„Fall out 2012“

Es war zu erwarten, dass die großen Stromkonzerne wieder versuchen werden, den beschlossenen Atomausstieg aufzuweichen. Dass sie ihren Gegenangriff so schnell starten, ist aber schon ziemlich dreist. Unter dem Motto „Der Ausstieg muss bezahlbar bleiben“ überziehen sie zurzeit die Republik mit einer Medienkampagne und schüren die Angst vor hohen Stromkosten. Sie wissen genau, dass dies ein guter Hebel ist, um die Stimmung in der Bevölkerung wieder umzudrehen. Dass die Stromkonzerne trotz abgeschalteter Atomkraftwerke hohe Gewinne machen, wird einfach unterschlagen. Die Anti-Atom-Bewegung ist also weiterhin gefordert, denn der Atomausstieg ist noch lange nicht durchgesetzt.
Man darf sicher festhalten, dass die Umsetzungsschritte zum Atomausstieg im vergangen Jahr sowohl bundesweit als auch regional häufig hinter den Ankündigungen zurückblieben. Auch unsere Umfrage bei den Bürgermeistern der Wetterau bestätigt, dass die Energiewende vor Ort nur langsam voranschreitet. Von den zehn angeschriebenen Kommunen haben lediglich die Bürgermeister von Bad Nauheim und Friedberg geantwortet, bei denen wir uns ausdrücklich bedanken möchten. Gerade in Friedberg sind zahlreiche positive Willensbekundungen zu erkennen, aber auch hier geht die Umsetzung konkreter Projekte langsam voran. (Vgl. auch unsere Presseinformation unter Berichte.) Begrüßenswert sind die Photovoltaikanlagen, die gerade auf den Dächern von Augustinerschule und Kreishaus installiert werden. Spannend wird sicher auch, ob die interkommunale Umsetzung eines Windparks am Taunusrand, die auf unserer Diskussionsveranstaltung „Wie wird die Wetterau atomstromfrei?“ angekündigt wurde, tatsächlich Wirklichkeit wird. Dies wäre ein deutlicher Beitrag zur Energiewende vor Ort.
Auf Bundesebene gewinnt man den Eindruck, dass die Energiewende nicht gerade vorangetrieben wird. Der Austausch des Bundesumweltministers führt wohl kaum zu einer Beschleunigung, die Suche nach einem Endlager ist weiterhin unbefriedigend und auch der Beschluss, die energieintensiven Industrieunternehmen für weitere 10 Jahre von der EEG-Umlage zu befreien, muss eher als „Entschleunigung“ gesehen werden. Rund 25 000 Betriebe  erhalten weiter verbilligten Strom und der Bund verzichtet jährlich auf Einnahmen in Höhe von ca. 2,3 Milliarden Euro.

Erfreulich ist allerdings das Erstarken der Anti-Atom-Bewegung in Japan, die sich der Wiederaufnahme der Atomstromproduktion entgegenstellt.
Auch das Friedberger Aktionsbündnis wird nach der Sommerpause wieder seine Aktivitäten fortsetzen:

Am Sonntag, dem 2. September, starten wir mit einer Fahrt zur „Morbacher Energielandschaft“ in der Nähe von Bad Kreuznach, mit der wir einen Informationsbeitrag zur regionalen Energiewende leisten wollen.

Die Gemeinde Morbach hat sich das Ziel gesetzt, bis 2020 energieautark zu sein und ihre gesamte Energie aus einem umweltfreundlichen Mix aus Windkraft, Photovoltaik und Biogas zu gewinnen. In Morbach gibt es eine „Energieschaustraße“ in der die unterschiedlichen Technologien und Konzepte für erneuerbare Energien der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Wir nehmen an einer ca. zweistündigen Führung teil und informieren uns auf anschauliche Weise über Biomasse, Windenergie, Photovoltaik, solare Trinkwasseraufbereitung und andere alternative Energieformen. Je nach Beteiligung werden wir Fahrgemeinschaften mit Privatautos bilden oder einen Bus anmieten. Vor der Führung wollen wir uns durch ein gemeinsames Mittagessen stärken. Sie sind herzlich eingeladen, an dieser Fahrt teilzunehmen. Wir starten um 9.30 Uhr auf dem Parkplatz der Friedberger Stadthalle und sind gegen 19 Uhr zurück. Bitte melden Sie sich möglichst bis zum 22. August unter querstellen-friedberg@t-online.de an, damit wir die Fahrt vorbereiten können. Weitere Informationen zur Energielandschaft sind unter www.energielandschaft.de zu erhalten.