Wie steht es um den Windpark Winterstein?

Nachdem im Frühjahr 2022 durch die Anrainerkommunen der Beschluss zur Errichtung eines Windparks im Wintersteingebiet gefasst wurde, ist darüber in der Öffentlichkeit kaum noch etwas zu hören. Wie weit sind die Vorbereitungen gediehen?

Ansicht vom Wintersteingebiet

Das Bündnis Windpark Winterstein, in dem sich 29 Organisationen zusammengeschlossen haben, um für Windenergiegewinnung auf dem Winterstein einzutreten, fordert angesichts der fortschreitenden Klimakrise und der durch Putins Krieg ausgelösten Energiekrise, den Windpark-Winterstein jetzt auch zügig zu realisieren. Deutlich mehr erneuerbare Energie ist nicht nur für das Klima wichtig, sondern vermindert auch Deutschlands Abhängigkeit von russischen Gaslieferungen. Die langwierigen naturschutzrechtlichen Untersuchungen machen es notwendig, dass die beteiligten Kommunen, der regionale Energieversorger OVAG und Energiegenossenschaften in der Region Winterstein zügig mit HessenForst und BundesForst die Planungen für einen großen, gemeinsamen und energetisch optimierten Windpark vorantreiben.

Das Windpark-Bündnis hat schon im Frühjahr darauf hingewirkt, dass HessenForst nicht einseitig im Alleingang seine Teilflächen ausschreibt, weil dies nach unserer Auffassung den Intentionen der Absichtserklärung und einem gemeinsamen Windpark widerspricht. Stets hat das Bündnis auf die Anteilseigner einzuwirken versucht, damit sie an einem großen gemeinsamen Windpark festhalten. Mehrfach hat das Windpark-Bündnis auch Staatsministerin Priska Hinz angeschrieben, da das von ihr geführte hessische Umweltministerium die vorgesetzte Behörde für den HessenForst ist. Sie wurde gebeten, sich dafür einzusetzen, dass der Windpark Winterstein ein Modellprojekt für ganz Hessen wird. Ziel sollte es sein, ein Betreibermodell zu entwickeln, durch das die Wertschöpfung vollständig in der Region verbleibt und diejenigen, die im Umkreis um den Windpark leben, auch einen unmittelbaren finanziellen Nutzen von ihm haben. Darunter wird u.a. auch ein günstigerer Strompreis verstanden. Ein großer gemeinsamer Windpark bietet die Chance, Risiken und Gewinne gleichmäßig auf viele Schultern zu verteilen. Deshalb hat das Bündnis auch immer einen „Runden Tisch“ und die frühzeitige Einbindung und aktive Beteiligung der Bevölkerung gefordert. Eine solche Einbindung von Bündnis und Bevölkerung ist bisher leider nicht erfolgt.

Das Bündnis fordert auch, das neue EEG (Erneuerbare Energiegesetz) mit seinen Paragraphen zum Vorteil von regionalen Energiegenossenschaften anzuwenden. Dort steht nämlich, dass diese Anlagen bis zu 18 MW, das entspricht 2 – 3 modernen Neuanlagen, ohne Ausschreibung bauen können. In der Region gibt es mehrere Energiegenossenschaften, die nur darauf warten, Windenergieanlagen auf dem Winterstein und unter Beteiligung von Bürger:innen, Kommunen und den regionalen Energieversorgern zu betreiben. Mit einem solchen Verfahren kommt man nicht nur zu einer 100-prozentigen regionalen Wertschöpfung, sondern kann auch den notwendigen Ausbau der Windkraft beschleunigen. In Hessen, Bayern, Baden-Württemberg und dem Saarland wurden im ersten Halbjahr 2022 gerade einmal 12 Windkraftanlagen errichtet, obwohl nach den Klimaschutzzielen der Bundesregierung 474 Anlagen erforderlich gewesen wären. Das ist ein politischer und energetischer Skandal. Der Hitzesommer in diesem Jahr und der zerstörte Wald auf dem Winterstein machen unmissverständlich klar, wie groß der Handlungsdruck ist. Hätten in den zurückliegenden Jahren nicht so viele Akteure die Energiewende hinausgezögert, wäre die aktuelle Energiekrise lange nicht so groß. Umso schneller müssen jetzt diskussionsfähige Realisierungsvorschläge für den Windpark Winterstein auf den Tisch. Das Bündnis fordert daher weiterhin alle Beteiligten auf, im Sinne der Absichtserklärung zu kooperieren und ein tragfähiges Gesamtkonzept zu entwickeln, das die unterschiedlichen Interessen berücksichtigt und zu einer energetischen Optimierung und einem schnellen Ausbau führt. Das Windpark-Bündnis und viele ungeduldige Bürger:innen unterstützen das gerne und bringen ihr umfassendes Know-how ein, damit sich bald Bürgerwindräder mit den wohlklingenden Namen „Die flotte Frida“ oder „Der fixe Fritz“ auf dem Winterstein drehen und sauberen Strom für uns produzieren.