Streik der Weihnachtsmänner und -frauen

Kaum auszudenken, wenn nicht nur die Lokführer, sondern auch die Weihnachtsmänner und -frauen in den Streik treten würden! Berechtigte Forderungen dafür gäbe es in diesen dunklen Zeiten wahrlich genug. Womöglich würden sie sich sogar auf die von SUVs verstopften Straßen kleben, die weihnachtlich dekorierten Schaufenster mit Farbe oder Kartoffelbrei beschmieren und evtl. mit ihren Schlitten sogar vor den Bundestag ziehen. Ob sie dafür auch zu hohen Haft- oder Geldstrafen verurteilt würden? Aber keine Angst, Weihnachtsmänner und -frauen sind viel zu klug. Schließlich wollen sie sich nicht mit Populisten und rechten Parteien verbünden, sie wollen nicht die „Ampel abschalten“ und Deutschland in den Untergang treiben. Deshalb kommen sie natürlich auch diese Weihnachten wieder mit gut gefüllten Säcken und schwer beladenen Schlitten zu uns, dem reichen Teil dieser Welt.

Foto-Wanderausstellung Klimabewegungen

Die Fotoausstellung KLIMABEWEGUNGEN von TIM WAGNER wurde 2023 bundesweit bereits an sieben Orten gezeigt. In unserer Region z.B. in Frankfurt auf der Sommerwerft und gerade in Marburg an der Waggonhalle. Die Ausstellung präsentiert auf großformatigen Leinwänden 56 Fotos von den vier großen Klima-Protestbewegungen der vergangenen Jahre.

ENDE GELÄNDE besetzte seit 2015 in spektakulären Massenaktionen Braunkohlegruben. In weißen Maleranzügen, mit Staubmasken und Strohsäcken ausgestattet, drangen große Menschengruppen, die als „Finger“ bezeichnen werden, in die Braunkohlegruben der Lausitz oder des Rheinlandes ein und legten vorübergehend die Kohleinfrastruktur lahm. Auf diese medienwirksame Weise brachten sie den notwendigen Kohleausstieg ins öffentliche Bewusstsein und auf die politische Agenda.

Mit Baumhaussiedlungen im HAMBACHER FORST widersetzten sich Aktivist*innen ebenfalls über viele Jahre beharrlich der Ausweitung des Braunkohleabbaus und der Zerstörung des alten Waldes. Trotz der sinnlosen Räumungsaktion von NRW-Regierung, RWE und Polizei im Jahr 2018 – bei der der Journalist Steffen Meyn ums Leben kam – gelang es den Aktivist*innen die Rodung und Ausweitung des Kohleabbaus zu stoppen.

In LÜTZERATH, einem kleinen Dorf am Rande von Garzweiler II im Rheinland, kulminierte Anfang 2023 der Widerstand gegen die weitere Vernichtung von Dörfern für den Kohleabbau und das Aufgeben der vereinbarten Klimaziele. Wird die Kohle unter Lützerath verbrannt, wird die 1,5°-Grenze nicht mehr einzuhalten sein. Aufgrund einer äußerst fragwürden Vereinbarung zwischen Bundeswirtschaftsministerium, NRW und RWE wurde Lützerath im Januar 2023 geräumt und abgebaggert.

Der DANNENRÖDER WALD steht für den Protest und Widerstand gegen den Autobahnausbau und den Kampf um die Verkehrswende. Auch wenn dieser Kampf nicht gewonnen werden konnte, wird er die nächsten Jahre stark bestimmen, was sich an den aktuellen Aktionen der Letzten Generation zeigt.  Die beeindruckend starken Fotos der Ausstellung geben auch Nichtbeteiligten eine Vorstellung von diesen vielseitigen Klimaprotesten, die an den gesellschaftlichen Konfliktlinien der Gegenwart stattfanden. Auch Querstellen-Friedberg hat auf dieser Website mehrfach versucht, darüber zu berichten.

Dr. Michael Kopatz, Umweltwissenschaftler und Dezernent für Klimastrukturwandel, Bauen und Mobilität in Marburg, hat in der Eröffnungssrede der Ausstellung in Marburg erfreulich klare Worte gefunden. Ein kurzer Auszug sei hier wiedergegeben:
„Entscheidend, damit die Dinge in Gang kommen, ist politisches Engagement. Ohne den Druck von den Bürgerinnen und Bürgern gibt es selten Veränderungen. Das kann man sehr gut erkennen und deswegen ist die Ausstellung in meinen Augen so wichtig. Das kann man z.B. bei der Energiewende erkennen. Wo hat sie denn ihren Anfang genommen? Bei der Anti-AKW-Bewegung in Wackersdorf und anderswo! Weil man Alternativen aufzeigen wollte, haben lange belächelte Nerds Photovoltaik und Windkraft ausprobiert.  Nach und nach ist diese Transformation in den politischen Alltag eingewandert. Der Anfang war der Widerstand!

Auch der Kohleausstiegs-fahrplan wurde maßgeblich beeinflusst durch den Widerstand und die Proteste von den Bürgerinnen und Bürgern. Auch das Ende des Verbrennerautos und das Straßenbaumoratorium, all das geschah nur durch das Engagement der Menschen und den Druck von der Straße. Leider drücken sich Politikerinnen und Politiker gerne vor unbequemen Entscheidungen. (…)

So gesehen ist diese Ausstellung ein Appell, die Reformer zu unterstützen.
Die Reformer einer Politik können es leichter durchsetzen, wenn es Druck von der Straße gibt. (…)
Und manchmal ist auch Widerstand notwendig. Widerstand gegen die Zerstörung unserer Lebensgrundlagen. Widerstand gegen den Exzess. Widerstand gegen das ‚Immer mehr‘.

Wir brauchen auch Widerstand gegen die Gleichgültigkeit, Widerstand gegen die Dummheit. Und Widerstand dagegen, leichthin zu sagen: ‚Ist doch egal, es kommt doch auf mich nicht an.‘
Denn nichts ist egal. Nur auf euch kommt es an!“

Kultur und Klimaproteste

Klimakrise und Klimaproteste haben längst Eingang in die Kulturszene gefunden. Drei aktuelle Veranstaltungsbeispiele seien hier erwähnt und ihr Besuch wird empfohlen.

VERGISS MEYN NICHT:

In den Kinos ist aktuell der Film „Vergiss Meyn nicht“ angelaufen. Ein Dokumentarfilm über die Baumhaussiedlungen im Hambacher Forst und ihre illegale Räumung 2018. Der Filmstudent Steffen Meyn dokumentierte mit einer 360°-Helmkamera die Proteste im „Hambi“. Steffen Meyn stürzte während der Räumung der Baumhaussiedlung „Beechtown“ von einer Hängebrücke in den Tod. Der Freund*innen und Mitstudent*innen von Steffen Meyn stellten diesen Film als Steffens Vermächtnis zusammen. Der Film wird ab dem 21. September nur für wenige Tage in den Kinos zu sehen sein. Z.B. in Frankfurt: Mal Seh’n Kino,  Marburg: Capitol, Darmstadt: Programmkino Rex. https://www.wfilm.de/vergiss-meyn-nicht/

PROTEST/ARCHITEKTUR: Das Deutsche Architekturmuseum (DAM) zeigt bis zum Januar 2024 in seinem Ausweichquartier am Frankfurter Ostend (in unmittelbarer Nähe zum Ostbahnhof) die Ausstellung „Protest/Architektur“. Gemeinsam mit dem Museum für angewandte Kunst (MAK) in Wien werden raumbesetzende Protestformen untersucht, deren Anfang im Barrikadenbau der Französischen Revolution gesehen werden. 13 Proteste in der Welt sind mit detailreichen Modellen, Fotos, Filmen und erläuternden Texten dargestellt. Ein lexikonartiger Katalog dient als erstes Nachschlagwerk dieser architektonischen Protestformen. Führungen finden samstags und sonntags um 15 Uhr statt. Aus Deutschland werden vorgestellt: Das Hüttendorf in Gorleben, Proteste um die Startbahn West, die Baumhaussiedlungen im Hambacher Forst, Lützerath, der Danneröder und Fechenheimer Wald. https://dam-online.de/veranstaltung/protest-architektur/

FOTOAUSSTELLUNG-KLIMABEWEGUNGEN: In der Foto-Wanderausstellung „Klimabewegungen“ von Tim Wagner werden auf großformatigen Fotoleinwänden Fotos von Lützerath, Dannenröder Wald, Hambacher Forst und Ende Gelände präsentiert. Wer die Ausstellung auf der Weseler Werft in Frankfurt verpasst hat, kann sie jetzt noch bis Anfang Oktober an der Waggonhalle in Marburg sehen. Am 28. September findet um 18.30 Uhr eine Einführung zur Ausstellung im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Semana Latina – Wald Welt Weit“ statt. Der Eintritt ist frei, ein Fotokatalog über die Ausstellung ist auf Wunsch zu erhalten. Die Waggonhalle Marburg liegt unmittelbar am Hbf-Marburg und ist ebenso wie das DAM Ostende perfekt mit dem (noch) 49 €-Ticket der Bahn zu erreichen.

Radioaktives Kühlwasser von Fukushima wird im Meer verklappt

Auch 12 Jahre nach dem dreifachen GAU im AKW Fukushima Daiichi müssen die geschmolzenen Reaktorkerne noch täglich mit rund 170.000 Liter Wasser gekühlt werden. Mittels einer „Eismauer“ wird versucht zu verhindert, dass größere Mengen davon ins Meer versickern. Die über 1000 Großtanks, in denen das kontaminierte Kühlwasser gesammelt wird, sind inzwischen allerdings voll, und die Betreiberfirma TEPCO hat, mit Zustimmung der japanischen Regierung, am 24. August 2023 begonnen, das Kühlwasser durch einen kilometerlangen Tunnel in den Pazifischen Ozean einzuleiten.

Fotos von einer Demonstration in Frankfurt, die am 26. August 2023 von der Koreanischen Friedensgruppe Frankfurt organisiert wurde.

Zuvor wird das kontaminierte Wasser zwar in einem komplexen Filterprozess weitgehend von rund 60 radioaktiven Stoffen gereinigt, aber nicht alle Radionuklide lassen sich vollständig entfernen. U.a. kann Tritium nicht herausgefiltert werden. Da das so teilgereinigte Abwasser noch zu sehr strahlt, wird es bereits vor der Verklappung so stark mit Meerwasser verdünnt, dass die Tritium-Konzentration unter 1.500 Becquerel pro Liter sinkt. Das ist ein „fauler“ Trick, denn die Menge des eingeleiteten radioaktiven Materials bleibt letztlich gleich und wird nur zeitlich gestreckt. Über 1,3 Milliarden Liter verstrahltes Wasser sollen so über einen Zeitraum von mindestens 30 Jahren ins Meer geleitet werden.

Weltweite Bedenken und Proteste von Umweltschutzorganisationen, Fischereiverbänden oder auch Nachbarländern wie China oder Südkorea konnten das Vorhaben nicht stoppen. Greenpeace hat z.B. darauf hingewiesen, dass das eingeleitete Wasser keineswegs so sauber und harmlos ist, wie die Internationale Atomenergieorganisation (IAEA) behauptet. Die IAEA hat die Strahlenbelastung als „vernachlässigbar“ und aufgrund der Verdünnung als gesundheitlich unbedenklich eingestuft. Andere versuchen die Einleitung zu relativieren, indem sie darauf hinweisen, dass Frankreich z.B. regelmäßig in La Hague noch stärker strahlendes Wasser verklappt.

Die Gefahr besteht darin, dass selbst geringe Strahlenmengen eine zusätzliche Belastung für das gesamte Ökosystem darstellen. Immer wieder werden in Küstennähe um Fukushima Fische mit stark erhöhter radioaktiver Belastung gefunden. Statt die fehlende Entsorgungsmöglichkeit des kontaminierten Wassers als Beleg für das Scheitern der Atomkraft anzuerkennen, wird das Problem wieder einmal verniedlicht, um weiter an der Atomkraft festhalten zu können. Das erinnert sehr an das „Freimessen“  beim Rückbau der Atommeiler in Deutschland. Irgendwie muss man die Atom-Hinterlassenschaften eben loswerden! Ab ins Meer oder auf die Müllkippe! Mögliche Folgeschäden wird man schon nicht nachweisen können! Die Methode „Aus den Augen – aus dem Sinn“ ist sehr beliebt.

Wen wundert es da noch, dass Populisten wie CSU-Chef Markus Söder vorschlagen, den Atommüll aus den 16 Atom-Müll-Dauer-Zwischen-Lagern in ein zentrales Lager nach – man kann nur noch staunen – Gorleben zu verfrachten. Möglichst weit weg von Bayern. Das Schlimmste daran ist nicht einmal, dass Politiker solche unglaublichen Vorschläge machen, sondern dass sie dafür auch noch von großen Teilen der Bevölkerung gewählt werden! 

Alarmstufe Orange-Rot

Das Abschalten der letzten drei Atomkraftwerke in Deutschland ist ein hart erkämpfter Erfolg der Menschen, die sich über Jahrzehnte bei der Atomkraft querstellten. Das atomare Risiko hat sich dadurch verringert, auch wenn die Atomfabriken in Lingen und Gronau noch immer produzieren,  weiterhin strahlender Atommüll in unsicheren Zwischenlagern herumsteht und ein Endlager für die tödliche Hinterlassenschaft noch lange nicht in Sicht ist.

Aber rechte Freude über den Atomausstieg kann nicht aufkommen, denn immer häufiger leuchtet – wie bei den Klimastreifen von Ed Hawkins – die Alarmstufe Orange-Rot auf und die Warnsirenen schwellen zu einem schrillen Dauerton an. Die Klimakrise spitzt sich in atemberaubendem Tempo zu. Täglich erreichen uns neue Schreckensmeldungen: Hitzerekorde, die höchsten Temperaturen seit Aufzeichnungsbeginn, Meeresspiegelanstieg, Dürren selbst in gemäßigten Breiten, austrocknende Flüsse, Waldbrände und Überschwemmungen. Der Erdüberlastungstag wird von Jahr zu Jahr früher erreicht, das arktische Meereis schwindet, die verbliebenen Inlandgletscher sind bald nur noch Fotoerinnerungen vergangener Generationen und die Permafrostböden tauen. Wasserknappheit, Überschreitung der Erderhitzung über 1,5 Grad, Artenaussterben, eine wachsende Zahl von Klimaflüchtlingen und unmenschliche Methoden, ihnen den Zugang zu verwehren, sind düstere Bestandteile einer sich real vollziehenden Apokalypse. Die von Wissenschaftlern berechneten Szenarien werden immer häufiger von der Realität überholt und sind inzwischen für uns alle spürbar.

Seit Generationen heizen die Menschen in den reichen Industrieländern durch ihre verschwenderische Lebensweise die Erde auf. Rasend schnell steuern wir auf Kipppunkte zu, die unumkehrbar den Zustand unseres Planeten verändern. Beschlossene Klimaziele werden gebrochen oder zumindest stark reduziert. Statt die Notbremse zu ziehen, wird versucht, möglichst lange an der gewohnten Lebensweise festzuhalten. Diejenigen, die mahnen und mit Methoden des zivilen Ungehorsams gegen Kohleabbau oder für eine Verkehrswende eintreten, werden kriminalisiert. So wird trefflich von den wirklich für die Krise Verantwortlichen abgelenkt. Das auf Ausbeutung von Mensch und Natur beruhende, einem grenzenlosen Konsum und Wachstum huldigende, kapitalgetriebene Wirtschaftssystem passt sich elegant den sich verändernden Verhältnissen an. Mit neuen Technologien und geschicktem Greenwashing profitieren weiterhin die Konzerne, die für den jetzigen Zustand verantwortlich sind.

Zugegeben, es fällt schwer, die Dimension der Menschheitskrise zu erfassen. Gegen die düstere Perspektive wehrt sich unser Gehirn durch massive Verdrängung. Wir flüchten in die unbegründete Hoffnung, dass es schon nicht so schlimm kommen wird. Aber solange wir uns das Ausmaß der Krise nicht eingestehen, werden die Maßnahmen halbherzig bleiben, und wir rasen weiterhin auf den Abgrund zu. Die bevorstehende Transformation ist die größte Herausforderung seit Bestehen der Menschheit. Die industrielle Revolution vollzog sich vergleichsweise langsam, die sog. digitale Revolution erscheint geradezu unbedeutend gegenüber der bevorstehenden Energierevolution – eine Bezeichnung, die z.B. auch von Peter Hennicke oder Volker Quaschning verwendet wird. Gelingt in den nächsten Jahren nicht der rasche Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen und die vollständige Dekarbonisierung, wird sich das Antlitz der Erde auf dramatische Weise verändern und ein Leben für uns Menschen in erträglicher Weise nicht mehr möglich sein.

Leisten wir daher unseren Beitrag zur Energ!erevolut!on und unterstützen wir alle diejenigen ohne Wenn und Aber, die sich dafür einsetzen! Vielleicht ist ein anderes, sogar glücklicheres Leben im Einklang mit der Natur, ohne ausufernden Konsum und Ressourcenverbrauch, ohne Egoismus, Gier und Konkurrenz, stattdessen solidarisch und gemeinwohlorientiert möglich? Nicht die aktuelle Bundesregierung ist an der Menschheitskrise schuld!  Sie hat aber die Aufgabe, sie mit wirksamen Maßnahmen zu bekämpfen. Notwendige Schritte zur Krisenbewältigung dürfen nicht ausgebremst werden, sondern die Politiker*innen müssen ermutigt werden, die Energ!erevolut!on voranzutreiben. Wer sich allerdings in Parlamenten und anderen verantwortlichen Positionen an eine unwiederbringliche Vergangenheit klammert, ist nicht mehr tragbar. Wir brauchen mutige Menschen, denn noch ist keineswegs sicher, ob die Transformation gelingt. Ein gemeinsamer Versuch ist es aber allemal wert. Wir wollen mit dazu beitragen und haben nach dem Ausstieg aus der Atomkraft die Kopfleiste unserer Website entsprechend angepasst. Wir werden uns weiter querstellen, dort wo es erforderlich ist, und gleichzeitig aufbrechen, um für eine bessere Welt einzutreten.

Große Windpark Winterstein Wanderung am 4. Juni 2023

Dem Aufruf „Auf zum Gipfel!“ des Bündnisses Windpark Winterstein folgten ca. 140-150 Personen, die bei viel Sonne und hohen Temperaturen aus vier Himmelsrichtungen den Aufstieg zum 518 m hohen Steinkopf wagten. Dort angekommen erwartete sie Musik der Wetterauer Barden Martin Schnur und Jürgen Wagner und Reden von Politiker*innen und Vertretern des Windparkbündnisses, dessen Partnerorganisationen inzwischen auf die stattliche Zahl 30 angestiegen sind.

Zahlreiche Redner*innen nahmen zum geplanten Windpark Stellung, lobten das Engagement des Bündnisses und unterstrichen die Notwendigkeit und den Nutzen des Windparks. Sven Weiberg (Linke Friedberg), Markus Fenske (Grüne Friedberg), Dr. Klaus-Dieter Rack (SPD Friedberg), Matthias Körner (SPD Landtagskandidat) sprachen Grußworte. Die Hauptredner des Bündnisses waren Diethardt Stamm (Energiebildungsverein) und Dr. Werner Neumann (BUND). Spontan ergriffen außerdem Michaela Colletti (Grüne Rosbach), Cordula Jacubowsky (BUND und Klimaliste Königstein) und Joachim Arnold (Vorstandsvorsitzender der OVAG) das Wort. Das entschädigte die Gäste reichlich dafür, dass alle Hauptverantwortlichen für die Planung des Windparks, nämlich die Bürgermeisterin und Bürgermeister der vier Anrainerkommunen, HessenForst und BundesForst der Einladung nicht gefolgt waren. Gerne hätten die Teilnehmenden aus erster Hand Informationen über den aktuellen Entwicklungsstand erhalten, gerade weil der Entscheidungsprozess noch im Gange ist.

Die in der Wetterauer Zeitung veröffentlichte Berichterstattung zum Gipfeltreffen kann hier abgerufen werden. Als PDF-Download haben wir jetzt auch Auszüge aus den Redebeiträgen bereitgestellt.

Martin Schnur und Jürgen Wagner hatten eigens ein Musikprogramm zum Thema Windpark zusammengestellt und begeisterten das Publikum mit der Leichtigkeit, mit der sie das schwierige Thema auf den Punkt brachten. Jürgen Wagner gelang es sogar, dass alle kräftig den Refrain seiner neu kreierten Windpark-Hymne „Hier steht bald ein Windpark“ mitsangen.

Eine kleine Bildergeschichte zur Windpark-Wanderung soll zunächst genügen, um einen ersten Eindruck vom Winterstein-Gipfeltreffen zu geben.

Hinweis zu diesem Teil der Website

Liebe Leser*innen,

in diesem Teil unserer Website finden Sie Informationen vom „Bündnis Windpark Winterstein“, das im September 2020 gegründet wurde und in dem sich inzwischen 30 Organisationen zusammengeschlossen haben, um für einen Windpark im Windvorranggebiet 7805 auf dem Winterstein einzutreten. Verantwortlich für die Veröffentlichungen zeichnet der Sprecher*innenkreis des Bündnisses:

Dr. Werner Neumann (BUND Wetteraukreis), Diethardt Stamm  (Energiebildungsverein), Jan Kühnemund (Fridays for Future Friedberg/Bad Nauheim), Volkmar Heitmann (Wetterau im Wandel), Klaus Kissel  (Bürger*innen-Bündnis WIR), Betina Quägber-Zehe (Die Grünen Rosbach), Hans-Dieter Wagner (Querstellen-Friedberg).

Liste der Partner-Organisationen (Stand Mai 2023):

BUND-Kreisverband Wetterau und Hochtaunus / BUND-Ortsverbände Rosbach, Wehrheim und Ober-Mörlen / NABU-Kreisverband Wetterau / NABU-Ortsverband Ober-Mörlen / Fridays for Future Friedberg/Bad Nauheim und Hochtaunuskreis / Wetterau im Wandel / Energiebildungsverein e.V / Sonnenstromverein Hessen e.V. / So’ne Kraft Hochtaunus e.V. / Solarmobil Rhein-Main e.V. / Mittelhessische Energiegenossenschaft / Energiegenossenschaft pro regionale Energie e.G. / Energiegenossenschaft Main-Kinzigtal e.G. / LaNEG (Landesnetzwerk der Energiegenossenschaften) Hessen e.V. / Bürger*innen-Bündnis WIR / Gruppe Grünspan / Bündnis 90/Die Grünen Friedberg, Rosbach, Wehrheim, Butzbach, Ober-Mörlen / Bündnis 90/Die Grünen Wetteraukreis / Die Linke Friedberg / Die Linke Wetteraukreis und Hochtaunuskreis / Querstellen-Friedberg.

Querstellen stellt seine Website zur Verfügung, da das Bündnis keine eigene Website unterhält. Alle Beiträge zum Windpark Winterstein, die von Querstellen selbst stammen, finden Sie weiterhin unter dem Menüpunkt Wind+Sonne.

Auf zum Gipfel!

Genießen Sie mit uns eine schöne Wanderung, informieren Sie sich über die Windenergie und das Windvorranggebiet auf dem Winterstein.

Die Wandergruppen starten um 13 Uhr von den vier Anrainerkommunen zum „Gipfeltreffen“, das gegen 14.30 Uhr auf dem Steinkopf stattfindet. Die Wanderung zum Steinkopf ist 3-4 km lang und dauert etwas über 1 Std. Die Wege sind mit festem Schuhwerk gut zu gehen, aber nicht für Kinderwagen geeignet. Der Rückweg kann individuell gegen ca. 16 Uhr angetreten werden.
Wir wandern in das Windvorranggebiet 7805 hoch, sehen Windbruchflächen und mögliche Windradstandorte. Auf dem Steinkopf errichten wir unser eigenes Windrad und gönnen uns ein Picknick. (Bitte Essen, Getränke und Decke selbst mitbringen.) Auf dem „Gipfeltreffen“ gibt es Informationen über den zukünftigen Windpark und die Wetterauer Lokalmatadore Martin Schnur und Jürgen Wagner machen Musik.

Die vier Startpunkte sind auf der Wanderkarte eingezeichnet: Start 1 von Friedberg: Brücke Ockstadt, Start 2 von Rosbach: Brücke Ober-Rosbach, Start 3 von Pfaffenwiesbach: Reitplatz, Start 4 von Ober-Mörlen: Wanderparkplatz Winterstein (von hier gibt es einen sanften Anstieg auf der geschotterten Poststraße).

Wandern Sie mit und helfen Sie, dass auf dem Winterstein ein großer Bürgerwindpark entsteht, der sowohl dem Klima als auch den Kommunen und Bürger*innen nutzt. Wir freuen uns auf viele Teilnehmende aus allen Anrainerkommunen.
Ihr Bündnis Windpark Winterstein

Hier der komplette Flyer und die Wanderkarte zum Downloaden.

Eine kurze Anmeldung unter querstellen-friedberg[at]t-online.de mit Zahl der Teilnehmenden wäre für Planung und evtl. notwendige Benachrichtigungen bei kurzfristigen Änderungen hilfreich.

Atomkraftwerke endlich abgeschaltet

Am 15. April 2023 wurde in Deutschland die Stromproduktion durch Atomkraft eingestellt. Die letzten drei AKW Emsland, Neckarwestheim 2 und Isar 2 gingen um Mitternacht vom Netz. Die von Beginn an umstrittene Atomkraft ist Geschichte. Deutschland ist atomstromfrei! Eine erneutes Anfahren, ein Reservebetrieb oder ähnliche Vorschläge sind bei diesen Kraftwerken weder technisch, juristisch noch ökonomisch realistisch, auch wenn es einige Akteure aus populistischen und parteitaktischen Erwägungen weiterhin fordern.

AtomkraftgegnerInnen vor dem AKW Neckarwestheim
AtomkraftgegnerInnen vor dem AKW Neckarwestheim

Die Atomkraft war schon immer ein Ausdruck menschlicher Selbstüberschätzung und einer rücksichtslosen Unterwerfung und Ausplünderung der Natur. Gleich mehrere Havarien, z.B. 1979 in Harrisburg, 1986 in Tschernobyl oder 2011 in Fukushima, machten schmerzlich deutlich, dass diese Hochrisikotechnologie nicht zuverlässig zu beherrschen ist. Viel zu lange und zu oft wurde der Ausstieg bei uns hinausgezögert und wir können von Glück sagen, dass es bei uns keine großen Unfälle gab. Zwei bis drei Generationen haben diese gefährliche Technologie genutzt und hinterlassen den kommenden 30.000 Generationen ein bitteres Erbe. Trotz aller Bemühungen um ein möglichst sicheres, tiefengeologisches Lager, kann heute niemand abschätzen, welche Folgen der hinterlassene Atommüll haben wird. Daher ist es gut, dass wir jetzt endlich ausgestiegen sind und versuchen, auf umweltverträglichere Weise, mittels erneuerbaren Energien, unseren Energiehunger zu stillen. Große Aufgaben liegen hier noch vor uns.

Abschaltfest in Neckarwesheim
Abschaltfest in Neckarwesheim

Am 15. April feierte die Anti-Atom-Bewegung in Lingen, Neckarwestheim und München den Ausstieg, wohlwissend, dass er unvollständig ist, denn in Gronau läuft die Uran-Anreicherungs-Anlage weiter, in Lingen werden weiter Brennstäbe für halb Europa produziert und in 16 Zwischenlagern stehen Castor-Behälter mit hochradioaktivem Müll, die nur auf 40 Jahre ausgelegt sind. Das sog. Endlager wird es bis dann nicht geben. In Neckarwestheim gab es vor dem AKW ein buntes Programm mit Musik und Tanz, abwechslungsreichen Darbietungen zur Geschichte der Anti-Atom-Bewegung und spannenden Redebeiträge.

Urgestein Wolfgang Ehmke von der BI in Gorleben sagte u.a.:  „Einige Leute liegen mit dem Trick auf der Lauer, diese AKW, die jetzt heruntergefahren werden, betriebsbereit zu halten. Wir dürfen das nicht zulassen. Wir dürfen nicht nachlassen. Wir können nicht mit heute aufgeben. Wir sind weiterhin Wächterinnen und Wächter und müssen notfalls wieder auf die Straße gehen für unsere Ziele.“  

Anti-Atom-Fahnen vor dem AKW-Gelände
Anti-Atom-Fahnen vor dem AKW-Gelände

Am Ende seiner Rede rief er den Versammelten zu: „Wir können heute feiern, dass die Zivilgesellschaft es geschafft hat, die Atomkraftwerke auszuknipsen. Geben wir diese Kraft den jungen Leuten weiter. Machen wir mit bei der Bewegung gegen fossile Energien. Lasst das Uran in der Erde, lasst die Kohle in der Erde und lasst die Sonne scheinen – ich ergänze noch – und lasst den Wind wehen!“

Fukushima-Mahnwache 2023 – Dem Atomausstieg entgegen

Am 11. März 2011 war es aufgrund eines Erdbebens und eines dadurch ausgelösten Tsunami zum dreifachen Super-GAU im japanischen AKW Fukushima-Daiichi gekommen. Am 12. Jahrestag erinnerte Querstellen-Friedberg daher wieder mit einer Mahnwache an die Atomkatastrophe, um dem Vergessen und Verdrängen der atomaren Gefahr zu begegnen.

Die Mahnwache fand in Erwartung des in Deutschland bevorstehenden Atomausstiegs statt. Nach dem „Machtwort“ von Bundeskanzler Olaf Scholz sollen die drei noch verbliebenen AKW Emsland, Isar 2 und Neckarwestheim 2 endgültig am 15. April abgeschaltet werden. Schon seit Dezember 2022 sind sie nur noch mit stark reduzierter Leistung am Netz. Das Ende der Atomkraft in Deutschland ist als großer Erfolg der Anti-Atom-Bewegung zu bewerten, weshalb an den AKW-Standorten am 15. April auch mit Musik, Kabarett, Reden und Interviews gefeiert wird. Zum Abschaltfest nach Neckarwestheim lud Hans-Dieter Wagner daher die Anwesenden schon einmal mit den Worten ein: „Das sollten wir uns an diesem historischen Tag des Atomausstiegs gönnen“.

In einem lebhaften Wechselgespräch machten Ulla Bröker und Inge Faber jedoch sehr deutlich, dass der Atomausstieg damit noch lange nicht abgeschlossen ist: „Wir hier sind ja nicht das einzige Land in Europa, in dem AKW stehen. Wir sind quasi ‚umzingelt‘ von Atomkraftwerken. Und abgesehen davon, dass bei uns demnächst kein Reaktor mehr laufen wird, gibt es auch nach der Abschaltung den strahlenden Rest – in einer strahlenden Zukunft.“ In 17 Zwischenlagern strahlt allein in Deutschland der Atommüll weiter vor sich hin. Das nächstgelegene befindet sich in Biblis.

Mit erschreckenden Jahreszahlen machten sie deutlich, wie weit wir noch von einem vollständigen Atomausstieg entfernt sind: Die Sicherheit der Castor-Behälter, in denen der hochradioaktive Müll lagert, ist auf max. 40 Jahre ausgelegt. In Gorleben erreichen die Castoren bereits 2034 dieses Alter. Ein Endlager-Standort sollte ursprünglich bis 2031  gefunden sein. Inzwischen ist klar, dass die Standortsuche mindestens noch bis 2046, vielleicht auch bis 2068 dauern wird. Das kann derzeit noch niemand wirklich beantworten. Gebaut wird dann vielleicht ab 2087 und eingelagert möglicherweise erst im nächsten Jahrhundert. Das sind beunruhigende Zahlen, denn für uns Menschen ist das gefühlt noch ewig hin.

Der Atomausstieg ist auch in anderer Hinsicht unvollständig, denn die Uran-Anreicherungsanlage in Gronau und die Brennelementefabrik in Lingen sind vom Atomausstieg ausgeklammert. Munter werden weiter Brennstäbe für viele europäische AKW produziert. Der französische Atomkonzern Framatome, dem die Brennelementefabrik in Lingen gehört, plant sogar eine Erweiterung der Fabrik – und man staunt nicht schlecht – ausgerechnet mit dem russischen Atomkonzern Rosatom.

Die beiden Sprecherinnen riefen daher am Ende auf: „Wir müssen weiter kämpfen und weiter unseren Mund aufmachen. Für Deutschland bleibt es aber am 15. April dabei: Drei – Zwei – Eins – Keins!“