstein für dringend erforderlich und für eine große Chance für unsere Region. In unserem Flyer zum Windpark Winterstein haben wir bereits 2014 die wesentlichen Argumente dazu zusammengefasst. Politiker, die diese Projekte verhindern, versagen in unseren Augen bzgl. des Klimaschutzes und der nachhaltigen Entwicklung unserer Region.
Querstellen ruft zur Beteiligung an den für den 1. Dezember geplanten Großdemonstrationen in Köln und Berlin auf. Sie stehen unter dem Motto: KOHLE STOPPEN – KLIMASCHUTZ JETZT. Querstellen fährt von Friedberg um 8.30 Uhr mit der Bahn nach Köln. Interessierte können sich noch anschließen. Der Fahrpreis beträgt ca. 15 €.

Hambi bleibt!

Hambi bleibt! Was vor Kurzem noch eine trotzige Forderung war, ist jetzt zur kaum erwarteten Tatsache geworden. Welch ein grandioser Erfolg all derer, die sich für den Erhalt des Waldes und gegen die Kohleverstromung eingesetzt haben! Ein gutes Beispiel dafür, dass jede*r einen Beitrag leisten kann und die Vielfalt der unterschiedlichen Protestformen gemeinsam zum Erfolg führen.
Ein großartiges Ergebnis für den Natur- und Klimaschutz und eine deftige Klatsche für RWE und die N-RWE-Regierung, die mit hilflos-peinlichen Interviews das selbstverschuldete Desaster zu vertuschen sucht. Der Erhalt des Hambi ist ein klares Signal für das Ende der Kohleverstromung. Dank an alle, die daran mitgewirkt haben.
Jetzt, nachdem die Polizei abgezogen ist, kehrt hoffentlich wieder Ruhe im Wald ein und Hambi kann sich allmählich wieder erholen. Die Bewohner können wieder ihre Baumhäuser aufbauen und sich schrittweise an die Beseitigung der Verwüstungen machen. Zwar dürfte es nur schwer gelingen, die breiten Schotter-Schneisen wieder zurückzubauen, aber die zugeklebten Nisthöhlen der Bechsteinfledermäuse lassen sich leicht öffnen und die Fallen für die Haselmäuse entfernen.

Vielleicht entstehen wieder neue Wald-Siedlungen, damit die Utopie einer herrschaftsfreien Lebensweise in und mit der Natur wieder erblühen kann. Der Anfang ist jedenfalls vielversprechend. Nicht nur das „Schlupfloch“ auf dem linken Foto ist schon neu entstanden. Eine längere Bilderreihe über das großartige Wochenende im Hambacher Wald befindet sich unter FOTOS.

Mahnwache: Hambacher Wald schützen

„Erheben wir uns, Jung und Alt und schützen wir den Hambacher Wald“, singt Bodo Wartke in seinem Lied über den Hambacher Wald. Das war auch der Grund für unsere zweite Mahnwache am Samstag, dem 29. Sept. 2018, auf dem Elvis-Presley-Platz in Friedberg.

Seit 6 Jahren entstanden im Hambacher Wald aus Protest gegen die geplante Erweiterung des Braunkohleabbaus über 50 Baumhäuser, die sich zu mehreren Siedlungen mit fantasievollen Namen wie Oaktown (Eichenstadt), Gallien, Beechtown (nach den dort wachsenden Buchen benannt), Lorien, Cozytown oder Norden verbanden. Sogar einen Kleingartenverein gab es. Dieser bemerkenswerten Alternativ-Architektur verliehen wir in unserer begleitenden Fotoausstellung das „Blue Shield“, mit dem schützenswerte Kulturgüter gekennzeichnet werden. All diese Häuser wurden in den letzten Wochen nahezu vollständig geräumt und zerstört. Dennoch haben die Aktivist*innen, denen wir unseren größten Respekt aussprechen, Großartiges  geleistet, denn sie haben vielen in unserem Land die Augen geöffnet und die Diskussion über den Kohleausstieg vorangetrieben. Am Ende dieses Konfliktes werden sie über die Natur- und Klimazerstörer triumphieren. Dass in der Bevölkerung viele gegen die Rodung des Hambacher Waldes sind, zeigte sich schon daran, dass während der Mahnwache 80 Personen den Appell zum Erhalt des Waldes unterzeichneten.
Statements von Aktivist*innen aus dem Wald wurden vorgetragen und über Kurt Claßen berichtet, dem ein 2.500 m2 großes Wiesenstück am Rande des Hambacher Waldes gehört, das RWE für den Kohleabbau benötigt. Der jahrelange juristische Kampf von Kurt Claßen gegen den Energieriesen RWE ist inzwischen legendär. RWE hat ihm für sein Grundstück  15.000  € geboten. Claßen verkauft aber nicht und verlangt aktuell 36,8 Milliarden Euro, berechnet nach den zu erwarteten Gewinnen für den Konzern. Eine Einigung ist angesichts der großen Diskrepanz nicht zu erwarten. Gegen ihn als Privatperson sind mehrere Klagen anhängig und ihm droht die Enteignung. 130 € wurden bei der Mahnwache gesammelt, um ihn bei den Prozesskosten zu unterstützen.
Getreu dem Motto, „Erheben wir uns Jung und Alt“, hatte auch die Naju-Gruppe-Wetterau zur Mahnwache aufgerufen. In ihrem Redebeitrag erinnerten sie daran, dass wir alle Energienutzer sind und Verantwortung für einen sparsamen Umgang mit Energie tragen. Wir alle können sehr viel tun: Wir können z.B. LED-Birnen einsetzen, bei Elektrogeräten stärker auf die Energieeffizienzklasse achten, nur volle Maschinen waschen, auf bessere Wärmedämmung achten, die Heizung etwas kühler stellen, Geräte vom Stromnetz nehmen, öfter mal laufen oder Fahrrad fahren. Dinge kann man wiederverwerten, statt wegzuwerfen und neu zu produzieren. Und man kann einfach zu einem Naturstromanbieter ohne Kohlestrom umsteigen. Das ist schon einmal ein Anfang.

Der Widerstand gegen die Rodung des Hambacher Forstes und den Braunkohleabbau wird auch nach der Räumung der Baumhäuser fortgesetzt!
Braunkohle ist der ineffektivste und klimaschädlichste Energieträger!
Kein anderes Land der Erde verbrennt mehr Braunkohle als Deutschland!
Die Braunkohleverstromung des Energiekonzerns RWE macht das Rheinland zur größten CO2-Quelle Europas und ist eine schwere Belastung für das Weltklima!
Die Braunkohle ist der Hauptgrund, warum Deutschland seine Klimaziele nicht erreicht!
Die Braunkohleverstromung muss daher schnell und sozialverträglich beendet werden!
Das renommierte Fraunhofer Institut in Freiburg hat ausgerechnet, dass der Kohleausstieg bis 2030 möglich ist, dass die Kohle unter dem Hambacher Forst nicht mehr benötigt wird und trotzdem die Stromversorgung sicher bleibt.
Die Kundgebung wurde mit dem im Hambacher Wald üblichen Ruf „Hambi bleibt, Hambi bleibt, Hambi Hambi Hambi bleibt bleibt bleibt“ beendet.

Mahnwache gegen die Räumung des Hambacher Forstes

Das Aktionsbündnis Querstellen-Friedberg ruft für kommenden Samstag, den 29. Sept. 2018, um 11 Uhr wieder zu einer Mahnwache am Elvis-Presley-Platz in Friedberg auf. Wir protestieren gegen die Räumung des Hambacher Waldes, die Zerstörung der einzigartigen Baumhaus-Siedlungen, die geplante Rodung, die weitere Ausdehnung des  Braunkohleabbaus und gegen die die Verstromung der Kohle durch den Energiekonzern RWE.

Polizeikette im Hambacher Forst                                                 Foto: Tim Wagner

Seit heute wird die Räumung des Hambacher Waldes wieder massiv vorangetrieben. Zwar hatte NRW(E)-Innenminister Herbert Reul (CDU) nach dem Tod des Journalisten Steffen Meyn gesagt: Wir können jetzt nicht einfach so weitermachen, ich kann das zumindest nicht. Wir können nicht einfach zur Tagesordnung übergehen.“ (vgl. z. B. WZ vom 20. Sept.)
Diese Aussage hielt nicht lange Stand. Sie war vielleicht auch nicht so sehr durch Pietät begründet, sondern eher der Tatsache geschuldet, dass die Firmen Gerken und Cramer ihre Arbeitsbühnen zurückbeorderten. Die Firmen waren nicht über den Einsatzzweck informiert worden und distanzierten sich in einer erfreulich deutlichen Erklärung von der Räumung des Waldes.
Unter dem Vorwand, Rettungswege anlegen zu müssen, wurden schon am Tag nach dem Tod des Journalisten die Zufahrten für neue Räumfahrzeuge präpariert. Heute wurde mindestens ein weiteres Baumhaus-Dorf geräumt und zerstört.
Braunkohle ist der ineffektivste fossile Brennstoff und der größte Klimakiller. Deutschland erzeugt mehr Strom aus Braunkohle als jedes andere Land der Erde und verfehlt daher seine gesetzten Klimaziele. Deutschland exportiert große Mengen Strom und braucht die Braunkohle nicht mehr. Das namhafte Fraunhofer-Institut Freiburg hat vorgerechnet, dass es auch ohne die Braunkohle keine Versorgungsprobleme gibt. Es geht lediglich um die Gewinne der RWE-Aktionäre.
Querstellen-Friedberg kritisiert die unverhohlene Machtdemonstration von RWE. Der Konzern verlässt die Suche nach einem konsensfähigen Ausstiegsszenario aus der Kohleverstromung und brüskiert die Bemühungen der Kohlekommission. RWE ruiniert damit sein Image vollends. Heute reichen einige wenige Mausklicks, um zu Stromanbieter ohne Kohle- und Atomstrom zu wechseln.
Auf der Mahnwache gibt es neben Redebeiträgen auch Infomaterial und es werden Fotos der inzwischen zerstörten Baumhäuser ausgestellt. Auch die NAJU-Gruppe-Wetterau unterstützt die Mahnwache und lädt besonders Jugendliche zum Besuch ein. Kernzeit der Mahnwache ist von 11-12 Uhr, aber selbstverständlich sind wir noch länger für Gespräche vor Ort.

Tod eines Journalisten – Mahnwache verschoben

In Anbetracht des Todes eines Journalisten im Hambacher Forst sagt Querstellen-Friedberg seine für Samstag, den 22. Sept. 2018 angekündigte Mahnwache ab.
Das Aktionsbündnis hat sich so entschieden, damit nicht der Vorwurf erhoben werden kann, den tragischen Tod des Journalisten für politische Auseinandersetzungen zu benutzen.
Der im Hambacher Forst ausgetragene Konflikt zwischen dem Schutz der Umwelt und den Verwertungsinteressen von Braunkohle durch den Energiekonzern RWE ist damit selbstverständlich nicht beendet und Querstellen-Friedberg wird weiter Mahnwachen durchführen, die kurzfristig angekündigt werden.
Aktuell setzen Landesregierung und Polizei in NRW die Räumung des Waldes aus und die Firmen Gerken und Cramer ziehen die von ihnen verliehenen Arbeitsbühnen ab.
Einige Vertreter*innen von Querstellen werden am Samstag um 11 Uhr am Elvis-Presley-Platz sein, um die Möglichkeit zum Austausch über die Ereignisse anzubieten.

Mahnwache: Räumung im Hambacher Forst stoppen!

Während die Polizei im Hambacher Forst gerade mit schwerem Gerät räumte, versammelten sich Kohlegegner*innen am Samstag, dem 15. Sep. 2018, auf dem Elvis-Presley-Platz in Friedberg zu einer Mahnwache. Mit dieser Veranstaltung wollten wir den Aktivist*innen im Hambacher Forst unsere Solidarität bekunden. Sie kämpfen mit hohem persönlichem Einsatz gegen Kohleabbau und Klimawandel. Sie kämpfen für unsere gemeinsamen Ziele gegen einen mächtigen Gegner.  Dafür haben Sie unseren großen Respekt.

Regierung und Polizei in NRW wollen mit aller Macht den Widerstand gegen die Ausweitung des Kohleabbaus brechen und machen sich zu Vollzugsgehilfen des Energiekonzerns RWE.  Der Konzern unterläuft durch die geplante Rodung das Bemühen um einen gesellschaftlichen Konsens zum Kohleausstieg. Er versucht vollendete Tatsachen zu schaffen, bevor der gesellschaftliche Gegenwind noch größer wird.
RWE dürfte sich damit verkalkulieren, denn der Protest gegen Räumung und Kohleverstromung wird gerade wegen des brutalen Vorgehens nur noch größer. Wie sich der Imageschaden für RWE auswirkt, ist schwer zu ermessen. Jede*r kann heute ganz einfach auf Ökostrom-Anbieter wechseln.

Da die Braunkohle der Klimakiller Nr. 1 ist, muss der Ausstieg aus der Kohleverstromung kommen. Der Wechsel auf erneuerbare Energien muss schnell und sozialverträglich angegangen werden.

Am kommenden Samstag, dem 22. Sep. 2018, werden wir uns erneut um 11.00 Uhr auf der Kaiserstraße/Nähe Elvis-Presley-Platz zu einer Mahnwache treffen, zu der alle eingeladen sind, die dieses Anliegen unterstützen wolle. Wir werden mit der Braunkohle-Schubkarre, unserem gelben Quersteller-X, einem Infopavillon und den hoffentlich vielen Menschen leicht zu finden sein. Wir bleiben bis gegen 14.00 Uhr.