STOP THE BEAST – MALEREI GEGEN DIE GROSSE ZERSTÖRUNG

Dieses komplexe, 250 x 600 cm große Gemälde setzt sich facettenreich mit der Zerstörung durch den Braunkohletagebau im Rheinland auseinander. Das Leipziger Künstlerduo Helge & Saxana malten das Bild im Juli/August 2021 in einer Scheune von Eckardt Heukamp, dem letzten Bewohner von Lützerath, der sich noch der Zwangsenteignung durch RWE und dem Abriss des Dorfes entgegenstemmt. Die sechs Dörfer Lützerath, Keyenberg, Kuckum, Unter-Westrich, Ober-Westrich und Berverath sollen für die Ausweitung von Garzweiler II demnächst dem „Beast“ (Braunkohlebagger) zum Opfer fallen. Geht es nach dem Willen von RWE, wird dadurch die Liste der 300 Dörfer, die in den letzten 30 Jahren für Kohle zerstört wurden, noch verlängert und den 44000 Enteignungen werden weitere hinzugefügt.

Immerath nach seiner Zerstörung, Google Earth 2021-08-20

Nachdem Immerath mit dem weithin bekannten „Dom von Immerath“ dem Erdboden gleich gemacht wurde, stehen die Bagger jetzt unmittelbar vor Lützerath und Keyenberg, die vermutlich mit Beginn der Rodungssaison in diesem Jahr fallen sollen. Viele Organisationen widersetzen sich dieser anachronistischen Zerstörung, die angesichts der Klimakatastrophe und des dringend erforderlichen Kohleausstiegs nicht mehr zu rechtfertigen ist.

Das Ölgemälde von Helge & Saxana, das den Titel „Das gro?e Gelingen“ trägt, wurde im Rahmen der Aktions- und Veranstaltungswochen „Kultur ohne Kohle“ am 14. August 2021 der Öffentlichkeit vorgestellt. Vom „Scheunen-Atelier“ trugen Freund*innen und Besucher*innen das Bild am Grubenrand entlang und stellten es am Ende einer bereits weitgehend abgerissenen Straße dem „Beast“ entgegen. Dies erinnerte an eine Aktion im September 2018, als über 100 Menschen wie Blattschneiderameisen Gemälde in den Hambi trugen, nachdem die Polizei Malmaterialien des Künstlerpaares konfisziert und damit ein „Malverbot“ im Wald verhängt hatte. Am Ausstellungsort des neuen Bildes hielt Bazon Brock eine wortgewaltige Rede über die Zerstörung der Natur durch den Menschen.

Die Vielschichtigkeit des Bildes kann hier nur ansatzweise erläutert werden. Es zeigt die beispiellose Zerstörung durch das „Beast“, das sich von rechts durch das Bild frisst und in einer großen Flut den „Dom von Immerath“,  Eckhardts Hof, Bäume und ein Kinderzimmer mit Wandzeichnungen aus dem Dschungelbuch in eine Canyon-Landschaft hinabreißt. Die Kühltürme der Kohlekraftwerke am oberen rechten Bildrand, die hinter den Baggern der Braunkohlegrube zu sehen sind, stehen vor einem bedrohlichen Himmel.  Aber auch der vielfältige Protest gegen das „Beast“ ist dargestellt. Links unten in der Ecke des Kinderzimmers ist das gelbe Kreuz gemalt, das auf einem „Kreuzweg für die Schöpfung“ in 26 Etappen vom Wendland ins Rheinland getragen wurde. Der dschungelartige Hambi am rechten unteren Bildrand ist bevölkert mit vielen Tieren, die auch im gesamten Bild auftauchen und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft nähren. Fantasievolle Baumhäuser sind gleich an mehreren Stellen im Bild dargestellt. Auch die Gedenkstätte an den im Hambi verstorbenen Journalisten Steffen Meyn ist im Gemälde zu finden. Den Hambi überragt ein hoher, im Herbst 2018 errichteter Baumstamm mit einem Waldbeschützer im Ausguck. In der Mitte des Bildes sitzt ein libellenartiger Fantasievogel über einem grünen Nest, in dem die Erdkugel ruht. Mit einer kleinen Bildergeschichte „Stop the Beast“ in unserer Kategorie Fotos wollen wir diesen künstlerischen Beitrag zu den Protesten würdigen. Weitere Informationen zum Bild unter https://www.helge-saxana.com.

Ein deutliches Zeichen für die Windenergie auf dem Winterstein

Mit einer großen Sternwanderung unterstrich das Bündnis Windpark Winterstein am 13. Juni 2021, dass viele Bürger*innen und Organisationen der Region das Hinauszögern eines Windparks im Vorranggebiet Winterstein nicht mehr länger akzeptieren. Fast 150 Menschen waren in drei Wandergruppen von Friedberg, Rosbach und Wehrheim aufgebrochen, um sich an der Dörrhütte zu einem Demonstrationszug zu vereinigen und gemeinsam auf dem „Mainzer Kopf“ symbolisch ein erstes Windrad zu errichten. Die inzwischen baumlose, 420 m hohe Anhöhe könnte zukünftig einer der möglichen Standorte für Windenergieanlagen werden. Ein breites Bündnis aus 28 Organisationen, von Jung bis Alt, von Fridays for Future bis zur „Oldie-Gruppe“ Grünspan, über die großen Naturschutzverbände BUND und Nabu, viele Energievereine und -genossenschaften, die verschiedensten Bürger*innen-Gruppen, bis zu den Parteien DIE GRÜNEN und DIE LINKE, betonte die Notwendigkeit der Windenergiegewinnung auf dem Winterstein. Alle Redner*innen auf der Kundgebung forderten einen raschen Ausbau eines großen und effizienten Windparks, kritisierten die Verhinderungspolitik der in den vier Anrainerkommunen regierenden Parteien und machten deutlich, dass zum Schutz des Klimas und zur Umsetzung der Energiewende ein Windpark Winterstein unverzichtbar ist.

Eine kurze Bildergeschichte in unserer Kategorie FOTOS vermittelt einen kleinen Eindruck von dieser Sternwanderung. Auch wenn die Veranstaltung ein erfreuliches Echo in den Medien fand, blieben naturgemäß viele Argumente ungenannt, weshalb hier kurze Auszüge aus den Redebeiträgen in einer PDF-Datei wiedergegeben werden. Das Bündnis Windpark Winterstein wird nicht locker lassen, bevor sich tatsächlich Windräder auf dem Winterstein drehen und sauberen Strom produzieren.

Sternwanderung zum „Mainzer Kopf“ mit symbolischer Errichtung des ersten Windrades im Wintersteingebiet!

Das Bündnis Windpark Winterstein durchbricht den Stillstand bei der Windenergienutzung auf dem Winterstein und errichtet symbolisch ein erstes Windrad auf dem „Mainzer Kopf“. Der „Mainzer Kopf“ liegt innerhalb des Windvorranggebietes 7805 an der Grenze von Friedberg und Rosbach. Bedingt durch die fortgeschrittene Klimakrise, anhaltende Trockenheit, Borkenkäferbefall und Windbruch ist der „Mainzer Kopf“ bereits gänzlich frei von Bäumen. Aufgrund seiner Höhe von 420 m ist er – wie viele andere Plätze auf dem Wintersteinkamm – gut für Windenergieanlagen geeignet. Die sich beschleunigende Erderhitzung duldet keinen Aufschub mehr. Auch die Kommunen Friedberg, Rosbach, Wehrheim und Ober-Mörlen müssen ihren Beitrag zur Rettung des Klimas leisten und die Windenergie auf dem Winterstein jetzt anpacken.

Mit dieser Sternwanderung setzt sich das Bündnis Windpark Winterstein, in dem sich 28 Organisationen der Region zusammengeschlossen haben, für die Windenergienutzung auf dem Winterstein ein!   Alle Bürger:innen und Organisationen, die ebenfalls für den Ausbau der erneuerbaren Energien eintreten wollen, sind herzlich eingeladen, an unserer Sternwanderung teilzunehmen. Wir starten von drei Punkten in Friedberg/Ockstadt, Ober-Rosbach und Wehrheim und treffen uns auf dem „Mainzer Kopf“ zur Errichtung unseres Windrades und einer kurzen Kundgebung.

Karte mit den drei Startpunkten und Routen unserer Sternwanderung

Sternförmig ist der „Mainzer Kopf“ von drei Startpunkten aus leicht zu erreichen und auch für einen Familienausflug geeignet. Die einfache Gehzeit beträgt ca. 1 Stunde. (Bitte auf geeignetes Schuhwerk achten.) Insgesamt handelt es sich um einen angenehmen Halbtagesausflug.

Startpunkt 1:     Parkplatz an der Ockstädter Autobahnbrücke. Die einfache Strecke ist von hier aus ca. 4 km lang und die Gehzeit beträgt ca. 60 Minuten. Ansprechpartnerin: Erika Scheller-Wagner, Handy 01575-4646409.

Startpunkt 2:     Parkplatz „Johannesecke“ an der Autobahnbrücke Ober-Rosbach. Die einfache Strecke beträgt von dort ca. 2,5 km und ist in ca. 50 Minuten zu bewältigen. Ansprechpartnerin: Betina Quägber-Zehe, Handy 0174-705299.

Startpunkt 3:     Wanderparkplatz Pfaffenwiesbach. Einfache Streckenlänge ca. 5 km, Gehzeit etwa 70 Minuten. Ab der „Kapersburg“ verkürzt sich die Strecke auf ca. 3 km und ist in 40 Minuten leicht zu schaffen. Ansprechpartnerin: Katrin Willkomm, Handy 01577-1987554. Die Wege sind auch für Mountainbikes geeignet.

Zeitplan (ohne Gewähr): 13:00 Uhr: Sammeln an den Startpunkten und Beginn der Sternwanderung zum Mainzer Kopf. Für alle Teilnehmenden ist die Dörrhütte der erste Zielpunkt, von wo es dann gemeinsam zum „Mainzer Kopf“ geht. 14:30 Uhr: Zeitlich befristete Errichtung des 1. Windrades. 15:00 Uhr: Kundgebung zur Windenergie mit Beiträgen von: Diethardt Stamm (Energiebildungsverein), Dr. Werner Neumann (BUND), Klaus Seipel (Grünspan), Dr. Klaus Wagner (Sonnenstromverein Hessen), Michaela Colletti und Florian Übelacker (Die Grünen) und Sven Weiberg (Die Linke). Kaffee, Sekt, Imbiss und evtl. Sitzunterlagen sind selbst mitzubringen!

Sowohl die Sternwanderung als auch die Kundgebung finden selbstverständlich unter Einhaltung der notwendigen Corona-Hygiene-Maßnahmen statt. Sinkende Inzidenzwerte, durchgehender Aufenthalt im Freien und großer Abstand zueinander sorgen für sehr geringes Infektionsrisiko. Wenn der Abstand 1,50 m unterschreitet, ist eine FFP2-Maske zu tragen. Auch Rücksichtnahme auf die Natur ist für uns selbstverständlich, wozu es bei Beginn der Wanderung noch Hinweise geben wird. Die Sternwanderung ist bei den Ordnungsämtern der drei betroffenen Kommunen angemeldet und genehmigt.

Im Vordergrund das 1. Windrad des Bündnis Windpark Winterstein

Für Neugierige hier die technischen Informationen zu unserem Windrad: Zu Testzwecken wurde das Windrad schon einmal bei Ober-Wöllstadt aufgebaut. Auf dem Foto lassen sich Form, Proportionen und Farbe unseres Windrades erkennen. Die Nabenhöhe beträgt 3 m, der Radius des Rotors 1,25 m. Baumaterial ist umweltfreundliches Holz. In Einzelteilen kann das Windrad leicht – ohne Verbreiterung der Waldwege(!) – zum „Mainzer Kopf“ getragen werden. Vor Ort wird es schließlich verschraubt und für die Dauer der Veranstaltung aufgerichtet. Im Hintergrund wird der Funkturm auf dem Steinkopf zu sehen sein, so dass ein gutes Foto entstehen kann. Banner und Plakate dürfen selbstverständlich gerne mitgebracht werden.

Zur besseren Vorbereitung bitten wir um Anmeldung der voraussichtlich teilnehmenden Personenzahl und des Startpunktes. Bitte an querstellen-friedberg[at]t-online.de.  Vielen Dank.

Stand der Vorbereitung: 11. Juni 2021. Eine Einladung mit allen aktuellen Informationen, einschließlich der Wanderkarte, kann hier als PDF-Datei heruntergeladen werden. Die Sprecher*innen des Bündnis Windpark Winterstein

Sonntag, 13. Juni 2021: Sternwanderung mit Errichtung des 1. Windrades im Wintersteingebiet.

Querstellen setzt sich bekanntlich im Bündnis Windpark Winterstein für die Windenergienutzung im Windvorranggebiet 7805 auf dem Winterstein ein. Am Sonntag, dem 13. Juni werden die 28 Organisationen des Bündnisses mit einer Sternwanderung zum „Mainzer Kopf“ eine große gemeinsame Aktion durchführen und mit einer Kundgebung und der symbolischen Errichtung des „1. Windrades“ unserer Forderung nach Realisierung eines Windparks Nachdruck verleihen.

Wir starten von drei Punkten in Ockstadt, Rosbach, Pfaffenwiesbach und freuen uns über viele Mitwandernde. Die Strecke ist in ca. 1 Stunde gut zu schaffen und auf dem „Mainzer Kopf“ gibt es viele Informationen zum Thema Windenergie. Mit einem kleinen Picknick wollen wir uns für den Aufstieg belohnen. Schließen Sie sich diesem Ausflug an, lernen Sie dabei einen kleinen Teil des Wintersteingebietes kennen, nutzen Sie die Chance der Information und helfen Sie mit beim Aufbau der erneuerbaren Energien und der CO2-Reduktion in unserer Region. Wir freuen uns sehr auf diese Wanderung und den gemeinsamen Nachmittag. Alle wesentlichen Informationen zur Sternwanderung finden Sie hier bzw. gleich rechts unter den Infos des Windparkbündnisses. Dort gibt es auch eine PDF-Einladung zum Download.

Staatsministerin Priska Hinz unterstützt Forderung nach einem Runden Tisch zur Windenergie Winterstein

Bereits Ende 2020 hatte das Bündnis Windpark Winterstein Kontakt mit Umweltministerin Priska Hinz aufgenommen. In ihren Schreiben begrüßt sie unsere Bemühungen um Nutzung der Windenergie auf dem Wintersteinkamm  und bietet ihre Unterstützung bei der Einrichtung eines Runden Tisches an.  (Vgl. vorstehende Beiträge von Febr. bis Mai)

Das Bündnis hatte daraufhin die Bürgermeister*in den vier Anrainerkommunen angeschrieben, deren Reaktion jedoch eher „verhalten“ ausfiel und noch keine konkrete Zusage enthielt. Mit einer Pressemitteilung nimmt das Bündnis Windpark Winterstein zur aktuellen Diskussion Stellung.

Einladung zu Rundem Tisch Winterstein

Nach wiederholtem schriftlichem Austausch mit Staatsministerin Priska Hinz bittet das Bündnis Windpark Winterstein Anfang Mai 2021 die Bürgermeister:in der Anrainerkommunen um ihre Bereitschaft, an einem Runden Tisch zur Entwicklung des Windvorranggebietes auf dem Winterstein mitzuwirken, der von der Landesenergieagentur Hessen (LEA) moderiert werden könnte. Hier der Wortlaut unserer Anfrage an die Bürgermeister:in als PDF.

Anfrage DIE LINKE/PIRATEN an den Zweckverband Oberhessische Versorgungsbetriebe (ZOV)

Die Fraktion DIE LINKE / PIRATEN PARTEI stellte am 28. April 2021 einen Antrag an die Verbandsversammlung des Zweckverbandes Oberhessische Versorgungsbetriebe (ZOV), in dem sie eine unter energetischen Gersichtspunkten optimale Entwicklung des Windvorranggebietes auf dem Winterstein fordet. Dieser Antrag, dessen Wortlaut Sie hier als PDF einsehen können, steht im Einklang mit den Zielen des Bündnis Windpark Winterstein.

10 Jahre Fukushima – Atomkraft nein danke

Vor zehn Jahren, am 11. März 2011 geschah in Fukushima das, was viele in einem Hochtechnologieland wie Japan nicht für möglich hielten. Durch ein Erdbeben und einen davon ausgelösten Tsunami, verbunden mit Sicherheitslücken in der Kerntechnologie, kam es in Fukushima-Daiichi zur Kernschmelze, zum sog. Super-GAU in gleich drei Reaktoren. Eine hohe Menge an Radioaktivität gelangte in die Atmosphäre, floss ins Meer und verteilte sich als Fallout über Land und Wasser. 200 000 Menschen mussten evakuiert werden und die Umgebung um das Kraftwerk wurde zur unbewohnbaren Sperrzone.

Auch zehn Jahre danach ist die Nuklearkatastrophe nicht überwunden: Die geschmolzenen Reaktorkerne müssen weiterhin gekühlt werden; die Aufbewahrungsbehälter für das radioaktiv verseuchte Wasser sind voll; die Dekontaminierung gelingt nur teilweise; verseuchtes Wasser fließt weiter ins Meer usw. Trotzdem sollen die im letzten Jahr abgesagten Olympischen Spiele jetzt stattfinden, auch um der Welt vorzuspielen, man habe die atomare Katastrophe im Griff.

In Deutschland führten der Super-GAU und die starken Proteste der Anti-Atom-Bewegung vor zehn Jahren zwar zur Rücknahme der Laufzeitverlängerung und zum endgültigen Ausstiegsbeschluss aus der Kernkraft, aber trotzdem sind noch immer sechs Atomkraftwerke in Betrieb (s. unsere Aufstellung). Nach dem Jahr 2011 wurden erst drei Reaktoren abgeschaltet. Ende 2021 sollen weitere drei folgen und die letzten 2022.

Die großen Energiekonzerne stellen sich auf den Wechsel ein und eine erneute Rückkehr zur Atomkraft erscheint eher unwahrscheinlich. Gerade haben RWE, Vattenfall, Eon und EnBW noch eine satte Entschädigung von mehr als 2,4 Milliarden € für die durch den Atomausstieg entgangenen Gewinne eingefahren. Die Bundesregierung sieht dieses Verhandlungsergebnis sogar als einen guten Deal an, weil sie fürchtet, dass internationale Schiedsgerichte womöglich noch höhere Entschädigungen für die Konzerne und ihre Aktionäre erzwungen hätten. Das so oft beschworene „unternehmerische Risiko“ existiert bei großen Energiekonzernen eher weniger. Ihnen ist es bereits gelungen, sich von der Endlagerungspflicht des Atommülls freizukaufen. Nachdem sie gut am Atomstrom verdient haben, darf sich die Allgemeinheit jetzt um den unlösbaren Rest kümmern. Mit jedem noch laufenden Atomkraftwerk verdienen sie weiterhin ca. 1 Million € – pro Tag! Das ist zweifellos gut für die Dividende.

Kein Wunder, dass immer wieder Stimmen laut werden, die eine Renaissance der Atomkraft mit Hilfe der angeblich so genialen Reaktoren der 4. Generation heraufzubeschwören versuchen. Allerdings existieren diese Reaktoren nur als Modelle, denn ihre Realisierung ist seit Jahrzehnten nicht gelungen. Die Atomkraft ist nicht nur zu gefährlich, sie kann auch unsere Energieprobleme nicht lösen und die Klimakatastrophe nicht stoppen. Entwicklung und Bau würden – falls sie überhaupt gelängen – viel zu lange dauern, es bedürfte viel zu vieler Reaktoren und als Hilfe gegen die Klimakatastrophe kämen sie zu spät (s. auch unseren Beitrag „Atomkraft ist kein Ausweg aus der Klimakrise“). Der Umstieg auf erneuerbare Energien ist unumkehrbar und muss massiv beschleunigt werden. Längst hat die Windkraft die Atomkraft überflügelt. Diese Tendenz gilt es zu stärken. Trotzdem bleibt Aufmerksamkeit geboten, denn im Herbst sind Bundestagswahlen und einige hoffen sicher, dass danach die „Karten noch einmal neu gemischt werden“.

2011 gab es nach der Nuklearkatastrophe in Fukushima tausende Mahnwachen. Querstellen betrachtet es als seine Aufgabe, am Samstag, dem 13. März, von 10.30 bis 12.00 Uhr auf dem Elvis-Presley-Platz in Friedberg – selbstverständlich coronakonform – mit einer Mahnwache an den Atomausstieg zu erinnern. Er ist erst vollzogen, wenn weltweit alle Atomkraftwerke stillgelegt, die dreckigen Uranminen und Plutoniumfabriken geschlossen, alle Atomwaffen vernichtet sind und sich der Atommüll in sicheren Endlagern befindet. Der Jahrestag der Nuklearkatastrophe in Fukushima erinnert an diese noch zu lösenden Aufgaben.

10 Jahre Fukushima, Mahnwache in Friedberg
Foto von der Mahnwache „10 Jahre Fukushima“ am 13.03.2021 – bei Sturm und reichlich „Fallout“ – auf dem Elvis-Presley-Platz in Friedberg

Ja zum Windpark Winterstein

Teilnehmer der Mahnwache mit Banner und Plakaten

Sowohl am 27.2. als auch am  6.3. trafen sich Mitglieder des Bündnisses Windpark Winterstein auf dem Elvis-Presley-Platz in Friedberg, um mit Banner und Plakaten ihrer Forderung nach Windenergienutzung auf dem Winterstein Nachdruck zu verleihen. Seit September 2020 bildet das Bündnis mit seinen 27 Partnern ein Gegengewicht zur immer noch vorherrschenden Blockadehaltung der regierenden Parteien. Trotz rasch fortschreitender Klimakrise gibt es von den derzeit in den Anrainerkommunen regierenden Parteien noch immer wenig Signale, an ihrer Haltung zum Windpark etwas ändern zu wollen. (Vgl. dazu die Umfrage des Bündnisses unter den Parteien.) Im Friedberger Kommunalwahlkampf macht nicht nur die FDP – wie schon vor fünf Jahren – Stimmung gegen die Windenergienutzung.

Vergleich der FDP-Wahlplakate von 2016 und 2021

Spätestens dank der vielen jungen Menschen von Fridays for Future ist inzwischen allgemein bekannt, dass der Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen schnellstmöglich erfolgen muss. Volkmar Heitmann (Wetterau im Wandel) sagte dazu auf der Mahnwache: „Wir haben mit dem Windvorranggebiet auf dem Winterstein hervorragende Möglichkeiten, unseren Beitrag zur Energiewende zu leisten. Windkraft nutzt dem Klima, dem Wald, den Kommunen und allen Bürger*innen rund um den Winterstein. Windenergiegewinnung ist einer der schnellsten und effektivsten Beiträge gegen die Klimakatastrophe. Jede Verzögerung beim Klimaschutz erhöht die späteren Schäden und Kosten dramatisch.“ Die im B-Plan vorgesehenen drei Windenergieanlagen erfüllen bei Weitem nicht die Erwartungen an ein so großes Windvorrangbiet, wie es auf dem Wintersteinkamm vorhanden ist. Zum Nutzen für das Klima und auch der kommunalen Kassen erwartet das Bündnis von den vier Anrainerkommunen deutlich mehr Engagement für die Errichtung eines Windparks.

Drei Blumen sehen mager aus, erst aus vielen wird ein Strauß

 „Die Zeit ist reif für einen ‚Runden Tisch‘, um gemeinsam mit allen Anrainern und Eigentümern zu einem gemeinsamen Windparkkonzept zu kommen“, meint Diethardt Stamm (Ebergiebildungsverein). „Es gilt sicherzustellen, dass die Interessen aller Beteiligter berücksichtigt werden. Dafür sollten sich die Kommunen stark machen und nicht für unhaltbare Verhinderungspläne.“

Mit seinen Mahnwachen erinnerte das Bündnis die Parteien an ihre Verantwortung für den Klimaschutz und die Energiewende. Bei der Kommunalwahl haben die Bürger*innen die Möglichkeit, diejenigen Kräfte zu stärken, die sich für die erneuerbare Energie und die Nutzung der Windkraft auf dem Winterstein einsetzen. Naturschutz, Energiegewinnung und Naherholung lassen sich auf dem Winterstein gut vereinbaren. Mit einem ‚Klima- und Energielehrpfad‘ ließe sich dies verdeutlichen und eine zusätzlich Attraktion auf dem Winterstein schaffen. Bündnismitglieder wären bereit, parallel zur Planungs- und Bauphase des Windparks eine Konzeption dafür zu entwickeln.

Bündnis sieht sich durch Umweltministerin Priska Hinz bestätigt

Stellvertretend für das Bündnis hat Diethardt Stamm Kontakt zur Hessischen Umweltministerin Priska Hinz aufgenommen, um ihre Einschätzung zu einem Windpark auf dem Winterstein einzuholen. Die Umweltministerin unterstützt deutlich unser Bestreben nach einem Windpark und bezeichnet die bisherigen Planungsnaßnahmen der Anliegerkommunen als „wenig zielführend.“ Sie ist bereit, unter Beteiligung von Landesenergieagentur und Bürgerforum Energiwende Hessen an einem „Runden Tisch“ mit allen Betroffenen moderierend mitzuwirken. Hier unsere Pressemeldung zum Austausch mit Umweltministerin Priska Hinz.