KLIMAWANDEL! NA UND?

Anlässlich der Klimakonferenz in Paris verteilt das Friedberger Aktionsbündnis einen Flyer mit mahnenden Worten des Papstes aus der Umwelt-Enzyklika. Terroranschläge und Flüchtlingsdebatte verdrängen die Klimakonferenz in Paris aus der Berichterstattung, obwohl dort rund 10 000 Delegierte nichts weniger versuchen als die Welt zu retten. Selbst wenn die zu beschließende Klimarahmenkonvention gut wird, wird sie wahrscheinlich nicht gut genug, denn zu weit ist der Prozess der Erderwärmung schon fortgeschritten. Ob die mahnenden Wort des Papstes noch helfen? Man muss der Konferenz den größtmöglichen Erfolg wünschen.

Die Erde hat sich seit Beginn der Industrialisierung bereits um 1 Grad erwärmt. Tendenz stark ansteigend.
Von 1890, dem Beginn regelmäßiger Aufzeichnungen, bis heute ist die mittlere Temperatur um etwa 1 Grad gestiegen. 2014 war das wärmste bisher gemessen Jahr und 2015 wird dieser Rekord vermutlich noch übertroffen. Mit weiteren Steigerungen ist zu rechnen.

Hauptursache ist die Verbrennung fossiler Rohstoffe. Durch die massive Verbrennung fossiler Brennstoffe wie Öl, Kohle und Gas wird in großem Umfang Kohlendioxid freigesetzt, das die Hauptursache für den Klimawandel ist. Auch die zunehmende Entwaldung der Erde trägt zum Anstieg der Kohlendioxidkonzentrationen in der Atmosphäre bei, da Pflanzen und Bäume fehlen, die dieses binden konnten. Auch in den Meeren liegt die Kohlendioxidkonzentration gegenüber vorindustrieller Zeit um 28 Prozent höher und die Speicherkapazität der Meere ist bald erschöpft.

Spätestens ab einer Erwärmung um 2 Grad drohen unberechenbare Verschiebungen der Klimazonen. Bei weiter steigender Erwärmung rechnen Wissenschaftler mit einem unbeherrschbaren Kippeffekt, der zur kompletten Veränderung der Klimazonen führen könnte. Wann dieser Effekt eintritt ist nicht vorherzusehen. Viele Länder plädieren daher für eine Reduzierung der Erderwärmung auf maximal 1,5 Grad.

Inlandgletscher und arktisches Eis schmelzen bereits. Forscher haben mit Hilfe von Satelliten die globale Eisschmelze ermittelt. Danach verliert die Erde jährlich ca. 230 Milliarden Tonnen Eis. Die zwischen 2003 und 2010 verlorene Eismenge wäre ausreichend, um die gesamte USA mit einer fast 50 Zentimeter hohen Wasserschicht zu bedecken. Schmilzt das Eis ab, kann der darunter liegende, dunklere Boden weniger Sonnenstrahlung zurück ins All reflektieren. Taut der Permafrostboden in Sibirien und Nordamerika auf, werden enorme Mengen an darin enthaltenen Treibhausgasen freigesetzt. Beide Effekte steigern wiederum die Erwärmung des Klimas.

Seit 1900 ist der Meeresspiegel um 20 cm gestiegen. Aus Messungen geht hervor, dass die abschmelzenden Gletscher zwischen 2003 und 2010 zu einem jährlichen Anstieg des Meeresspiegels um 3 Millimeter geführt haben. Insgesamt sei der Meeresspiegel in dieser Zeit um rund einundzwanzig Millimeter gestiegen, berichten Forscher im Fachmagazin „Nature“. (doi:10.1038/nature10847) Das stimme gut mit bisherigen Schätzungen überein. (National Geographic Deutschland 9.2.12 Quelle: dapd). Beim National Climate Assessment vom Mai 2014 wird bis zum Ende des 21. Jahrhunderts ein Meeresspiegelanstieg um 1 bis 4 Fuß (30 bis 120 cm) im Vergleich zum vorindustriellen Wert erwartet. Dadurch würden viele Küstenregionen der Erde im Meer versinken.

Wetterextreme wie Tornados, Hitzewellen, Erdrutsche und Überschwemmungen nehmen deutlich zu. In einem Sonderbericht hatte der Weltklimarat IPCC im November 2011 festgehalten, dass es im Zuge der Erderwärmung zu einer Zunahme extremer Wetterphänomene wie heftiger Regenfälle, Hitzewellen und Dürreperioden gekommen ist und diese Entwicklung anhalten wird. 2012 wurden laut einer Untersuchung etwa die Hälfte aller Extremwetterphänomene durch den Klimawandel verstärkt.

Trinkwasser wird in vielen Regionen der Welt knapp. Bereits ein Drittel der Weltbevölkerung leidet derzeit unter Mangel an Trinkwasser. Der Wasserverbrauch hat sich in den letzten 100 Jahren versechsfacht. Experten schätzen, dass sich der weltweite Wasserbedarf bis zum Jahr 2050 verdoppeln wird und dass zukünftig auch wohlhabenden Länder unter Wassermangel leiden werden. Laut einer Studie, die das Internationale Wassermanagement-Institut in den Niederlanden veröffentlichte, leben etwa zwei Milliarden Menschen in Regionen, in denen Wasser entweder sehr knapp ist bzw. der Pro-Kopf-Verbrauch zu hoch ist. In diesen Regionen sind zudem stark sinkende Grundwasserspiegel und austrocknende Flüsse zu beobachten. In den USA wurde dies in Kalifornien dieses Jahr deutlich sichtbar.

Der Klimawandel erzeugt Armut, Verteilungskämpfe und Migration vor Dürre und Hunger. Ob Hitzewellen, Dürren, Stürme oder Überschwemmungen – die ärmsten Länder sind meist die Hauptleidtragenden von Wetterkatastrophen. Von 1994 bis 2013 waren Honduras, Myanmar und Haiti die am stärksten betroffenen Staaten, wie aus dem Klima-Risiko-Index hervorgeht, den die Umweltschutzorganisation Germanwatch bei der Klimakonferenz in Lima vorstellte. Das Gesamtausmaß der Katastrophen ist enorm: Weltweit starben in diesem Zeitraum mehr als 530.000 Menschen in direkter Folge von über 15.000 extremen Wetterereignissen. „Diese Ergebnisse zeigen die besondere Verwundbarkeit der armen Länder gegenüber klimatischen Risiken, trotz der Tatsache, dass die absoluten monetären Schäden in den reicheren Ländern wesentlich höher sind“, heißt es in der Studie. Daher werden in Zukunft auch klimabedingte Migrationsbewegungen zunehmen.

Die Verbrennung fossiler Energieträger muss gestoppt werden und die Kohle muss in der Erde bleiben. Rund 40 Prozent des weltweiten Stroms werden mithilfe von Kohle erzeugt. Ihre Verfeuerung gehört zu den schädlichsten Praktiken auf der Erde, mit weltweit bleibenden Schäden für Umwelt und menschliche Gesundheit. Für diese Schäden kommt jedoch nicht die Kohleindustrie auf, sondern die Allgemeinheit. Schwefeldioxid, Feinstaub, Quecksilber, Stickoxide, Arsen – aus den Schornsteinen von Kohlekraftwerken gelangen große Mengen gesundheitsschädliche Schadstoffe in unsere Atemluft. Als besonders gefährlich gelten Feinstäube – mikroskopisch kleine Partikel, die über die Lunge bis in den Blutkreislauf gelangen. Eine erhöhte Feinstaubbelastung verursacht nachweisbar Lungenkrebs, Schlaganfälle, Herzkreislauf- und Atemwegserkrankungen. Zusammen mit anderen Quellen der Luftverschmutzung führen die Emissionen aus Kohlekraftwerken zu einer erhöhten Sterblichkeit in der Bevölkerung. Der Braunkohleabbau richtet ganze Regionen zugrunde. Die drei großen deutschen Tagebaureviere – das Rheinische Revier, das Lausitzer Revier und das mitteldeutsche Revier bei Leipzig – umfassten 2008 insgesamt eine Fläche von über 1.600 Quadratkilometern. In der Lausitz plant der Energiekonzern Vattenfall, weitere Tagebaue zu eröffnen.

Ein Kohlekraftwerk bei uns setzt mehr Kohlendioxid frei als z. B. ganz Kenia mit 45 Millionen Einwohnern. In Deutschland gibt es reichlich Braunkohle, die in zwölf gigantischen Tagebauen abgebaggert wird. Rund ein Fünftel der gesamten deutschen CO2-Emissionen stammt aus Braunkohlekraftwerken. Das Kohlekraftwerk Jänschwalde z.B. stößt 25 Millionen Tonnen CO2 im Jahr aus, das gesamte Land Kenia z.B. dagegen nur 13 Millionen Tonnen. Dabei ist der Wirkungsgrad von Kohlekraftwerken besonders schlecht. Selbst wenn sie mit modernster Technik arbeiten, erreichen sie nur einen Wirkungsgrad von etwa 45 Prozent. Mehr als die Hälfte der Energie verpufft ungenutzt durch den Schornstein.

Die Versäumnisse der Vergangenheit erzwingen jetzt radikale Veränderungen. Der Kohleausstieg muss deshalb rasch erfolgen und die Energiewende muss beschleunigt werden. Der Regierungsberater Martin Faulstich hat für die Abschaffung von Kohlekraftwerken plädiert. Regierung, Unternehmen und Gewerkschaften sollten einen „Pakt für den Kohleausstieg schmieden“, sagte der Vorsitzende des Sachverständigenrats für Umweltfragen (SRU). Das letzte deutsche Kohlekraftwerk könne bis zum Jahr 2040 abgeschaltet werden, sagte Faulstich. Die meisten Anlagen könnten allerdings schon in den nächsten 15 bis 20 Jahren vom Netz gehen. Den Vorstoß begründete der Professor für Umwelt- und Energietechnik mit der Sorge um die Energiewende. Wenn die Bundesregierung nicht bald für ein Ende der Kohleverstromung sorge, „dann wackelt die Energiewende“, sagte der Experte. Der SRU setzt sich seit längerem für ein Energiesystem ein, das vollständig aus erneuerbaren Quellen gespeist wird. Dieses Ziel sei bis 2050 technisch möglich, ohne die Versorgungssicherheit zu gefährden. Zugleich lägen die Kosten langfristig unter denen einer Versorgung mit konventionellen Brennstoffen wie Erdöl und Kohle.

Der Energieverbrauch muss gesenkt und sinnloses Wachstum muss begrenzt werden. Daher sollten auch wir Bürger*innen dringend über unser Konsumverhalten und unsere Urlaubsgewohnheiten nachdenken und unsere Verantwortung für die Umwelt wahrnehmen.

Was bringt der 21., 22. oder 23. Klimagipfel? Wie viel Zeit bleibt uns noch?

KLIMAWANDEL! NA UND?

Anlässlich der Klimakonferenz 2015 und unseres 5-jährigen Bestehens hat das Aktionsbündnis Querstellen-Friedberg einen Flyer herausgegeben, auf dem wir in Kurzform einige uns wichtig erscheinende Aspekte zur Klimadiskussion formulieren.
Auf der Vorderseite des Flyers befinden sich drei Zitate von Papst Franziskus.
Mit bemerkenswert deutlichen Worten geiselt er in seiner Umweltenzyklika Laudato Si‘ den Umgang der Menschen mit der ihnen anvertrauten Welt.
Auch für Nicht-Katholiken durchaus eine interessante Lektüre!

QUERSTELLEN statt VER-QUER-DENKEN – Markt der Möglichkeiten

Das breite Bündnis gegen geistige Brandstiftung wurde auch vom Friedberger Aktionsbündnis gegen Atomkraft unterstützt.

Während sich in der Friedberger Stadthalle eine illustre Gesellschaft zum sog. Quer-Denken-Kongress traf, um ihre kruden Ideen zu verbreiten, fand neben einer Gegendemonstration auch der Markt der Möglichkeiten auf dem Stadtkirchenplatz statt. Das Friedberger Aktionsbündnis gegen Atomkraft hatte – neben Infotisch und Infotafeln – auch seinen brandneuen Wurfstand zum Abschalten der noch verbliebenen Atomkraftwerke aufgebaut. Nachdem in diesem Jahr bereits das Aus für das Atomkraftwerk in Grafenrheinfeld gekommen war, galt es jetzt, die acht noch verbliebenen Atomkraftwerke mit maximal 10 Würfen „abzuschalten“. Zwar versuchten sich viele an dieser Aufgabe, aber leider gelang es niemandem, tatsächlich sämtliche AKWs auszuschalten. Mindestens eins hielt sich hartnäckig. Manche sorgten sogar gelegentlich für eine „Laufzeitverlängerung“ bereits abgeschalteter Kraftwerke. Besonders schwache Ergebnisse erzielten dabei die Friedberger Politiker, was aber auch niemanden sonderlich verwunderte, wo es doch auch mit dem Windpark Winterstein nicht vorangeht.

Zu den Reaktionen auf unseren Offenen Brief

In unserem Offenen Brief vom Juli 2015 (vgl. unten) warfen wir der Stadt Friedberg Versagen beim Thema Windpark am Winterstein vor, wodurch sich SPD und UWG immerhin zu einer öffentlichen Stellungnahme genötigt sahen. Die Reaktionen lassen allerdings kaum noch Hoffnungen auf die Realisierung eines Windparks zu. Wären die Antworten nicht von so grundsätzlicher Bedeutung, könnte man sich sehr darüber amüsieren:
Nach Ausführungen ihres Pressesprechers Michael Klaus hat die SPD den Antrag von Bündnis 90/Die Grünen zur Realisierung des Windparks angeblich nicht abgelehnt, weil sie gegen einen Windpark ist, sondern weil ihr der Antrag nicht weit genug geht. Klaus sieht sogar „nur die SPD bei der Prüfung der Umsetzung eines Windparks an vorderster Front“ (WZ vom 16.07.15).
Auch das Friedberger Aktionsbündnis hätte nichts gegen den Einstieg der Stadtwerke als Windparkbetreiber und sicher nichts gegen Bürgerbeteiligung, die sogar im Bau eines Bürgerwindrades gipfeln könnte. Aber, wie sagt der Volksmund so treffend: „Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach.“ De facto hat die SPD mit ihrer Verweigerungshaltung das Windparkprojekt ausgebremst, was allerdings auch den meisten ihrer Äußerungen in letzter Zeit entspricht.
Bernd Messerschmidt von der UWG möchte das Thema gerne „in Ruhe“ angehen und „einen kühlen Kopf bewahren“, wobei er allerdings mit seinen zahlreichen Einwänden gleich deutlich macht, was das Ergebnis dieses Hinausschiebens sein soll (vgl. WZ vom 18.07.15).

War denn nicht schon genug Zeit, um sich in Ruhe mit diesem Thema zu beschäftigen? Im kommenden Frühjahr jährt sich die Atomkatastrophe in Fukushima bereits zum fünften Mal. Damals wurde von Bürgermeister Keller der Windpark am Winterstein vollmundig angekündigt. Fünf Jahre danach warten wir noch immer auf eine erkennbare Initiative und erste Realisierungsschritte für dieses wichtige Energieprojekt. Reine Lippenbekenntnisse helfen nicht weiter! Eine rasche Realisierung des Windparks in Zusammenarbeit mit kompetenten Partnern aus der Region (OVAG und hessenENERGIE) ist die erste Wahl. Wer dieses akzeptable Vorgehen blockiert, wird zum Windkraft-Verhinderer!

Friedberg versagt bei Windkraft – Offener Brief an den Bürgermeister, den Magistrat und die Stadtverordneten der Stadt Friedberg

Sehr geehrter Herr Keller,

nach der Atomkatastrophe in Fukushima im Jahr 2011 verkündeten Sie, auf dem Winterstein Windkraftanlagen errichten zu wollen. Damals war es opportun, sich für die erneuerbaren Energien einzusetzen und sich als der Zukunft zugewandter Bürgermeister zu präsentieren. Sie taten dies sowohl in Zeitungsartikeln als auch auf Podiumsveranstaltungen des Aktionsbündnisses Querstellen-Friedberg. Im Verlauf der letzten vier Jahre hat sich diese Haltung offenbar stark gewandelt. Mehreren Zeitungsartikeln konnten wir entnehmen, dass Sie das Projekt Windpark Winterstein „ruhen lassen“ wollen. Dabei dient Ihnen ein Gerichtsurteil zum 15 km-Radius um Funkfeueranlagen als Argument. Beim Standort Winterstein fehlen dazu gerade einmal 500 m! Die hessenENERGIE hat in der Vergangenheit an mehreren Standorten auch im Abstand zwischen 10 km und 15 km die Genehmigung der Flugsicherung erhalten. Für den Winterstein können diese Genehmigungsprozesse als prinzipiell übertragbar angesehen werden.

In der letzten Stadtverordnetenversammlung kam jetzt die ganze Wahrheit ans Licht. Auch Sie als Bürgermeister und die SPD schlagen sich – wider besseren Wissens – auf die Seite der Windkraft-Verhinderer.

Die Notwendigkeit der Energiewende, die große Bedeutung der Windenergie, die Wichtigkeit der dezentralen Energiegewinnung und einer regionalen Wertschöpfung sind Ihnen hinlänglich bekannt. Ohne den Ausbau der Windkraft – auch hier in Friedberg – wird die Energiewende ausgebremst und der Klimaveränderung weiter Vorschub geleistet.

Daher erwarten wir Bürger*innen von Ihnen als unserem Bürgermeister, von dem Magistrat und von den Stadtverordneten, dass Sie sich intensiv für den Ausbau der erneuerbaren Energien, insbesondere für den Windpark Winterstein als zentralen Baustein, einsetzen.

Das Wintersteingebiet ist ein idealer Standort für einen Windpark: Es verspricht eine hohe Windausbeute, liegt weit entfernt von Wohnbauten hinter der lärmenden Autobahn und befindet sich nahezu vollständig auf städtischem Boden, was der Stadt hohe Pachteinnahmen sichert. Nur die Silhouette des Taunusrandes wird sich verändern. Fernsehturm und Handymast werden Gesellschaft bekommen.

Ja, die Erfahrung zeigt, dass es Bürger*innen gibt, die sich nur schwer mit dem Anblick von Windrädern anfreunden können. Ja, es gibt Windkraftgegner*innen, die irrationale Ängste vor der Windkraft schüren, sie als Naturverschandelung verunglimpfen und verantwortungslos weiter auf Atomkraft oder Klimazerstörung durch Kohleverstromung setzen. Auch wenn hier noch Überzeugungsarbeit zu leisten bleibt und zukunftsorientiertes Handeln sicher nicht immer bequem ist: für die künftigen Generationen ist es unabdingbar.

Ein konfliktscheuer Bürgermeister und eine SPD, die sich nicht mehr an die wichtigen Themen unserer Zukunft herantrauen, verspielen das in sie gesetzte Vertrauen und sind nicht mehr wählbar. Die Politiker unserer Nachbarstadt Butzbach beweisen deutlich mehr Mut: sie haben gerade einen Pachtvertrag mit hessenENERGIE abgeschlossen und damit ihren Windpark auf den Weg gebracht. In Friedberg setzen die politisch Verantwortlichen – mit Ausnahme von Bündnis 90/Die Grünen – offenbar lieber auf Konfliktvermeidung und Populismus. Fürchten SPD und Bürgermeister bei einem so konfliktgeladenen Thema wie der Windkraft womöglich um ihre Wiederwahl? Wer allerdings dringend notwendige Maßnahmen für die Zukunft unterlässt, wird dafür sicher auch nicht mit Wählerstimmen belohnt!

Zum Wohle der Stadt Friedberg und der Wetterau erwarten wir von unserem Bürgermeister, dem Magistrat und den Stadtverordneten, dass sie das Projekt Windpark auf dem Winterstein jetzt umgehend auf den Weg bringen.
Im neuen EEG ist die schrittweise Absenkung der Vergütung ebenso festgelegt wie die Notwendigkeit einer europaweiten Ausschreibung ab 2017. Jede Verzögerung führt also letztlich zu verringerten Einnahmen für Betreiber und Stadt und gefährdet das Ziel der regionalen Wertschöpfung. Nach unseren Informationen liegt ein Pachtangebot der hessenENERGIE vor, die bereit ist, gemeinsam mit der OVAG den Windpark zu errichten. Mit Abschluss des Pachtvertrags könnte das Genehmigungsverfahren umgehend auf Kosten der hessenENERGIE eingeleitet werden und der Stadt bliebe trotzdem die Option einer späteren Beteiligung offen.
Daher fordern wir Bürgermeister, Magistrat und Stadtverordnete auf, jetzt sofort zu handeln. Später könnte zu spät sein.

Friedberg, im Juli 2015
Für das Aktionsbündnis Querstellen-Friedberg
Ulla Broeker
Klaus Kissel
Christa Knoke-Wilhelm
Hans-Dieter Wagner

Friedberg versagt bei Windkraft

Offener Brief an den Bürgermeister, den Magistrat und die Stadtverordneten der Stadt Friedberg

Sehr geehrter Herr Keller,

nach der Atomkatastrophe in Fukushima im Jahr 2011 verkündeten Sie, auf dem Winterstein Windkraftanlagen errichten zu wollen. Damals war es opportun, sich für die erneuerbaren Energien einzusetzen und sich als der Zukunft zugewandter Bürgermeister zu präsentieren. Sie taten dies sowohl in Zeitungsartikeln als auch auf Podiumsveranstaltungen des Aktionsbündnisses Querstellen-Friedberg. Im Verlauf der letzten vier Jahre hat sich diese Haltung offenbar stark gewandelt. Mehreren Zeitungsartikeln konnten wir entnehmen, dass Sie das Projekt Windpark Winterstein „ruhen lassen“ wollen. Dabei dient Ihnen ein Gerichtsurteil zum 15 km-Radius um Funkfeueranlagen als Argument. Beim Standort Winterstein fehlen dazu gerade einmal 500 m! Die hessenENERGIE hat in der Vergangenheit an mehreren Standorten auch im Abstand zwischen 10 km und 15 km die Genehmigung der Flugsicherung erhalten. Für den Winterstein können diese Genehmigungsprozesse als prinzipiell übertragbar angesehen werden.

In der letzten Stadtverordnetenversammlung kam jetzt die ganze Wahrheit ans Licht. Auch Sie als Bürgermeister und die SPD schlagen sich – wider besseren Wissens – auf die Seite der Windkraft-Verhinderer.

Die Notwendigkeit der Energiewende, die große Bedeutung der Windenergie, die Wichtigkeit der dezentralen Energiegewinnung und einer regionalen Wertschöpfung sind Ihnen hinlänglich bekannt. Ohne den Ausbau der Windkraft – auch hier in Friedberg – wird die Energiewende ausgebremst und der Klimaveränderung weiter Vorschub geleistet.

Daher erwarten wir Bürger*innen von Ihnen als unserem Bürgermeister, von dem Magistrat und von den Stadtverordneten, dass Sie sich intensiv für den Ausbau der erneuerbaren Energien, insbesondere für den Windpark Winterstein als zentralen Baustein, einsetzen.

Das Wintersteingebiet ist ein idealer Standort für einen Windpark: Es verspricht eine hohe Windausbeute, liegt weit entfernt von Wohnbauten hinter der lärmenden Autobahn und befindet sich nahezu vollständig auf städtischem Boden, was der Stadt hohe Pachteinnahmen sichert. Nur die Silhouette des Taunusrandes wird sich verändern. Fernsehturm und Handymast werden Gesellschaft bekommen.

Ja, die Erfahrung zeigt, dass es Bürger*innen gibt, die sich nur schwer mit dem Anblick von Windrädern anfreunden können. Ja, es gibt Windkraftgegner*innen, die irrationale Ängste vor der Windkraft schüren, sie als Naturverschandelung verunglimpfen und verantwortungslos weiter auf Atomkraft oder Klimazerstörung durch Kohleverstromung setzen. Auch wenn hier noch Überzeugungsarbeit zu leisten bleibt und zukunftsorientiertes Handeln sicher nicht immer bequem ist: für die künftigen Generationen ist es unabdingbar.

Ein konfliktscheuer Bürgermeister und eine SPD, die sich nicht mehr an die wichtigen Themen unserer Zukunft herantrauen, verspielen das in sie gesetzte Vertrauen und sind nicht mehr wählbar. Die Politiker unserer Nachbarstadt Butzbach beweisen deutlich mehr Mut: sie haben gerade einen Pachtvertrag mit hessenENERGIE abgeschlossen und damit ihren Windpark auf den Weg gebracht. In Friedberg setzen die politisch Verantwortlichen – mit Ausnahme von Bündnis 90/Die Grünen – offenbar lieber auf Konfliktvermeidung und Populismus. Fürchten SPD und Bürgermeister bei einem so konfliktgeladenen Thema wie der Windkraft womöglich um ihre Wiederwahl? Wer allerdings dringend notwendige Maßnahmen für die Zukunft unterlässt, wird dafür sicher auch nicht mit Wählerstimmen belohnt!

Zum Wohle der Stadt Friedberg und der Wetterau erwarten wir von unserem Bürgermeister, dem Magistrat und den Stadtverordneten, dass sie das Projekt Windpark auf dem Winterstein jetzt umgehend auf den Weg bringen.

Im neuen EEG ist die schrittweise Absenkung der Vergütung ebenso festgelegt wie die Notwendigkeit einer europaweiten Ausschreibung ab 2017. Jede Verzögerung führt also letztlich zu verringerten Einnahmen für Betreiber und Stadt und gefährdet das Ziel der regionalen Wertschöpfung. Nach unseren Informationen liegt ein Pachtangebot der hessenENERGIE vor, die bereit ist, gemeinsam mit der OVAG den Windpark zu errichten. Mit Abschluss des Pachtvertrags könnte das Genehmigungsverfahren umgehend auf Kosten der hessenENERGIE eingeleitet werden und der Stadt bliebe trotzdem die Option einer späteren Beteiligung offen.

Daher fordern wir Bürgermeister, Magistrat und Stadtverordnete auf, jetzt sofort zu handeln. Später könnte zu spät sein.

Friedberg, im Juli 2015
Für das Aktionsbündnis Querstellen-Friedberg

Ulla Broeker
Klaus Kissel
Christa Knoke-Wilhelm
Hans-Dieter Wagner

Solidarität mit Fukushima und Forderung nach einem Windpark am Winterstein

Mit einer Mahnwache erinnerte das Friedberger Aktionsbündnis am Samstag, dem 14. März, an die Atomkatastrophe in Fukushima vor vier Jahren und demonstrierte gleichzeitig für den Umstieg auf erneuerbare Energien.

Bundesweit fanden anlässlich des Jahrestages der Atomkatastrophe rund 200 Mahnwachen und zwei Großdemonstrationen statt. An der Demonstration am Atomkraftwerk Neckarwestheim, das noch bis 2022 in Betrieb bleiben soll, hatte auch das Friedberger Aktionsbündnis teilgenommen. (Fotos dazu im Menü Bilder.)
Zu Beginn der Mahnwache zitierte Erika Scheller-Wagner aus einem Grußwort, das in Neckarwestheim von einer Atomkraftgegnerin aus Kyoto vorgetragen worden war und das mit dem Satz schloss:

„Schaffen wir zusammen, Sie in Deutschland und wir in Japan, vereint und rasch eine Welt ohne AKWs!“
Der Applaus der Teilnehmer/innen zeigte, dass man diesen Worten auch in Friedberg zustimmt.

„Auch vier Jahre nach dem Gau sind die Probleme in Fukushima weiterhin ungelöst und es gibt keine Entwarnung“, betonte Hans-Dieter Wagner in seiner Ansprache: „230.000 Menschen wurden aus ihren Wohnorten vertrieben und leben seit vier Jahren unter ärmlichsten Verhältnissen in engen Notunterkünften. Täglich fallen 300-700 Tonnen radioaktiv verseuchtes Kühlwasser an, das notdürftig auf dem Kraftwerksgelände in Tanks gelagert wird. Da die Kapazität des Geländes bald erschöpft ist, verwundert es nicht, dass man jetzt überlegt, das verseuchte Wasser – trotz unzureichender Reinigung – ins Meer zu leiten. Die bei den Dekontaminierungsversuchen abgetragene Erde lagert in einfachen Plastiksäcken auf offen zugänglichen Plätzen. Die unabhängige Ärzte-Organisation IPPNW hat einen drastischen Anstieg an Schilddrüsenkrebs bei Kindern festgestellt und rechnet daher mit vielen zusätzlichen Krebstoten in den nächsten Jahren und Jahrzehnten.“

Auch Klaus Kissel äußerte seine Empörung: „Die Politik der derzeitigen Regierung Japans ist unverantwortlich. Während die explodierten Reaktoren weiter strahlen und eine ganze Region Japans und Teile des Pazifiks verseucht sind, wird ernsthaft das Wiederanfahren der seit der Katastrophe abgeschalteten AKWs geplant. Gleichzeitig wurde unter Strafe gestellt, z.B. über Krebserkrankungen als Folge der freigesetzten radioaktiven Strahlung zu berichten. Das macht uns einfach fassungslos!“
Das Friedberger Aktionsbündnis tritt daher für den konsequenten Umstieg auf erneuerbare Energien ein. Besonders die Windkraft wird dabei eine entscheidende Rolle spielen müssen, weshalb wir bereits im vergangenen November 10.000 Flyer im Friedberger Stadtgebiet verteilten und uns klar für einen Windpark am Winterstein aussprachen. Auf der Mahnwache betonte Wagner erneut:
„Es ist ein nahezu idealer Standort! Er hat eine hohe Windausbeute, er liegt weit hinter der lärmenden Autobahn und weit weg von Wohnhäusern. Selten gibt es so gute Bedingungen für einen Windpark! Wir sollten uns für diesen Beitrag Friedbergs zur Energiewende einsetzen, selbst wenn wir den Anblick von Windrädern vielleicht persönlich nicht so sehr schätzen.“
Querstellen hatte zum Thema Windpark Winterstein einige weitere Redner eingeladen. Gekommen waren Florian Uebelacker, der Fraktionsvorsitzender der Grünen in Friedberg, und Diethardt Stamm von der Mittelhessischen Energiegenossenschaft (MiEG).
Florian Uebelacker unterstrich ebenfalls die gute Eignung des Windparkstandortes, der außerdem nahezu komplett auf Friedberger Stadtgebiet liegt, was sowohl für die Planung als auch für die zu erwartenden Einnahmen sehr vorteilhaft ist. Zurzeit bereite die Stadt Friedberg eine europaweite Ausschreibung für einen Windpark mit 6 Windrädern vor. Allerdings macht die Deutsche Flugsicherung noch Probleme, die auf 15 km Abstand vom Funkfeuer Erbstadt besteht, der Winterstein aber nur 14,5 km entfernt ist. Für die Anwesenden war klar, dass der Windpark nicht an dieser Differenz von 500 m scheitern darf!
Die Jahresleistung der 6 Windkraftanlagen beträgt ca. 33 Mio. kWh, was etwa dem Verbrauch von 9.000 Haushalten (je 3.500 kWh) entspricht. Außerdem würden über 50.000 Tonnen CO2 jährlich eingespart, was ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz darstellt.

Diethardt Stamm von der Mittelhessischen Energiegenossenschaft (MiEG) wies darauf hin, dass aktuell bereits rund 28 % des Stroms im Netz aus erneuerbaren Energien stammen und somit die Atomkraft deutlich überrundet wurde. „Notwendig ist aber nun der verstärkte Ausbau der Windkraft in der Wetterau und dies insbesondere am Idealstandort Winterstein.“ Obwohl schon seit über 3 Jahren in der Diskussion, sei leider noch immer wenig geschehen. Die OVAG, die über die Tochter hessenEnergie über viel Erfahrung mit Windenergie verfüge, und die MiEG hätten bereits vor 2 Jahren eine Absichtserklärung für gemeinsame Aktivitäten am Winterstein unterschrieben. „Der Schlüssel aber liegt in Friedberg, dem größten Grundstückseigentümer.“ Die dort jetzt beschlossene, europaweite Ausschreibung sieht Stamm eher kritisch, weil die MiEG sich nicht mit irgendwelchen Firmen einlassen möchte, bei denen Bürgerbeteiligung und Vorteile für die Region eher klein geschrieben würden.

Das Friedberger Aktionsbündnis ist gespannt, ob sich die Friedberger Parteien für eine zukunftsorientierte und saubere Energiegewinnung einsetzen werden oder ob sie die Auseinandersetzung mit den Windkraftgegnern scheuen. Wir Bürger müssen deutlich machen, dass eine saubere und risikolose Energiegewinnung der beste Schutz für die Natur ist und wir auf Parolen wie „Naturpark statt Windpark“ – was tatsächlich schon auf Plakaten zu lesen ist – nicht hereinfallen. Das Friedberger Aktionsbündnis erwartet von den im Stadtparlament vertretenen Parteien, dass sie sich den Fragen der Zukunft stellen und nicht vor ihnen kneifen.

Mahnwache: Fukushima keine Entwarnung

 

Die Atomkatastrophe in Fukushima jährt sich bereits zum 4. Mal und eine Entwarnung ist nicht in Sicht. Deshalb wird das Friedberger Aktionsbündnis am Samstag, 14.3.2015, von 10.00 bis 13.00 Uhr in Friedberg eine Mahnwache auf der Kleinen Freiheit (Ecke Kaiserstraße-Wolfengasse) durchführen. Die Kernzeit ist von 11.00 bis 12.00 Uhr, in der es auch kurze Statements geben wird. Informationsmaterial liegt ebenfalls bereit.

Die Lage in Fukushima ist weitgehend unverändert, auch wenn kaum noch darüber berichtet wird. Weiterhin fallen täglich große Mengen radioaktives Kühlwasser an, das behelfsmäßig in Tanks gelagert werden muss. Verseuchtes Wasser gelangt noch immer ins Erdreich und die geplante Absperrung zum Meer funktioniert offenbar nicht. Weite Gebiete bleiben auf Dauer unbewohnbar und Schilddrüsenkrebs nimmt zu. Industrie und Politik verharmlosen und verschleiern die Folgen für die Menschen. Die Unbeherrschbarkeit der Katastrophe ist ganz offensichtlich.
Deshalb wollen wir Mahnen und zur Wachsamkeit aufrufen.

Auch in Deutschland steht es um die Energiewende nicht zum Besten. Die Lagerung des Atommülls ist und bleibt auf lange Sicht ungelöst, trotzdem laufen die Atomkraftwerke munter weiter. Die Stromkonzerne überziehen das Land mit Schadenersatzklagen für entgangene Gewinne und wollen sich ihrer Verantwortung für den Rückbau entledigen, indem sie die unrentabel werdenden Atom- und Kohlekraftwerke in „Bad Banks“ auszulagern versuchen. Nachdem die Gewinne eingefahren sind, soll sich die Allgemeinheit um Rückbau und Entsorgung kümmern.
Auch deshalb wollen wir Mahnen und zur Wachsamkeit aufrufen.

Nicht zuletzt wollen wir unsere Politiker/innen vor Ort an ihre Verantwortung erinnern und auffordern, die Energiewende voranzutreiben. Aus diesem Grund hatten wir uns im November 2014 mit 10.000 Flyern für einen Windpark am Winterstein ausgesprochen. Endlich gibt es Bewegung und wir hoffen an der Mahnwache etwas mehr über den Planungsstand zu erfahren. Der Windpark am Winterstein wird Friedbergs wichtigster Beitrag zur Energiewende. Er benötigt kräftige Unterstützung, denn schon haben sich AfD und FDP dagegen positioniert.
Auch deshalb wollen wir Mahnen und zur Wachsamkeit aufrufen.

Bereits am 08. März findet ebenfalls unter dem Motto „Fukushima keine Entwarnung“ eine Demonstration am Atomkraftwerk Neckarwestheim statt.
Das Friedberger Aktionsbündnis wird mit einigen Privatautos teilnehmen und wir helfen gerne bei der Vermittlung von Mitfahrgelegenheiten. Interessenten sollten Sie sich möglichst umgehend per E-Mail melden.